Freitag, April 13, 2007

Ab jetzt gibt es hier nichts Neues mehr.

Das war's, Blogger.com, ich stehe jetzt auf eigenen Füßen. Danke für ein Jahr Gastfreundschaft.



Ab heute geht es weiter unter http://barmblognord.com.

Mittwoch, April 11, 2007

Kurze Unterbrechung des Programms

Das Barmblog ist derzeit wegen eines Umzugs geschlossen. Ab demnächst geht's weiter mit einer eigenen Domain. Stecke im Moment bis über beide Ohren in WordPress. Die neue URL wird hier veröffentlicht, sobald die Kisten ausgepackt sind und ich es mir drüben ein wenig gemütlich gemacht habe.



In der Zwischenzeit empfehle ich ein paar Blogs aus meiner Blogroll. Oder einfach nur warten.

Sonntag, April 08, 2007

Selbsthilfe auf Kosten der Tiefkühlpizza

Im Haus neben der WG der damaligen Freundin war auf derselben Etage eine Wohngruppe der Internationalen Bundes (ib) untergebracht. Bei uns heiß diese Wohngruppe schon sehr schnell nur noch die Bescheurten Kinder (BK, Digger Alder!), spätestens aber seit der Nacht, als nachts um drei in der Nebenwohnung ein Radiowecker anging -- auf voller Lautstärke, aber ohne, dass jemand davon geweckt werden wollte. Die einzigen, die geweckt wurden, waren die Freundin und ich. Und zwar nicht zu knapp. Es war eine laue Sommernacht: nicht nur wir hatten das Fenster geöffnet, auch in der verlassenen Nachbarwohnung hatte man die Fenster offengelassen. Die Hoffnung, dass das nur ein kurzer Schreck war und jemand bald das Radio abstelle, zerstreute sich nach zehn Minuten. Das Fenster zu schließen brachte auch nichts.


So packte ich meinen ganzen Mut zusammen, zog mich an und ging mit dem Hausschlüssel ins Nachbarhaus, in der Hoffnung, in der Wohnung doch jemanden wachklingeln zu können. Der Hausschlüssel passte auch auf das Nebenhaus; die Häuser gehörten demselben Vermieter.


Vier Treppen runter, auf der Straße nach nebenan, aufgeschlossen und vier Treppen wieder hoch. Oben angekommen, machte natürlich niemand die Tür auf -- es war ja auch keiner da. Bei dem irren Krach, der von dem Radiowecker ausging, hätte dort auch niemand mehr sein können. Etwas hilflos überlegte ich, was nun zu tun sei, an Schlaf war nicht zu denken und noch eine Dreiviertelstunde zu warten, auf dass der Wecker dann von allein ausging, wollte ich uns auch nicht zumuten.


Die Lösung war einfach greifbar: Aus unerfindlichen Gründen befindet sich der Sicherungskasten nicht innerhalb der Wohnung, sondern im Treppenhaus. Kurze Skrupel ob des Kühlschrankinhalts waren schnell beiseite gewischt, ein beherzter Griff auf alle Kippschalter und *klack* war Ruhe. Ruhe, so sanft wie die feinste Pfirsichhaut der Süßen, die im Nebenhaus meiner Wiederkehr harrte. Ich bestieg meinen Schimmel, ritt wieder rüber ins Bett und konnte eine kleine Kerbe in mein Skurrilitätenhölzchen machen.


Die Schlüsselgleichheit kam uns hier ganz gelegen -- Monate später sollte es nicht ganz so gimpflich abgehen. Aber davon erzähle ich ein anderes Mal.

Mittwoch, April 04, 2007

Mein Gadget-Zoo führt ein interessantes Eigenleben

Ich habe die Nase voll. In Zukunft gibt's hier weniger Geschichten über Eletronikdinge aus meinem Haushalt zu lesen: Die Gadgets lesen mit und führen ein Eigenleben. Eindeutig. Im Januar hat Mathilda (mein iPod) hier mitgelesen und gestern abend ist der Mausball (um es möglichst unverfänglich zu nennen) meiner Mighty Mouse kaputt gegangen, kaum dass ich mal eine Bemerkung drüber gemacht habe. Habe das Biest heute zum Kundendienst getragen. Grrrr...


Zumindest bestätigt das aber meinen Tick, dass alle Dinge eine kleine Seele haben.


Nachtrag


Mal den Scrollball saubermachen


steht auf dem Reparaturzettel, den der Techniker ausgefüllt hat, nachdem er meine Maus für fehlerfrei befunden hat. Und das mir, dem stadtbekannten neurotisch-zwanghaften Mauskugelreiniger! Keine Maus, die ich nicht sofort von sämtlichen Lagen angetrockneten Staubes befreie, wenn sie mir unter die Finger kriege und ich dieses verhasste Huppeln der Mauskugel spüre. Nun ja, die Maus geht wieder und ich kann meinen Neigungen wieder nachgehen, obwohl die schicke Laser-gesteuerte Maus ja gar keine Kugel mehr hat.

Aus der Frühzeit des Internet

Auf der Website der Universitätsbibliothek Osnabrück, Sommersemester ca. 1995:


Die Öffnungszeiten während der Semesterferien entnehmen Sie bitte dem Aushang.


D'oh

Dienstag, April 03, 2007

Gerettet durch einen Rechtsanwalt

Ich hatte nicht viel vor an diesem Tag: am späten Vormittag zur Kontrolle zur Zahnärztin, mittags war ich in der Mensa verabredet. Es waren Semesterferien. Gute Gelegenheit, mal wieder auszuschlafen und sich vom anstrengenden Studium zu erholen.


Die Freundin hatte es nicht so gut, sie musste früh raus, in den Knast. Nicht wegen eigener Vergehen, sondern mit dem Anwalt, bei dem sie ein Praktikum machte, einen Klienten besuchen. Das war wohl der Momente im Jurastudium, in denen es ein wenig lebendiger zugeht. Leider aber auch morgens etwas zeitiger als für mich, den bummeligen Geisteswissenschaftler.


Wir hatten bei ihr übernachtet, in der WG, die sie mit drei anderen teilte. Freundlicherweise durfte ich noch ein wenig liegen bleiben, um nicht vor dem Zahnarztbesuch nochmal für eine Stunde nach Hause fahren zu müssen. Ich stand etwas später auf, putzte mir schnell die Zähne und wollte mich aus dem Staub machen, stellte aber fest, dass die Wohnungstür abgeschlossen war. Dreck. Die Mitbewohner. Sie wussten nicht, dass ich noch da war, waren gegangen und hatten die Tür abgeschlossen. Die Freundin und ich waren zwar dicke miteinander, doch wegen eines Vetos der Mitbewohner hatte ich keinen eigenen Schlüssel für die Wohnung. Ich war eingesperrt.


Schicksal. Ich begann, mich auf einen langen Tag allein einzurichten. Als erstes rief ich bei der Zahnärztin an und sagte den Termin ab. Nicht ohne Gelächter der Arzthelferin, als sie von meinem Unglück erfuhr. Danach rief ich in der Anwaltskanzlei an, doch die Freundin und der Anwalt waren schon unterwegs auf dem Weg in der Justizvollzugsanstalt. Man gab mir aber aufgrund der prekären Lage die Mobilnummer des Anwalts. Den kriegte ich glücklicherweise auch direkt an die Strippe. Er war kurz angebunden, reichte mich aber an die Freundin weiter. Auch sie hörte sich die Geschichte an, sagte, dass sie da auch nichts machen könne und ich solle mir einen schönen Tag machen.


Ich tat wie mir geheißen. Erstmal unter die Dusche. Während ich mich einseifte, klingelte es heftig an der Tür. Ich nahm es mit einem Schulterzucken hin, konnte ja ohnehin nicht aufmachen. Doch es klingelte häufig und heftig. Ein paar Minuten später klopfte es an der Tür. Mittlerweile leicht mit einem Handtuch bekleidet, fragte ich nach dem Begehr des Besuchers:


Schlüsseldienst! Ich mach Ihnen die Tür auf und tausche das Schloss aus!


Aber... aber... aber...


Kaum dass ich mich versah, war die Tür offen, der Mann vom Schlüsseldienst grinste mich an, drückte mir einen neuen Satz Schlüssel in die Hand und verabschiedete sich freundlich. Meine gestammelte Frage, wer ihn denn beauftragt habe, beantwirtete er bereits im Trepperuntergehen:


Der Rechtsanwalt!


Sprach's und war verschwunden. Ich war befreit! Vermutlich selten habe ich so dämlich aus der spärlichen Wäsche geschaut. Ich war ein freier Mann, konnte gehen und die Wohnung hinter mir lassen!


Nicht ganz. Schließlich hatte sich das Spiel gewendet. War ich vorher noch der einzige ohne Schlüssel, war ich nun der einzige mit Schlüssel für die Wohnung. Weder die Freundin, noch die Mitbewohner hätten die Chance, in die Wohnung reinzukommen, wenn ich nun gehen würde. Das alte Schloss war ausgebaut, deren Schlüssel wertlos.


Ungefähr so wertlos wie meine just wieder erlangte Freiheit. Dreck verdammter. Es war ungefähr das Jahr 1996, es hatte auch noch nicht jeder Student ein Mobiltelefon, sodass ich niemanden der Betroffenen hätte erreichen können.


Aus der Affäre rettete ich mich schließlich, indem ich die neuen Schlüssel in den Briefkasten der WG warf (mit einem erklärenden Briefchen) und einen Zettel an der Wohnungstür im fünften Stock befestigte, dass man doch bei der Rückkehr bitte in den Briefkasten schauen solle. Das half. Nun war ich wirklich frei.


Epilog


Weder die Mitbewohner noch die Hausverwaltung fanden diese Geschichte besonders komisch. Die Mitbewohner waren aber ohnehin sehr spaßbefreit, daher machte mir das nicht viel. Umso mehr Spaß hatte der Anwalt. Nachdem die Freundin ihm das Malheur nämlich berichtet hatte, lachte er sich krumm und erinnerte sich daran, dass ihm der Schlüsseldienst noch einen Gefallen schuldete. Ich weiß nicht mehr, ob der Anwalt Ärger bekommen hat, weil er ein Mobiltelefon mit ins Gefängnis genommen hatte. Das ist verboten, war mir aber an diesem Tag sehr recht.

Montag, April 02, 2007

Mausersatz

Das, was es heute bei XKCD über Maussteuerung bei Notebooks zu sehen gibt, gilt übrigens auch weitestgehend für das kleine Nubsi auf der Mighty Mouse, mit der ich mein MacBook steuere.


Und bevor einer auf doofe Ideen kommt: Ja, das Notebook ist ein Mädchen und heißt Nikita. Nein: der Frauenname hat absolut nichts mit der Maus zu tun. Ich verbitte mir blöde Kommentare.

Sonntag, April 01, 2007

Rechtsradikale Gematrie

Die Rechtsradikalen sind zwar primitiv in den Köpfen, aber für Zahlenspiele gerne zu haben. Da ziehen sie irgendeine Mystik raus. Besonders die 1 und die 8 haben es den Neonazis angetan, da A der erste, H der achte Buchstabe des Alphabets ist. Daraus kann man Hitlers Initialien basteln, oder auch den Hitlergruß in Form der Zahl 88 symbolisieren.


Anfang der Neunziger Jahre gab es in Mölln einen Treffpunkt der rechten Szene, der sich Club 88 nannte. Das ging damals durch die Medien und der Zusammenhang zwischen der Zahl und den Neonazis blieb kaum jemandem verborgen. Außer vielleicht den Leuten, die in Mecklenburg(!!!) das Feriendorf Fleesensee kontruiert haben, und ausgerechnet dem Jugendzentrum den Namen "Pier 88" gaben, weil es halt im achtundachtzigsten Haus der Ferienanlage stand. Auf meinen Brief an die Verwaltung des Feriendorfs, in dem ich sie darauf aufmerksam machte, erhielt ich nie eine Antwort.


Nun macht mich der treue Leser Eckart auf eine Pressemeldung aufmerksam, die ich zwar zur Kenntnis genommen hatte, mir aber nichts gedacht hatte. Der Einfachheit halber zitiere ich hier ausnahmsweise mal wieder Spiegel Online:


"Einigung nach jahrelangem Rechtsstreit: KarstadtQuelle wird die Erben der von den Nazis enteigneten jüdischen Kaufmannsfamilie Wertheim entschädigen. Nach Angaben der Jewish Claims Conference zahlt der Konzern 88 Millionen Euro."


Dazu Eckart:


88 Millionen, ja? Ausserdem könnte man den Erben in den Kaufhäusern einen tausendjährigen Rabatt von 1,8% einräumen. Nur so als Idee.


Ob da wohl mehr hintersteckt? Den Erben nochmal nachträglich einen reinzuwürgen? Lasst die Verschwörungstheoretiker von den Leinen!

Samstag, März 31, 2007

Fehlkauf? Produktwandel?

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Als ich eben die vor einigen Wochen gekaufte Packung neue Staubsaugerbeutel öffnete und reinschaute, formte sich in meinem Kopf die Frage, ob ich nicht aus Versehen eine Packung Windeln gekauft habe.

Freitag, März 30, 2007

Noch eine üble Abfuhr

Auf einem Ausflugsschiff im Doubtful Sound. Ich stand an Deck, ließ mir den Wind um die Nase pfeifen und versuchte, ein wenig Konversation mit der Amerikanerin neben mir zu treiben. Ich sprach sie an, sie sah seltsam gekränkt zurück und sagte:


"I'm going downstairs. Don't follow."


Blöde Kuh.

Mittwoch, März 28, 2007

Üble Abfuhr (selbst geflochtener, unverlangter Korb)

Ganz furchtbar ist der Tag, an dem man das erste Mal von jüngeren Leuten aus der eigenen Peer-Group gesiezt wird. Man möchte am liebsten sofort das nächstgelegenste Seniorenheim um Asyl bitten, zumindest aber zum Arzt rennen, um mit Vorsorgeuntersuchungen anzufangen, so alt kommt man sich dabei vor. Wenn dieses erste Gesiezt werden auch noch in einer Studentenkneipe passiert, kann einen das ganz schön verstören. Sollte das ganze auch noch -- um noch einen drauf zu setzen --- in einen Korb münden, denkt man an Spontansuizid. Wem das passiert ist? Ratet mal!


Georg und ich saßen im städtisch geförderten Veranstaltungszentrum unserer Universitätsstadt. Ja, genau, diesem Mischding aus Kneipe, Kulturhaus und Programmkino, das es überall gibt, wo es auch Rollenspielgruppen und lateinamerikanische Kulturvereine gibt. In unserem Fall war es die "Lagerhalle" in Osnabrück. Es war ein Abend, wie wir sie 1998/99 reichlich hatten: Wir tranken unsere Weizenbiere und erfreuten uns an den umherlaufenden jungen Damen. Die kleine rothaarige Kellnerin, die ich schon häufig mittags in der Mensa gesehen hatte, kam auf uns zu und stellte die böse, böse Frage:


Möchten Sie beide auch noch etwas trinken?


Das war's. Nichts würde mehr so sein wie vorher. Die kleine rothaarige Kellnerin hatte mich gesiezt. Wie ein Vorschlaghammer vor den vorderen Hirnlappen traf mich die Anrede im Plural der Dritten Person. Ich war so konsterniert, das mein Artikulator leichte Aussätze zeigte und ich wohl etwas undeutlich fragte:


Siezt Du mich auch in der Mensa?


Nur dass alle Anwesenden (Georg und -- vor allem -- die kleine rothaarige Kellnerin) verstanden haben:


Siehst Du mich auch in der Mensa?


Zuerst verstand ich nicht, warum Georg auf einmal mit offenem Mund dasaß und mich anschaute, als hätte ich gerade versucht, die kleine rothaarige Kellnerin anzugraben -- obwohl ich doch noch in den besten Händen war, damals. Es dämmerte mir, doch der Satz war gesagt und sie hatte mich auch falsch verstanden.


Sie war ebenfalls verblüfft. Fragte zurück:


Studierst Du auch?


Puh, da war es wieder, das "Du". Immerhin. Nichtsdestotrotz ging von da an alles den Bach runter:


Ja, Computerlinguistik.


Antwortete ich, in der vagen Hoffnung, noch etwas retten zu können. Doch das war müßig, das Urteil war gefallen:


Bäh!


sagte sie und verschwand.


Ich habe die kleine rothaarige Kellnerin danach natürlich noch häufig in der Mensa gesehen. Sie mich vermutlich auch. Doch nie hat sie ein freundliches Zeichen der Wiedererkennung von sich gegeben.


Irgendwann verließ ich die Stadt.

Dienstag, März 27, 2007

Kurzer Pausenfüller

metropoli-hi-score


Alle, die gerade mal nichts zu tun haben, gehen mal gerade flott zum Geographie-Quiz bei der SZ rüber und versuchen, meine 454 km Abweichung zu schlagen!


High Scores bitte in die Kommentare!

Dave Chapelles Block Party: Bed Stuy -- Do Or Die

Bin schon ein wenig länger raus aus dem HipHop Geschäft. Nicht auf der aktiven Seite, auf einer Bühne stand ich nie (wobei: der Grieche und ich hatten in den Achtziger Jahren eine kick ass Kurtis Blow Imitation drauf: I was walking down the avenue the other day when I heard this crazy sound...), aber gehört habe ich viel HipHop. Anfang der Neunziger Jahre entdeckte ich die Beastie Boys abseits vom Partygegröhle und versank in Cypress Hill, House of Pain, Public Enemy und den anderen Bands, die damals viel gespielt wurden. Doch die Faszination am amerikanischen HipHop wich immer mehr dem Interesse an deutschem HipHop. Irgendwann war ich ganz raus und entdeckte andere Dinge. Wenn ich heute HipHop höre, ist es meistens, wenn irgendwelche Pseudo Ghetto-Kids mit plärrenden Mobiltelefonen in der U-Bahn ihre Gangsta Attitüde raushängen lassen. Das macht nicht viel Lust auf diese Musik.


Daher war ich ein wenig skeptisch, als mir die R. und der kleine Bruder unabhängig voneinander den Film Dave Chapelle's Block Party ans Herz legten. Am Samstag abend war es soweit: Amango hatte mir den Film dankenswerterweise schon kurz nach dem Erscheinen der DVD zugeschickt.


Der Komiker Dave Chapelle muss sich mit diesem Projekt einen Lebenstraum verwirklicht haben: Einen Tag lang die Crème de la Crème des HipHop in einer Seitenstraße in Bedford-Stuyvesant in Brooklyn zu versammeln und ein ganz fettes Konzert mit ungefähr 5000 Leuten zu veranstalten. Der Film dokumentiert die Vorbereitungen des Konzerts, holt die Bewohner des Viertels dazu, fängt die Stimmung hinter der Bühne ein und begleitet verschiedenste Leute aus Chapelles Heimatstadt Dayton, die er einlädt, nach New York zu kommen und dabei zu sein. Immer wieder eingesprenkelt werden kurze Comedy Nummern des Gastgebers.


So tauche ich per DVD in einen Tag in Bed Stuy ein; eine Gegend, die mir immer wieder auffällt, seit ich 1989 das erste Mal Spike Lees "Do the Right Thing" gesehen habe.


Funktioniert das? Was soll ich sagen: Genau so soll ein Konzert Film sein. Genau so soll eine Dokumentation sein. Genau so soll ein mit Musik unterlegter Comedy Film sein.


Und natürlich: Musik, Musik, Musik vom feinsten, weit abseits von einfachen Beatbox-und-Dicke-Eier-Gehabe: HipHop, Funk, Soul -- von allem soviel, das man einen Eindruck bekommt, ohne dass es eintönig oder zuviel wird. Das wird unterstützt vom intelligenten Schnitt, der auf Chronologie verzichtet, um neben der Musik auch immer wieder die Leute rund um das Konzert zu präsentieren: Musiker, Zuschauer, Nachbarn.


Die Party kulminiert in einer Wiedervereinigung der Fugees. Eine Überraschung für die Partygäste, denen das bemerkenswerte Ereignis als "alternative Lösung einer technischen Schwierigkeit" angekündigt wird. Da Lauryn Hills Plattenfirma die Rechte für die Stücke nicht geben wollte, hat sie kurzerhand die Band das erste Mal nach sieben Jahren auf der Bühne zusammengebracht. Die Begeisterung des Publikums sorgt sogar bei Leuten wie mir, die mit der Musik nicht mehr viel zu tun haben, für einen kalten Schauer über den Rücken. Nun freue ich mich auf die eben bestelle Mos Def CD und bin gespannt, ob ich mich noch ein zweites Mal für den HipHop begeistern kann.

Montag, März 26, 2007

In eigener Sache: Habe heute mein neues Mobiltelefon bekommen und bin nun wieder unter der bekannten Nummer erreichbar. Dieser Zustand wird nun hoffentlich ein wenig länge andauern. Wie ich mein Glück kenne, irgendwas zwischen zwei Wochen und einem Jahr.

Sonntag, März 25, 2007

Zeitumstellung nicht nur bei uns

Seit vor ein paar Wochen Skype in mein Leben getreten ist und immer läuft, wenn der Laptop läuft, ist mein Plan der weltumspannenden Kontrolle einen Schritt weiter gekommen: ich sehe, wer von meinen Buddys gerade Online ist.


Besonders merke ich das beim Freund B., der in Immer, wenn ich zwischen 20 und 20:30 Uhr am Rechner sitze, machte der Rechner in den letzten Wochen diesen typischen "Blubb" Sound, wenn B. ziemlich genau auf der anderen Seite der Welt sehr regelmäßig seine Tischlerwerkstatt betritt und seinen Rechner hochfährt. In den Monaten Oktober bis März sind es zwölf Stunden Zeitunterschied zwischen Mitteleuropa und Neuseeland, die Kiwis sind uns einen halben tag voraus.


Heute kam das "Blubb" erst um 22:06. Hm? Lang geschlafen, da unten? Nee, die haben ja auch Zeitumstellung, stellen von Sommer- auf Winterzeit zurück, während wir von Winter- auf Sommerzeit vorstellen. Somit sind es heute nur noch zehn statt zwölf Stunden Unterschied und B. ist ganz normal zur Arbeit gekommen.


Wer sich solche Dinge nur schlecht vorstellen und ein wenig Visualisierung von Helligkeit und Dunkelheit auf unserem Planeten braucht, sollte sich mal OSXplanet anschauen.

Abwerbung im Bewerbungsgespräch

Jeder, der um die Jahrtausendwende im IT-Bereich gearbeitet hat, besitzt seinen kleinen Fundus an Geschichten über die Skurrilitäten und den Irrsinn, der in dieser Zeit herrschte. Meine kleine Anekdote, die ich hier heute mal ausbreiten möchte, kommt aus einem Bewerbungsgespräch, das ich im Januar 2000 führte.


Relativ frisch nach dem Studium und unzufrieden mit der Gesamtsituation suchte ich nach örtlicher und beruflicher Veränderung. Da war es nur passend, dass die aufstrebende und reichlich mit Kapital ausgestattete Telekommunikationsfirma, für die mein Mitbewohner unter der Woche in Berlin arbeitete, dringend Leute im IT-Bereich suchte. Genauer gesagt: Einen Systemadminstrator.


Ein Bewerbungsgespräch war schnell organisiert. Mir saßen drei Mitarbeiter gegenüber, der federführende IT-Chef war von einer bekannten Beratungsfirma. Das Gespräch lief prima, wir wurden uns schnell einig, dass ich ein guter Kandidat für den Job wäre. Der freundliche IT-Berater-Chef bestand drauf, mich persönlich zur Straße zu bringen und mir zu zeigen, in welchem der benachbarten Gebäude mein Mitbewohner arbeitete.


Bei der kurzen Aufzugsfahrt nach unten gab's dann folgenden Dialog:


Er: Alexander, nachdem, was Sie eben alles erzählt haben, klingen Sie wie jemand, der gerne Leute anleitet, gerne Projekte macht, wie jemand, der gerne... berät.


Ich: Ja, das könnte ich mir schon vorstellen.


Er: Dann gebe ich Ihnen mal meine Visitenkarte. Wenn Sie mal in den Bereich reinschauen wollen, melden Sie sich doch bei mir.


Nach diesem wenig subtilen Abwerbeversuch unmittelbar nach dem Bewerbungsgespräch wusste ich, dass ich mir die Sache mit der Systemadministration nochmal gut überlegen sollte. Habe wenig später als Berater angeheuert. Aber nicht bei der Firma, die mir so unverblümt ans Herz gelegt wurde. Mit deren moralischen Standards wäre ich nicht zurechtgekommen.

Donnerstag, März 22, 2007

Spaß mit Kugeln

Beim ORION Erotik-Fachgeschäft auf der Fuhle gibt's zurzeit die Joy Balls recht günstig. Eigentlich uninteressant für mich, schon aus anatomischen Gründen kann ich mit vaginalmuskelstärkenden Kugeln nichts anfangen.


Innerlich lachen musste ich allerdings, als ich den Namen des Herstellers auf dem Plakat las: JOYDIVISION. Ob die Kugeln bei der Arbeit heimlich still und leise "Love Will Tear Us Apart" singen?

Dienstag, März 20, 2007

Der total wissenschaftliche USB Tassenwärmer-Test

Die A. hat mir etwas geschenkt: einen Tassenwärmer. Nicht irgendeinen, sondern -- dem Empfänger entsprechend völlig geekgemäß -- einen mit USB-Stromversorgung. Es gibt ja mittlerweile nichts mehr, was es nicht mit USB-Anschluss gibt. Bin spätestens seit der alljährlichen Dezemberlektüre des Pearl-Katalogs der Auffassung, dass USB nur in zweiter Linie ein Standard zur Datenübertragung ist. In erster Linie hingegen wird USB verwendet, um Gadgets mit Strom zu versorgen. Nicht viel Strom, das gibt die Spezifikation nicht her, wahrscheinlich nicht genug für ein Fondue-Set oder einen Grill. Zumindest aber eine Tasse und ihren Inhalt sollte man mit USB-geliefertem Strom warm halten können, oder etwa nicht? Ein Versuch soll es beweisen. Wie entwickelt sich die Temperatur von leciht erwärmten Wasser in einem beheizten Gefäß?


Habe mir folgenden Versuchsaufbau ausgedacht: Zwei Kaffeetassen werden mit 29° warmem Wasser gefüllt. Eine Tasse wird auf den vorgeheizten USB Tassenwärmer gestellt. Im Abstand von jeweils ca. 10 Minuten wird mit dem analogen Tee-Thermometer die Temperatur des Inhalts beider Tassen ermittelt. Durch die Verwendung von zwei Tassen sehen wir nicht nur den Wärmeffekt des Gerätes in absoluten Zahlen, sondern auch relativ zu einer nicht gewärmten Tasse. Das ganze findet nicht unter Laborbedingungen statt, aber für eine Indikation der Wirksamkeit sollte es reichen. Die Raumtemperatur beträgt 22°. Wer nach dem Luftdruck fragt, kann mir den Buckel runterrutschen; ich bin viel, aber kein Physiker.


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Der Versuch beginnt (man beachte die rote Aktivitäts-LED am Tassenwärmer):


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Nach ca. 20 Minuten un zwei Messungen beende ich den Versuch. Die Ergebnisse:







ZeitTasse (gewärmt)Tasse (Vergleich)
18:00 Uhr29,0°29,0°
18:11 Uhr27,2°26°
18:20 Uhr27,0°25°


Hm. 2° Unterschied zwischen beheizter und unbeheizter Tasse nach 20 Minuten? Ob sich das wirklich lohnt? Vielleicht dann doch lieber ein traditionelles Stövchen mit Kerze. Oder aber das Heißgetränk schneller trinken, damit es gar nicht erst kalt wird.

Montag, März 19, 2007

Revanchistischer Exkurs: Weltherrschaft in der Touristikbranche

Die deutsche TUI will mit der britischen First Choice fusionieren, nachdem letzte Woche die Karstadt-Tochter Thomas Cook ankündigte, mit der ebenfalls britischen Mytravel zusammengehen zu wollen. Damit sollten deutsche Reiseunternehmer die Regeln am Markte weitestgehend diktieren können.


Damit gelingt uns endgültig, wonach wir seit Jahren streben: Deutsche Vorherrschaft an allen Hotel-Swimming Pools der Welt. Nie wieder britische Handtücher auf von uns kontrollierten Liegestühlen! Yeeesssss! Jawoll!

Sonntag, März 18, 2007

Einmal Mond und zurück

Laut der Samstagsausgabe des Wissenschaftsfachblatts BILD, haben deutsche Wissenschaftler beschlossen, dass auch wir jetzt bald mal zum Mond fliegen müssen. Die Schlagzeile "Hurra, wir Deutsche fliegen zum Mond" ist so maßlos bräsig, dass ich nicht weiß, ob ich darüber lachen oder weinen soll. Vermutlich eher weinen.


Als ob unser so empfindliches nationales Seelchen es so dringend nötig hätte, irgendwas auf den Mond zu schießen. Aber gut, nehmen wir das mal als gegeben an. Dann hätte ich eine ganz große Bitte an das DLR: Bitte in der Kapsel einen Platz für Kai Diekmann reservieren. Nur der Hinweg bitte, zurück kann man ja ein paar Gesteinsbrocken mitnehmen.

Samstag, März 17, 2007

Der TKKG weine ich keine Träne hinterher

Vor einer Woche verstarb der TKKG Autor Stefan Wolf. Mir hat diese Serie ja nie großartig zugesagt. Das war alles zu glatt, zu steril. Kein Vergleich zu den ???, die mit ihrem im Schrott verborgenen Wohnwagen und dem Dauerabo auf einen Rolls-Royce einen Stilvorsprung hatten, den die verknarzten Jungspießer von TKKG niemals erreichen konnten.


Außerdem -- und das war für mich wirklich das entscheidende -- habe ich nie verstanden, wie diese Jugendlichen bereits mit 13 Jahren in die 9. Klasse gehen konnten. Im Rahmen einer normalen deutschen Schulkarriere (Einschulung mit sechs Jahren) wird man in der 9. Klasse 16. Sowas von unglaubwürdig...

Freitag, März 16, 2007

Es wird Frühling, die Telefone werden flügge

Dringend für 2008 merken: Ab Mitte März besonders gut auf das Mobiltelefon aufpassen. Nachdem mir im letzten Jahr ungefähr um dieselbe Jahreszeit zwei Mobiltelefone verloren gegangen sind, ist mir das gleiche heute wieder passiert.


Also: Same procedure as last year. Ihr wisst ja, wie's geht: Bitte vorerst keine SMS oder Anrufe an die bekannte Nummer. Wir melden uns, sobald der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt ist.


Sollte jemand ein ein T610 oder T630 herumliegen haben, das er nicht mehr braucht, freue ich mich über eindeutige Angebote...

Am schnellsten nach Neuseeland?

Habe gerade eine faszinierende Website gefunden: If the Earth were a sandwich. Für alle, die immer schonmal genau wissen wollten, was sich auf der anderen Seite der Welt befindet. Sehr praktisch.


Der kürzeste Weg zu meinem Freund B. ist also, von Córdoba in Spanien aus über die A431 nach Westen zu fahren, bis in den kleinen Ort Posadas. Dort ein wenig westlich vom Zentrum einfach nur noch buddeln, buddeln, buddeln, und -- kaum dass ich mich versehe -- stehe ich beim alten Kindergartenfreund im Garten.

Donnerstag, März 15, 2007

Ungewohnter Apple Fanboy-ism in diesem Blog

Heise berichtet, dass der Zune Player von Microsoft nun auch nach Deutschland kommt. Spontaner Gedanke: Kann ihn bitte jemand vom Flughafen abholen? Aber nur, wenn's keine Umstände macht. Danke.

Mittwoch, März 14, 2007

Wie ich mal fast auf die Fresse gekriegt hätte

Was man gar nicht möchte und was mir nach den Jahren im Rückblick völlig skurril vorkommt, war der Anruf, den ich am Morgen nach der ersten Nacht mit ihr entgegennahm. Ungewöhnliche Zeit, morgens um sieben, den jungen Mann am anderen Ende kannte ich nicht. Sie schon: es war ihr Ex-Freund, von dem sie sich vor ein paar Wochen getrennt hatte. Er wohnte im selben Studentenwohnheim wie sie, konnte von seinem Zimmer aus ihres sehen und war die ganze Nacht vor Sorge zerfressen, weil bei ihr das Licht den Abend über nicht an- und später wieder ausgegangen war. Irgendwoher hatte er meine Nummer organisiert und erkundigte sich morgens nach ihrem Wohlbefinden. Habe den Hörer weiter gereicht.


Ein paar Wochen später wollte ich sie bei ihren Eltern besuchen, besorgte mir über das Schwarze Brett eine Mitfahrgelegenheit in ihre Stadt. Der Fahrer sagte beim Losfahren, wir müssen noch einen Mitfahrer abholen, er wohne in dem Studentenwohnheim in der Nähe. Es war ihr Studentenwohnheim. Mir schwante Übles. Der Ex-Freund kam auch aus ihrer Stadt, fuhr auch häufig am Wochenende nach Hause.


Wie sollte es anders sein: Kaum, dass wir es uns versahen, saßen wir -- nur getrennt durch eine dritte Person -- auf der engen Rückbank eines Golfs oder Polos oder so. Wir kannten uns offiziell nicht. Er sah mich, ihm fiel einiges aus dem Gesicht und nannte den anderen seinen Namen. Ich sagte so etwas wie "Wir haben ja schonmal miteinander telefoniert". Mir wurde später zugetragen, dass mir auch nur ein einziges weiteres Wort eine Tracht Prügel eingebracht hätte. Glück gehabt. Glück auch, dass der Fahrer -- der nichts von der Delikatheit der Situation ahnte -- nicht so etwas sagte wie "Oh, Alexander fährt auch in Deine Stadt. Er besucht seine Freundin dort." Eieiei.

Dienstag, März 13, 2007

Jung! Attraktiv! Intelligent!

Dank der Süddeutschen Zeitung strotze ich heute vor Selbstbewusstsein:


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(c) Süddeutsche Zeitung


Jung, Attraktiv, Intelligent seien die Attribute, die man mit diesem Namen verbinde, so irgendeine Studie.


Weitere 59 Namen sind in dem Artikel aufgelistet. Nicht aufgelistet sind Namen wie Kevin, Pascal, Jacqueline oder MandySandyCandy. Aus Rücksicht?

Samstag, März 10, 2007

Samstag in Paris

Heute war der erste warme Tag des Jahres. Das ist immer ein besonderer Tag, wenn ich ohne Jacke herumlaufen kann und die Sonne mir den Pelz wärmt. Den ganzen Tag strahlend blauer Himmel, gefühlte 20 Grad in der Sonne. Dass mein Bruder und ich diesen Tag gemeinsam bei unserem Vater und seiner Freundin in Paris verbringen können, ist ein ganz besonderes Schmankerl. Das haben wir fein ausgenutzt: Zu Fuß durch das Quartier Latin, am Centre Pompidou vorbei, zu Les Halles und über die Rue Montmartre durch das neunte Arrondissement bis hoch zu Sacré Coeur und von dort aus wieder herunter zum Louvre.


Am frühen Abend habe ich mit meinem Vater noch eine Tour gemacht, um die neue Straßenbahnlinie an der südlichen Peripherie auszuprobieren. Warum ich in Paris Straßenbahn fahre? Ist eine lange Geschichte. Dazu ein anderes Mal. Bin dafür aber dieses Mal erstaunlich wenig Métro gefahren. Nun ist es wie immer bei meinen Städtetouren: Ich renne den ganzen Tag herum und bin abends viel zu müde, um nochmal vor die Tür zu gehen und das Nachtleben auszuprobieren.


Daher hier nur ein paar Fotos vom Tage:


Rue de Rivoli 194


Rue de Rivoli, entlang der Tuilerien.


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L´opéra. Strahlend hell.


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Hier sichert jemand seinen Besitzstand. So ein Einkaufswagen kostet ja auch einen Euro.

Le Barmblog visite Paris

Statt der Miszellaneen zwischen Fuhle und Stadtpark gibt es dieses Wochenende Vermischtes zwischen Rue Monges und Jardin du Luxembourg. Stay tuned.


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Frühstück im 5. Arrondissement.


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Hinterhof in der Rue Lacepède


Kinder, der Frühling hängt in der Luft. Auf in die Stadt!

Donnerstag, März 08, 2007

Musiktipp

Ganz angetan bin ich vom neuen Album "Allee Sorgenlos" der Hamburger Band "Ich Jetzt Täglich", die ich vorletzte Woche bei Kaffee.Satz.Lesen gehört habe. Schöne Schrammelmusik, die mit einer instrumentalen Besonderheit aufwartet: Eine Geige ist dabei. Ganz erstaunlicherweise passt dieses ungewöhnliche Instrument sehr gut zu der Musik. Sie spielt keine extra-exponierte Rolle, so wie "Hey, wir haben eine Geige und ihr nicht (gefolgt von einem zehnminütigen Geigensolo)". Dabei geht sie auch nicht unter wie "Der xy möchte auch in der Band mitspielen, aber der spielt nur Geige". Ganz im Gegenteil: Ich frage mich, wie andere Bands ohne Geige auskommen.


Total irritierend ist nur, dass die Schlussgeräusche von "Wem gehört die Stadt" zu einer S-Bahn gehören. Eine leise S-Bahn beim Bremsen. Da es sich um eine Hamburger Band handelt, ist es praktischer- und authentischerweise natürlich eine Hamburger S-Bahn, ich tippe auf die Baureihe 474 (au verdammt, jetzt habe ich mich verraten). Dieses Geräusch löst bei mir nahezu reflexartiges Losrennen aus, denn ich könnte diese Bahn ja verpassen. Oder aber, als ich diese Stelle auf dem Weg nach Hause beim Einbiegen in meine Straße hörte, zu großer Verwunderung: Ist mein Gehör besser geworden, dass ich von hier aus trotz Kopfhörer die S-Bahn hören kann?


Zurück zur Musik: Ja, klasse, macht ganz viel Spaß. Sehr schöne Stimme, gut instrumentierte Lieder. Ich mag hier gar nicht in die "Die klingen wie abc gemischt mit xyz"-Kiste greifen, das raubt den Bands immer ihre Eigenständigkeit. Es sei gesagt, dass man ihnen ihre Herkunft aus der Hamburger Musikszene schon deutlich anmerkt. Mir gefällt's prima.


Ein kleiner Wermutstropfen ist die Aufnahmequalität: die variiert doch ein wenig auf der Platte. Bei Stücken wie "Ja und Amen" oder "Allee Sorgenlos" habe ich das Gefühl, eine sorgfältige Bühne vor mir zu haben: Die Musiker sind schön zu orten, die Instrumente sind präsent und gut unterscheidbar. Der erste Track "Yeah" klingt hingegen eher wie durch's Telefon aufgenommen und von Franz Ferdinand abgemischt. Aber das ist ein Detail, das den Spaß an der Musik nur für Ohren trübt, die gerne auf so etwas achten. Also meine.

Dienstag, März 06, 2007

Wo ist oben in Köln?

Vor einigen Wochen berichtete ich über den Kaffeeautomaten in der DB Lounge am Kölner Hauptbahnhof. Während mir diese Episode als liebenswerte Schrulle im Gedächtnis blieb, lieferte mir die kleine Schwester gestern ein verstörendes Indiz, das mich vermuten lässt, dass der Kölner mit Kaffeeautomaten im allgemeinen überfordert ist. Oder kann er einfach oben und unten nicht auseinanderhalten?


standesamtkoeln


"Bitte die Becher nicht falsch herum reinsetzen!" steht auf dem Schild, das die Schwester im Kölner Standesamt fotografiert hat. Das gibt mir jetzt arg zu denken. Bevor ich mich also zu Kommentaren über die Kölner hinreißen lasse, für die ich mir als gebürtiger Düsseldorfer nicht nur Schadenfreude sondern auch revanchistisches Gedankengut vorwerfen lassen muss, frage ich hier zur Sicherheit in die Runde, ob jemand schon in anderen Städten als Köln solche Warnhinweise gesehen hat. Gerne mit Foto, übrigens. Was natürlich noch viel besser wäre, sind weitere Indizien aus Köln, die meinen Verdacht erhärten.

Sonntag, März 04, 2007

3:0! 3:0 3:0!

Ach, liebe Hertha II, nur der Vollständigkeit halber erinnere ich nochmal an meinen Kurzbericht vom August 2006. Gestern war das Rückspiel und wir hatten dreimal die Gelegenheit, unseren Song 2 zu hören -- und zwar richtig ein- und ausgeblendet.


Eins aber musst Du mir noch erklären: Warum habt Ihr keine Unterstützer ans Millerntor geschickt? Hat mein kleiner Bruder etwa Recht mit seiner Behauptung, dass dieser Verein gar keine richtigen Fans hat, sondern die 200 Leute, die üblicherweise zum Heimspiel ins Jahn-Stadion kommen, gemietete Fans sind? Tut mir ja leid, das sagen zu müssen: You do walk alone.

Weswegen mir Konzerte immer weniger wichtig werden

Vor zwei Wochen haben Nouvelle Vague mal wieder in Hamburg gespielt, im Übel&Gefährlich im Bunker an der Feldstraße. E. und S. waren dabei, genauso wie ein paar Kollegen von E. Sehr angenehme Zusammenstellung von Leuten. Wir waren aber nicht die einzigen, das Konzert war ausverkauft. Nouvelle Vague könnten mittlerweile vermutlich auch noch größere Hallen füllen, aber für diese Musik braucht es dringend die Atmosphäre eines Clubs. Schon das Übel und Gefährlich ist eine Nummer zu groß, um die richtige Stimmung zwischen Musikern und Publikum zu erzeugen.


Die Musik war großartig. Die Show war exzellent. Zwar alles nicht mehr so intim wie im Knust im Dezember 2004, aber sehr energetisch. Als Melanie Pain allein für mich "In a Manner of Speaking" sang, hätte ich sie vom Fleck weg heiraten können. Ach...


Obwohl das Konzert nahezu alles richtig gemacht hat, merke ich doch, dass mir Konzerte immer weniger zusagen. Doofe Erkenntnis, da es früher für mich immer einer der großen Höhepunkte war, eine verehrte Gruppe live auf der Bühne zu sehen. Doch trotzdem gibt es ein paar Faktoren, die ich bei Konzerten einfach extrem störend finde.


Je größer der Veranstaltungsort, desto größer ist beispielsweise die Gefahr, dass Teile des Publikums die dargebotene Musik eher als Hintergrundberieselung verstehen, denn als zentrales Element des Abends. So wie zum Beispiel die beiden Kackbratzen links neben mir, die sich in unkonzertgemäßer Lautstärke über das Wochenende und die Beschwerlichkeit der Anfahrt unterhalten mussten. Das löst Unverständnis in mir aus. Zorn hingegen löst es aus, wenn Bratze Nr. 1 zusätzlich seine leeren Bierflaschen mangels einer geeigneten Abstellfläche aus Hüfthöhe auf den Boden fallen lässt. Mal vom Geräusch abgesehen, ist es einfach ätzend, in einem übervollen Club solche Dinge auf dem Boden herumliegen zu haben.


Eine Variation von Unterhaltungskonzertgästen sind Mitsing-, Klatsch-, Pfeif- und Schreigäste. Bin ich einfach nur langweilig und stockspießig, wenn ich bei einem Konzert nicht aus mir herausgehe und mit jeder Pore meines Körpers meiner Umwelt beweise, wie toll ich die Musik finde? Oder ist mein Genervtsein vielleicht verständlich, wenn bei den umwerfenden Schlagzeug- und Beckenarrangements der Nits bei "Sketches of Spain", bei denen es mir jedesmal kalt den Rücken herunterläuft, neben mir auf einmal die Ökomutti anfängt, mitzupfeifen? Muss man Melanie Pain, kaum, dass sie den letzten Ton hat verklingen lassen, ein "You are so great" entgegenbrüllen, wie vor zwei Wochen? Vielleicht kann man auch den Zauber dieser Stimme noch einen Moment auf sich wirken lassen. Ein wenig Demut vor großer künstlerischer Leistung wäre angebracht. Ist das zuviel verlangt von Leuten, die ihre kulturelle Sozialisation bei "Kult-Mega-Events" gewonnen haben, bei denen es ohnehin nicht auf die gebotenen Inhalte ankommt, sondern nur, dass man dabei war und diese Tatsache allein schon feierwürdig erscheint?


Außerdem sind mir Konzerte mittlerweile schlichtweg zu laut. Ohne Hörschutz geht es nicht. Seit ich aber vor einem Jahr meine hochspeziellen High-End Ohrstöpsel verloren habe und seitdem wieder auf die einfachen gelben Schaumstoffpfropfen umgestiegen bin, kann die Anlage im Saal noch so gut ausgesteuert sein -- es klingt einfach furchtbar. Aber ohne Schutz im Ohr geht gar nicht. Das ist schade.


Umso glücklicher bin ich, dass es in dieser Stadt auch Veranstaltungen wie das hoch geschätzte Kaffee.Satz.Lesen gibt, wo Leute mit ausreichend Feingefühl zusammenkommen und die -- wie die beiden letzten Lesungen gezeigt haben -- auch Platz für musikalische Beiträge bieten.

Freitag, März 02, 2007

Der Hochbahn kann es nicht schlecht gehen

Eins der wohlhabendsten Unternehmen in der Freien und Hansestadt Hamburg ist zweifelsohne die Hamburger Hochbahn AG. Zumindest investiert sie viel Geld in ihren Fuhrpark. Eine Menge Geld wird für Busse und Bahnen ausgegeben, aber auch für andere Dienstfahrzeuge ist eine Menge Geld da.


Regelmäßig steht in der Burchardstraße, direkt am Hochbahnhaus, ein Exemplar der Mercedes CL-Klasse (soweit mein Laienauge das richtig einordnet). Ein elegantes Fahrzeug, bestimmt nicht billig. Auf dem Armaturenbrett liegt üblicherweise gut sichtbarer Zettel mit dem Siegel der Hochbahn und der Aufschrift "Störungsdienst". Der Wagen steht übrigens immer im eingeschränkten Halteverbot.


Erklären muss man mir nur mal, weswegen die Hochbahn als städtisches Unternehmen ihr Dienstfahrzeug vom Störungsdienst in Ratzeburg angemeldet hat. Ist es nicht steuerlich sinnvoller, den Wagen in Hamburg anzumelden?

Donnerstag, März 01, 2007

Fotografie für Anfänger

Vor einigen Jahren saß ich mal mit dem dümmsten Menschen der Welt in einem Raum. Der Raum war das Planetarium im Deutschen Museum in München. Ich war nicht alleine da, ganz im Gegenteil -- der Raum war pickepackevoll mit italienischen Jugendlichen, die offenbar auf Klassenreise oder Jugendreise oder sonst wie unterwegs waren.


Die Vorstellung wurde dadurch ein wenig anstrengend. Nach der "da ich die Sprache eh nicht spreche, kann ich mich auch laut in meiner eigenen unterhalten, wird schon niemanden stören"-Phase kam die "Oh, das Sternbild sieht aus wie ein Penis"-Phase mit dem passenden Gekicher. Nervig, aber sie wurden ruhiger als sie merkten, dass sie die Mädchen in ihrer Gruppe damit auch nicht besonders beeindrucken konnten.


Ab dann scheint es ihnen gefallen zu haben. So sehr, dass einer von ihnen die Sterneneffekte im Bild festhalten wollte. Er nahm den Fotoapparat, hielt die Kamera nach oben und löste aus. Mit Blitz. Das Universum wurde für einen Augenblick in seinen Grundfesten erschüttert.


Das fassungslose Gesicht des Vorführers, als er die Vorstellung kurz unterbrach und das Licht anschaltete, werde ich nicht vergessen. Er meins, wenn er in meine Richtung geguckt haben sollte, vermutlich auch nicht.

Dienstag, Februar 27, 2007

Bitte desambiguieren Sie jetzt!

Der Tippfehler im Artikel des Handelsblatts über den Kurseinbruch an Chinas Börsen trägt nicht gerade zum besseren Verständnis der Kernaussage des Satzes bei. Oder aber der Autor weiß auch nicht, wie die Gesetze des Parlaments einzuordnen sind...


Es wird erwartet, dass Chinas Parlament einige marktfreindliche Gesetze verabschiedet, was in den Kursen aber schon weitgehend berücksichtigt war.

Montag, Februar 26, 2007

Der Sechs-Kuriositäten-Stock

Ähm, Sie da, Frau Lu, Sie haben da so einen Stock. Darf ich den gerade mal... danke!



Kuriosum #1: Türen und Schlösser


Ich habe ein gutes Erinnerungsvermögen für das haptische und akustische Verhalten von Türen. Die Festigkeit, mit der man eine Tür ins Schloss fallen lassen muss, das Geräusch, das die Tür dabei macht, oder das Gleiten des Schlüssels ins Schloss -- all das habe ich noch von sehr vielen Türen, die ich in meinem Leben durchschritt, in Erinnerung. Egal, ob das die Haustür des Elternhauses in Düsseldorf war (erstaunlich kurzer Schließweg, ein schnalzendes Geräusch, ein leichter Widerstand beim Betätigen des Schließhebels von innen), die Badezimmertür der Freundin der Mutter in New York (amerikanischer Knauf, leichtes Spiel in der Drehung, erfrischendes Schnappen der Falle beim Entschließen), oder die Tür meiner ersten Wohnung (eine von außen verschließbare Gartentür, etwas schwergängig, die Klinke innen zum Hochklappen reichte recht nah ans Glas heran -- nichts für große Hände): Die Eigenheiten sind mir sehr präsent.



Kuriosum #2: Zu faul zum Bücken


So ungelenkig ich in der Hüfte bin (die Yogalehrerin kann ein Lied davon singen), so gelenkig sind meine Zehen. Das nutze ich häufig, wenn ich etwas aufheben will, das direkt vor mir liegt und sich dafür eignet, mit den Zehen gegriffen zu werden. Dann bücke ich mich nicht, sondern greife den Gegenstand mit den Zehen und hebe ihn hoch.



Kuriosum #3: Aber ich habe doch auch eine Seele


Wie Lu und ich fest gestellt haben, ist dies ein geteilter Tick. Ich bin der Auffassung, dass alle Gegenstände, eine kleine Seele haben oder entwickeln, wenn sie nur lange genug im Besitz einer liebenden Person waren. Das macht es unheimlich schwer, Dinge, die ich lieb gewonnen habe oder die mal nützlich waren, einfach wegzuwerfen. Das können alte Computer sein oder mein altgedienter Brotkorb in Form einer Ente (der auf den vornehmen Namen "Brotente" hört -- genauso franzöisch ausgesprochen, wie die Entente). Ansonsten kriegen die Dinge aber nur selten Namen. Es reicht, wenn sie kleine Persönlichkeiten sind.



Kuriosum #4: U-Bahn Seismograph


Auch wenn mir häufiger mal eine gewisse Sensibilität für feine Schwingungen fehlt: Ich bemerke üblicherweise U-Bahnen, die unter mir herfahren. Es gibt ein paar Orte in der Stadt (das Restaurant Diep-Luu in der Rosenstraße [U2], das Heiligengeistfeld [U3] oder die Sprachschule in der Rothenbaumchaussee [U1]), wo ich ziemlich genau spüre, wenn eine Bahn den Tunnel unter mir passiert. Das ist besonders bei dem Restaurant bemerkenswert, weil (a) der Tunnel dort sehr tief ist und (b) ich häufig schon Kollegen gefragt habe, ob sie auch gerade dieses Zittern im Erdreich spüren. Letzteres konnte bislang noch niemand bejahen.



Kuriosum #5: Die Fahrplanauskunft


Noch etwas zu U-Bahnen, bzw. öffentlichen Verkehrsmitteln: Ich habe ein ziemlich gutes Gedächtnis für Fahrpläne. In einer neuen Stadt erkenne ich schnell Systematiken in Liniennetzen und Fahrplänen. Der ehemalige Kollege E. vermutete gar einmal, dass ich die Fahrpanauskunft des HVV sei und dass immer, wenn jemand eine Verbindung sucht, mein Telefon klingele (was auch erklärt, dass das Ding früher mal sehr langsam war). Als die damalige Freundin in Bonn mal direkt an der Victoriabrücke wohnte und man hervorragenden Blick auf die Gleise hatte, verbot sie mir mal, bei jedem vorbeifahrenden IC auf die Uhr zu schauen und dadurch festzustellen, ob er pünktlich war. Verdammte Zwangshandlung. Unnötig, zu erwähnen, dass Zugvögel mit Joachim Król einer meiner ganz, ganz großen Lieblingsfilme ist.



Kuriosum #6 (etwas im Abflauen): Das Telefonbuch und der Kalender


Früher konnte ich mir jede Telefonnummer merken, wenn ich sie auch nur wenige Male gewählt hatte. Das geht heute nicht mehr so gut, da man ja doch die meisten Nummern nur einmal wählt -- beim Eingeben in das Telefonbuch des Mobilgeräts. Schade eigentlich. Das war sehr praktisch. Natürlich weiß ich auch noch alle meine alten Telefonnummern auswendig: 0211/451421, 0211/453610, 0541/708598, 0541/982944, 0179/2403750, 0160/7576614. Bitte sehr.


Leider auch etwas im Abflauen: Ein nahezu perfektes Gedächtnis für Daten. Einige der alten Freunde spielen auch heute gerne noch das "Was hast Du am 12.11.1989 gemacht?"-Spiel mit mir. Selbst wenn ich es nicht auf den Tag genau weiß, kann ich einige Schlüsselereignisse zu einem plus/minus Ein Monats-Zeitraum nennen. Habe letztens fest gestellt, dass ich meine Silvester-Erlebnisse bis 1983 zurück nennen kann.



Kuriosum #7 (Bonus-Kuriosum): Und wer bitte waren Sie? Ach, mein Bruder.


So gut ich mir Telefonnummern, Daten und Fahrpläne merken kann, so schlecht ist mein Personengedächtnis. Ich sage immer, dass ich meine Schwester auf der Straße nicht wiedererkennen würde, wenn sie eine andere Frisur hätte. Insgeheim hielt ich das immer für übertrieben, man muss ja auch mit den schlechten Eigenschaften kokettieren. Jedoch erkannte ich vor einer Woche meinen Bruder tatsächlich nicht, als er mir ein Musikvideo zeigte, in dem er mitspielt. Hätte er es mir nicht gesagt, hätte ich ihn auch beim zweiten Mal nicht erkannt. Dumm nur, dass diese Defizienz gerne auch als Arroganz ausgelegt werden kann. Telefonnummern sind da nachsichtiger. Meine größte Bewunderung für den Freund B., der durch die Stadt läuft, mich auf einen Passanten hinweist und mir sagt, dass dieser vor knapp 25 Jahren in meiner Grundschule war.



Da ich mir diesen Stock nur kurz ausgeborgt habe, bekommt Lu ihn natürlich zurück. Wer ihn gerne haben möchte, kann ihn auf der Miagolare abholen.

Sonntag, Februar 25, 2007

Was macht die NeXT?

Ein bisschen geekiges Thema heute:


In dem Gebäude, in dem ich meinem Broterwerb nachgehe, gibt es ein seit Jahren leer stehendes Ladenlokal. Offenbar ist niemand an dieser wunderschönen Immobilie mitten im Hamburger Kontorhausviertel interessiert. Ab und zu kann man dort Zeichen von Aktivität erahnen, in der Form von Baustellenutensilien wie Leitern, Werkzeugkästen, etc.


So hat es mich schon ein wenig gewundert, als ich vor einigen Tagen beim Vorbeigehen im Augenwinkel einen Computer habe herumstehen sehen. Ein schwarzes Gerät, mit Monitor. So etwas ist ja nicht total ungewöhnlich, aber irgendwie kam mir die Form des Gerätes vertraut vor und ich sah genauer hin. Es war eine NeXTstation.


IMG_4367


Die Traummaschine der frühen Neunziger Jahre. Elegante, leistungsstarke Hardware. Ein Betriebssystem, das so schön und robust war, dass Apple es um die Jahrtausendwende als Grundlage für MacOS X genommen hat. Eine Maschine, auf der ich im Informatikstudium einige Übungen machen durfte, wenn ich einen der begehrten Plätze an diesen Geräten ergattern konnte.


So ein Ding steht nun seit Wochen schon in einem ansonsten verlassenen Ladenlokal herum. Mit Monitor und Drucker. Ich bin total neugierig, was sie dort macht. Habe schon überlegt, mal einen Zettel unter der Tür durchzuschieben und nachzufragen.


Aber vermutlich muss man schon ein ziemlicher Geek sein, um sich über sowas Gedanken zu machen...

Donnerstag, Februar 22, 2007

Zitate aus New York

Bin ein Riesenfan der Zitate-Website Overheard In New York. Seit Wochen warte ich auf ein geeignetes Zitat, um diese Site auch hier mal anzukündigen. Jetzt ist es mir unter der Überschrift Take That, You PC Fucks! untergekommen:



Chick #1: So, this black girl goes--


Chick #2, looking around: --You know, you really should say 'African American' these days. It's less, you know...


Chick #1: Fucking please. How do I know she's from Africa? My cousin, Maria, from Puerto Rico -- she's black like a boot. You call her 'Africa-anything,' she'll fucking kill you.


--3 train to 14th St


Urlaubserinnerungen

Beim ersten Anfall von Halsschmerzen in dieser Wintersaison habe ich heute morgen noch schnell die Flasche mit der Erkältungsmedizin, die ich im Oktober in Montréal gekauft habe, aus dem Badezimmerschrank gegriffen. Den wirklich fiesen Geschmack dieses Sirups hatte ich vergessen. Jetzt ist er wieder da. Brrrr...


Aber es war toll, den zu kaufen. R. und ich standen vor dem Regal im Drogeriemarkt und überlegten, welches der unzähligen Kombipräparate am geeignetesten wäre, um meine Oktobererkältung zu vertreiben. "Nimm doch das hier, da ist auch noch etwas gegen Halsschmerzen drin", sagte sie in ihrer unumstößlichen Weitsicht. Ich hatte zwar damals keine Halsschmerzen, dafür kommt mir dieser Bestandteil der Rezeptur nun sehr zu Gute.


Bin ein großer Freund des freien Verkaufs solcher Medikamente.

Dienstag, Februar 20, 2007

Antifaschistische Sinnkrise mit 17

Wenn man in seiner schwer politischen Phase, so mit 17, auf dem Weg zum wöchentlichen Treffen der Anti-Fa AG des eigenen Gymnasiums in der Straßenbahn von ein paar etwa gleichaltrigen Türken Jugendlichen mit orientalischem Migrationshintergrund ohne Angabe von Gründen verprügelt wird, darf man doch schon mal ruhigen Gewissens fragen:


Wofür mach ich den Scheiß eigentlich?

Montag, Februar 19, 2007

Wieviele Arme braucht der Mensch?

Eckart und ich vor drei Wochen bei KSL 36: wir balancieren Teller und Tassen und versuchen gleichzeitig, uns durch die immer voller werdende Baderanstalt zu unseren Plätzen zu drängen und dort möglichst die Jacken von den Stühlen zu nehmen und dabei Teller haltend die Plätze einzunehmen. Genauso chaotisch wie der letzte Satz muss es auch ausgesehen haben. Wie praktisch wäre in diesem Moment ein dritter Arm gewesen, mit dem wir einfach die Jacken hätten wegnehmen können!


Ein dritter Arm würde viele Probleme lösen. Man könnte bequem zwei Taschen tragen und gleichzeitig elegant eine Tür aufmachen. Oder drei Bierkästen tragen. Das sind nur die offensichtlichen Dinge. Inwieweit ein dritter Arm beim Sex helfen würde, möchte ich mir gar nicht ausdenken. Die Möglichkeiten scheinen endlos.


Nehmen wir mal an, wir hätten einen dritten Arm. Entweder auf einer Seite einen zweiten, oder vorne aus der Brust raus, vielleicht aber auch am Rücken. So gierig wie wir Menschen sind, würden wir vermutlich maulen, dass man mit drei Armen ja auch nicht gerade umwerfend reichlich gesegnet sind. Wie praktisch doch ein vierter Arm wäre!


Das ist die Frage, die ich mir seit Wochen stelle: Wofür braucht man einen vierten Arm, wenn man schon drei hat? Mir fällt nichts ein. Gibt es keine Tätigkeiten, für die man mehr als drei Arme braucht, oder bin ich nur so beschränkt im Denken, dass ich mir keine Welt vorstellen kann, in der Vierarmigkeit ein wünschenswerter Zustand wäre?

Donnerstag, Februar 15, 2007

Weiße Kamele für meine Schwester

Ungefähr seit meine Schwester laufen kann, betont unser Vater, dass er sie jemals nur gegen eine ausreichend große Menge weißer Kamele an einen Mann abgeben wird. Das hat er nun davon:


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Die Mutter hat eins bekommen, der Vater hat eins bekommen und "der Rest der Herde steht in Dubai und wartet auf Abholung."


Die Schwester kriegt einen prima Kerl ab -- den besten, den sie bisher angeschleppt hat. Ich freue mich sehr, Dich bald richtig an Bord zu haben, Du komischer Bremer.

Mittwoch, Februar 14, 2007

Tag der gebrochenen Herzen

Es ist wieder der Tag im Jahr, an dem die internationale Blumen- und Grußkartenindustrie Leuten wie mir ihr Randgruppendasein unter die Nase reibt. Valentinstag. Der unnötigste aller importierten Feiertage. Ich bevorzuge die Bezeichnung Singles Awareness Day


Passend dazu ein Foto, das ich in der Pförtnerloge im Eingangsbereich meines Bürogebäudes gemacht habe. Was bedeutet das Symbol auf dem Schild?


IMG_4308.JPG


Soforthilfe für gebrochene Herzen? Ich habe mich das einige Tage lang gefragt, bis eine Mail herumkam, in der darauf aufmerksam gemacht wurde, dass es im Unternehmen nun auch einen Defibrillator gibt. Wie profan.

Dienstag, Februar 13, 2007

Arrrrgh, gebt mir eine Schutzbrille

Lange habe ich sie gesucht, nun habe ich sie gefunden: Die hässlichste Website der Welt. Ich wusste nicht, wieviel man bei der Konstruktion von ein wenig HTML falsch machen kann. Einiges. Viel. Schaut in den Quelltext. Oder besser nicht.

Sonntag, Februar 11, 2007

Zugbloggen

Freitag Nachmittag, 16:50 im IC von Hamburg nach Düsseldorf, als ich den Mann, der sich vor mir auf meinen reservierten Platz setzt, darauf hinweise, dass er direkt wieder aufstehen kann: "Ach, der Platz ist reserviert? Na dann setze ich mich auf meinen Platz." (Es ist Freitag nachmittag!)


In Bremen zeigt ein Zugestiegener auf die Reservierungsdisplays: "Wenn hier steht, 'Bremen -- Münster', heißt das, dass der Platz dann reserviert ist?"


Schlimmer als Zwölftonmusik: "Du, ich sitz jetzt im Zug."


Können wir die Unterteilung in 1. Klasse und 2. Klasse bitte ersetzen durch "Klasse für Leute, die regelmäßig Zug fahren und wissen, wie man sich im Zug verhält" und "Neulinge und Seltenfahrer, denen man alles erklären muss"?

Freitag, Februar 09, 2007

Brief an die Meiendorfer

Liebe Meiendorfer,


Das Hamburger Abendblatt berichtet heute im Aufmacher des Lokalteils von Eurer geplanten Demonstration, mit der Ihr Euren Protest über die Schließung Eurer Post-Filiale deutlich machen wollt. Dort heißt es:


Demonstration in Meiendorf geplant. Anwohner wollen Post mit Sarg und Kranz symbolisch zu Grabe tragen.


Das "symbolische zu Grabe tragen" mit einem Sarg bei einer Demonstration, liebe Stadtberzirksgenossen, ist so ziemlich das langweiligste, stereotypste und abgeschmackteste, was man bei einer Demonstration machen kann. Mit den Dingen, die alle schon mit einem Sarg symbolisch zu Grabe getragen wurden, kann man wahrcheinlich den Marianengraben auffüllen und obendrein noch ein Skigebiet auf den dadurch entstandenen Dreitausender bauen. Das war schon abgenutzt, als ich 1993 bei meiner ersten Studentendemo dabei war; seitdem ist diese Metapher nicht aktueller geworden.


Also, liebe Meiendorfer, noch habt Ihr Zeit bis zu Eurer Demonstration. Zeit mal ein wenig Kreativität und lasst den Sarg zu Hause. Oder besser noch: Tragt doch mal das zu Grabe Tragen zu Grabe.

Zurück von der Prophylaxe

Wenn ich heute etwas abwesend wirke, liegt das daran, dass ich nach der Zahnreinigung heute morgen den ganzen Tag lang verzückt von dem feinen, glatten Gefühl mit der Zunge durch meine Mundhöhle fahre und jeden Zahn einzeln befühle. Dabei kann man schonmal für einen Moment seine Umwelt vergessen.

Donnerstag, Februar 08, 2007

Neuer Geruch im Bahnhof

Der schmierige Bahnhofsbestinker CK Pommes hat vor einigen Wochen Knall auf Fall zugemacht. Stattdessen hat nach einer rekordverdächtig kurzen Umbauphase nun eine Filiale der Käsefladenkette Ditsch aufgemacht. Wir werden über den olfaktorischen Wandel im Bahnhof Barmbek berichten.


Auch wenn man beim Verlassen des S-Bahnsteigs nicht mehr in Pommesfettgeruch gebadet wird, bin ich nicht gerade guter Hoffnung, dass der Pizzamatsch und -flatsch, der nun dort angeboten wird, eine substantielle Besserung sein wird.

Dienstag, Februar 06, 2007

Neue Herausforderung? Nein danke.

Die Freundin in Kanada macht mich auf einen Beruf aufmerksam, über dessen Existenz ich mir bisher keine Gedanken gemacht habe: Wer macht eigentlich nach einem (Selbst-)Mord die Wohnung sauber? Das kann, wie wir alle aus Pulp Fiction wissen, eine ganz ordentliche Sauerei sein. Wenn man nicht gerade seinen Onkel Marsellus Wallace anruft, der wiederum die Kavallerie zur Hilfe schickt, gibt es dafür zum Glück Spezialisten, die sowas legaler machen als Winston 'The Wolf' Wolfe. Solche Firmen findet man in den Gelben Seiten unter "crime and trauma scene decontamination".


Das ist ein Job, den ich fürwahr niemals machen möchte. Aussichten wie "They scrape brain matter off of walls and collect any bone fragments embedded in the drywall" klingen nicht nach einer Tätigkeit, nach der ich abends bei einer Bionade die Füße hochlegen könnte. Brrrr...

Montag, Februar 05, 2007

Spielzeug für Erwachsene

Zu Weihnachten hatte ich mal wieder das große Vergnügen, mit meiner zweijährigen Patennichte zu spielen. Sie hat eine Holzeisenbahn bekommen, die ganz klassische, mit Holz-Schienen und Holz-Fahrzeugen. Obwohl: so klassisch waren die Fahrzeuge dann doch nicht. Ich fand es schon bemerkenswert, dass die Fahrzeuge mittlerweile wie von Geisterhand selbst fahren können, mit Batterie und so. Aber gut: Meine Holzeisenbahnzeit ist trotz meiner gefühlten Jugendlichkeit (Ähem...) doch schon ein paar Tage her und diese Entwicklung im Spielzeugmarkt nehme ich mit einem Schulterzucken zur Kenntnis.


Jetzt stoße ich via Elektronikladenblog auf die BRIO NETWORKERS. Die Site sieht ja lustig aus, besonders die Viren-Figürchen sind putzig. Aber Kinderspielzeug? Für Kinder im Holzeisenbahn-Alter? Dann wohl doch eher für altersmäßig fortgeschrittene Geeks, die diese Dinge auf den Monitor stellen oder sonstwie den Schreibtisch damit befüllen. Um es kurz zu machen: Wo finde ich die Dinger? Im Spielzeugladen? Bei ThinkGeek?

Samstag, Februar 03, 2007

Einheitsbrei mit Soße

Eher selten komme ich in die Verlegenheit, einen Radiosender abseits vom Deutschlandfunk zu hören. Es ist für mich nahezu eine Qual, dem Dudelfunk, dem Formatradio, der Pest des Äthers zuzuhören. In jedem Sender die gleiche Musiksoße, die gleichen indifferent fröhlichen Moderatoren, die gleichen hirnrissigen "Ich bin der Klaus aus Poppenbüttel" Anrufspielchen.


Was in mir totales Unverständnis hervorruft, ist, wie in den Jingles dieser Sender die Sprache verdreht wird. Dass Sender, die nicht mehr als geschätzte 30 CDs im Repertoire haben und die ewig gleichen Turner-Adams-Cocker-Sting Klamotten spielen, ihre Musikauswahl auch noch als "vielfältig" bezeichnen, ist mir ein Rätsel. Wie kann man denn verstehen, dass ein Sender, der nur "Megahits" (Hat dieses Wort schonmal jemand benutzt? Außerhalb der PR-Abteilung eines Dudelsenders?) spielt, dieses Programm auch noch als "Vielfalt" definiert? Das schließt sich doch aus.


Im Sommer mache ich eine Eisdiele auf: "Jetzt mehr Vielfalt -- 64 Sorten Vanilleeis."

Freitag, Februar 02, 2007

Spiegelentzug ohne Cold Turkey

Vor zwei Wochen und einem Tag kündigte ich an, die Nase voll zu haben von Spiegel Online. Ich habe dieser Website entsagt, die ich so intensiv gelesen habe wie bisher keine andere Zeitung.


Zwei Wochen ohne jede Entzugserscheinung. Ich vermisse es nicht mal besonders. Die Süddeutsche Zeitung hat eine ganz annehmbare Website; der einzige Nachteil dort ist, dass sie nicht so häufig aktualisiert wird wie SPON. Doch damit kann ich leben, dann muss ich auch nicht mehr alle 10 Minuten nachschauen, ob es etwas Neues gibt.

Donnerstag, Februar 01, 2007

"Systemoptimierung"

Habe gerade mit der Deutschen Bahn telefoniert, genauer gesagt, mit dem BahnCard Service im fernen 26417 Schortens. Ich bin gerade dabei, meine private BahnCard in eine vom Arbeitgeber angeschaffte BahnCard First umzutauschen. Dazu wollte ich mir bei den freundlichen (wirklich freundlichen!) Damen im Call Center einen Status dieses Vorgangs geben lassen.



Ich: Ich habe eine Frage zu meiner BahnCard, ich gebe Ihnen mal meine Kartennummer.


Frau J.: Worum geht es denn? Ich kann gerade nicht auf unser System zugreifen, wir haben eine Systemoptimierung.


Ich: Bis wann dauert denn die Optimierung?


Frau J.: Bis Mittwoch.


Ich: Und heute ist... Donnerstag.


Frau J.: Ja.


Ich: Sie haben also eine Woche keinen Zugriff auf Ihr System?


Frau J.: (Genervt, aber nicht von mir, sondern vom Leben) Ja.


Ich: Das kann doch nicht Ihr Ernst sein?


Frau J.: (nun auch von mir genervt) Wieso nicht?


Ich: Na, dann wünsche ich Ihnen viel Spaß mit Kunden, die viel ungelduldiger sind als ich.



Wir haben uns noch freundlich verabschiedet. Ich habe echtes Mitleid mit einer Call Center-Agentin, die eine Woche lang Kunden abwimmeln muss. Die Deutsche Bahn findet immer neue Wege, mich in höchstes Erstaunen zu versetzen. Können die nicht diese Kreativität dafür nutzen, Fahrgäste pünktlich und schmerzfrei von A nach B zu bringen?

Mittwoch, Januar 31, 2007

Abziehbilder

In der Großstadt treffe ich täglich auf vollkommene Archetypen bestimmter Stilrichtungen; Leute, die ohne Rücksicht auf Klischees jedes Vorurteil bestätigen, dass im Allgemeinen über ihre Bevölkerungsgruppe herrscht. In schwachen Momenten überlege ich, ob ich für andere Leute auch wie ein solches Abziehbild erscheine. Wie könnte dieses Bild aussehen?


Vielleicht Bionade trinkender, iPod hörender, Freitagtaschen trangender, brand eins lesender, kaum noch Haare habender, Mac benutzender Blogger? Oder ist das zu stereotyp?


Mir wird schlecht.


PS: Habe vergessen, die neue Senseo-Maschine zu erwähnen. Oder versteht die sich bei "Blogger" von selbst? :-)

Dienstag, Januar 30, 2007

Rummenigge, alter Sklavenhändler

Heute rummenigget es ganz erheblich aus der SZ heraus. Über die Formkrise des FC Bayern schreibt man dort mit einem Zitat des Bayern-Vorstandsvositzenden:


Auch Spieler-Nachkäufe kurz vor Ablauf der Transferperiode am 31. Januar seien kein Thema, denn es gebe nur „drittklassige Ware zu überteuerten Preisen“.

Vielleicht sollte der Mann sich mal an Tifus, den Sklavenhändler, wenden, den wir in "Asterix und der Lorbeerkranz" auf Seite 15 kennenlernen. Nachdem Obelix am Assistenten beweisen durfte, wie stark er ist, heißt es dort:


Ja, nicht schlecht! Aber ich führe nur Luxusartikel. Bedenkt, dass ich den cäsarischen Haushofmeister erwarte, der mir bei neue Ware kaufen will...

Wenn Beckenbauer "der Kaiser" ist, ist Rummenigge als Vorstandsvorsitzende bestimmt der Haushofmeister. Hut ab vor der Weitsichtigkeit der Monsieurs Uderzo und Goscinny! Chapeau!

Sonntag, Januar 28, 2007

Kaffee.Satz.Lesen 36

Also, den Holsten Typen fand ich auch so ein bisschen frauenfeindlich.

sagte die Frau nach der Lesung an der S-Bahn Hasselbrook zu ihren Bekannten und machte eindeutig klar, dass sie "Deutschlands größten Internet-Selbstdarsteller" (so die Ankündigung der Rederei Hamburg) MC Winkel nicht verstanden hat. Sei's drum, für mich war er der Höhepunkt dieses Sonntags. Ein Entertainer erster Güte.


Der Rest der Lesung war ganz fein, wie immer. Pickepackevoller Raum, leckerer Kuchen, Texte vom feinsten. Ganz vielen Dank, Herr Paulsen, dass Du mir vor einem Jahr den entscheidenden Flyer in die Hand gedrückt und damit mein Leben bereichert hast.

Musik am Sonntagmorgen: DNA Lounge

Geheimtip für alle, die am Sonntag durch den Vormittag schlunzen und sich denken: "Ach, wäre ich doch gestern abend ausgegangen und nicht videoglotzend auf dem Sofa versackt". Es ist nicht zu spät, auch am Sonntag vormittag kann man noch -- zumindest als Zaungast -- dem Geschehen in einem Club beiwohnen, auch wenn dieser nicht direkt um die Ecke ist. Die DNA Lounge befindet sich an 375 11th Street (Ecke Harrison) in San Francisco. Das ist in der Tat ein wenig zu weit weg, um mal eben abends dort vorbeizuschauen. Ist aber auch nicht so schlimm, denn dazu muss man nicht mal das Haus verlassen, ein DSL-Anschluss reicht schon.

Jamie Zawinski hat seinen Club mit der Technik ausgerüstet, um die Musik aus der DNA Lounge in prima Qualität direkt in mein Wohnzimmer zu streamen. Dank der neun Stunden Zeitunterschied nach Kalifornien können wir Mitteleuropäer auch bequem nach dem Ausschlafen und dem Frühstück noch ein paar Stündchen mithören, bis der Laden zwischen 13 und 14 Uhr MEZ die Pforten schließt. Wer zu spät aufsteht, kann immer noch in die Archive reinhören, die werden dort zwei Wochen lang aufbewahrt.

Entschuldigt, muss nun zurück auf die Tanzfläche, auf das Lied gerade freue ich mich schon den ganzen Abend.

Samstag, Januar 27, 2007

Das letzte Quentchen Mühe

Es reicht nicht, bestimmte Dinge zu kaufen, man muss sie auch benutzen. Meiner (einzigen) Pflanze geht es nicht besser, nur weil in der Speisekammer eine Flasche Flüssigdünger steht. Die steht da schon lange, ich müsste nur mal etwas davon in das Wasser geben, mit dem ich die Pflanze ab und an gieße.


Meine Kleidung ist nicht besser gegen Motten geschützt, nur weil ich letzte Woche zwei Mottenstreifen gekauft habe, die seitdem eingepackt und unberührt im Kleiderschrank liegen.


Ich habe gelacht, als der Feuerwehrmann bei der Brandschutzhelferschulung sagte, dass man sich kaum vorstellen kann, wieviele Rauchmelder hierzulande unausgepackt in Wohnzimmerschränken liegen.


Und jetzt starre ich noch ein wenig apathisch aus dem Fenster.

Fachpacker gefragt

Warum kriege ich es eigentlich nicht hin, den Käse wieder so schön in das Käsepapier einzuschlagen, wie der Verkäufer es auf dem Markt hinbekommen hat? Warum muss das hinterher immer so krumpelig aussehen?

Freitag, Januar 26, 2007

Island im Winter

Frau Dokter ist im Dezember in Island gewesen und hat dort ganz verzaubernd schöne Fotos gemacht. "Island? Dezember? Irre geworden?" war bestimmt nicht nur meine Reaktion. Aber bei den Bildern, die sie von dort mitgebracht hat, juckt es mich schon, mal dorthin zu fahren. Auch im Winter. Ist ja auch bequem, wenn man morgens um 11 den Sonnenaufgang fotografieren kann.


Wer noch keinen gefrorenen Wasserfall gesehen hat, geht jetzt mal ganz flott zum Flickr-Set und schaut sich die Bilder selbst an. Wunderbar.

Donnerstag, Januar 25, 2007

Mathilda, die kleine Diva

Vielen Dank für die aufmunternden und mitfühlenden Kommentare zum vermeintlichen Ableben meines iPod. Doch so leicht wollte Mathilda doch nicht aufgeben. Gestern abend habe ich nur kein neues Gerät gekauft, weil ich Kopfschmerzen hatte und zu müde war. Dafür habe ich Mathilda gestern abend nochmal an Nikita (das MacBook) gehängt und geschaut, ob sie nun meine ca. 4884 Audiodateien übertragen würde.


Offenbar liest Mathilda hier mit. Sie hat ohne Mucken die Daten geschluckt und Teile davon heute auch brav abgespielt. Muss wohl verstanden haben, dass ich es richtig ernst gemeint habe, sie auf's Altenteil zu schicken. Hat ihr offenbar Angst gemacht und nun hat sie sich nochmal zusammengerissen. So soll's sein. Wenn sie mir jetzt treu dient, werde ich nicht mehr böse sein und auch so bald mehr keine Zeichen von Untreue zeigen. Nachtragend wie ich bin, werde ich sie ab und zu als kleine Diva betiteln. Das hat sie nach den Eskapaden verdient.

Mittwoch, Januar 24, 2007

Abschied von Mathilda

Meine süße, kleine Mathilda will nicht mehr. Ich habe sie seit fast zweieinhalb Jahren und sie hat mein Leben ganz außerordentlich bereichert, so wie es kaum ein anderes technisches Gerät geschafft hat. Mit anderen Worten: Mein iPod ist kaputt.


Die Festplatte hat einen Hau weg. Vorgestern lief sie nicht richtig an, gestern tat sie wieder, ich konnte noch die 75. Folge der Couchpotatoes hören, aber als ich abends vorsichtshalber mal alles gelöscht habe, um die Festplatte beim Neubespielen mit ca. 30 GB Content einem Stresstest auszusetzen, blieb das Gerät mehrfach hängen -- und iTunes gleich mit.


Kotze, Kotze, Kotze. War zwar klar, dass solche Gerät nicht für die Ewigkeit gebaut sind, aber dass nach 28 Monaten schon Schluss sein soll, finde ich ärgerlich. Dafür war der iPod doch ein wenig zu teuer. Oder nicht? 420 Euro habe ich im Sommer 2004 bezahlt, wenn ich mich richtig erinnere. Bei ca. 28 Monaten mit jeweils ca. 30 Tagen pro Monat ergibt das einen Tagespreis von 50 Cent. Hm. Dafür habe ich sehr viel Musik gehört, viele Bilder während des Urlaubs speichern können und vor allem einen Einstieg in die Welt der Podcasts bekommen, was meinen Medienkonsum wirklich umgekrempelt hat. Das ist mir 50 Cent pro Tag wert. Aber deutlich.


Mit dieser Milchmädchenrechnung im Kopf werde ich den heutigen Abend darüber sinnierend verbringen, ob das nächste Gerät ein Nano oder ein Video iPod sein wird. Dass ich einen neuen brauche, ist klar. Und da ich meine Seele an Steve Jobs verkauft habe, wird's auch kein Zune, kein Sony, kein Creative, kein Archos oder wie sie alle heißen. Auch wenn der Kollege heute morgen erzählte, dass er über eBay einen 1 GB Flash-Player für 2,99 Euro gekauft hat -- da bin ich sowas von markentreu.


Reparieren? Eher nicht. Eine neue Platte kostet ca. 150 Euro, eine gebrauchte immer noch 90 Euro. Zuzüglich Einbau, versteht sich. Will ich nicht. Sonst lasse ich ja immer mehr Dinge reparieren. Wenn mich der Schuster -- wie gestern -- traurig anschaut und mir sagt, dass die knapp zehn Jahre alten Winterschuhe (meiner Meinung nach topfit in Ordnung!) einen Riss in der Sohle haben und dass sich die neuen Absätze vielleicht nicht mehr lohnen, bin ich entsetzt: Die sind doch noch so gut wie neu! Aber bei einem technischen Gerät wie dem iPod sieht das anders aus.


Heute abend wird sinniert, morgen wird eingekauft. Der MC würde vielleicht so etwas sagen wie "Kinnings, was soll's, muss ja raus, das Geld" und so will ich es in diesem Fall auch halten.

Was ich in einer Schlange in der Bäckerei nicht hören möchte


Verkäuferin: Welches Pesto möchten Sie denn zu dem Bagel? Rotes oder grünes?


Kundin: Welches schmeckt denn besser?



Ich mag entscheidungsfreudige Leute, die vor mir in der Schlange stehen...

Dienstag, Januar 23, 2007

Ein Gedankenexperiment: Intellectual Property Gone Mad

Zwei Fälle in Deutschland, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben:

Fall 1: Der Architekt Meinhardt von Gerkan entwirft im Auftrag der Deutschen Bahn AG den neuen Berliner Hauptbahnhof. Schon während der Bauphase kommt es zu schweren Verstimmungen zwischen dem Architekten und dem Bauherrn, da die Deutsche Bahn AG die Pläne des Architekten abgeändert hat. Statt einer Gewölbedecke hat die Deutsche Bahn eine einfache Flachdecke einbauen lassen. Nach der Fertigstellung des Bauwerks verklagt der Architekt die Bahn wegen Abänderung seiner Pläne. Sein Werk sei verunstaltet worden, sein Ruf als Architekt ruiniert, wenn die Bahn das Gebäude nicht wie ursprünglich geplant baue. Das Berlineer Landgericht gibt von Gerkan in erster Instanz recht.

Fall 2: Der VW Personalchef Peter Hartz entwickelt als Vorsitzender einer Kommission im Auftrag der Bundesregierung ein Gesetz zur Grundsicherung. Das Gesetzespaket wird beim Weg durch die Gremien und Ausschüsse der Legislative verwässert, neu gebündelt und in vielen Punkten anders ausgelegt. Was bleibt, ist der Name: Hartz IV. Selbst wenn der Urheber dieser Reformen nicht heute vor Gericht stände, wäre sein Name auf Ewig mit einem Gesetz verbunden, das von vielen Menschen in diesem Land als Ausdruck sozialer Kälte und einer bis aufs tiefste antisolidarisch geprägten Gesellschaft gesehen wird. Peter Hartz ist nicht glücklich darüber und distanziert sich von den Gesetzen. Der Name bleibt.

Für mich sind die beiden Fälle nicht so weit auseinander, wie es im ersten Moment scheint. Die allgegenwärtige Debatte über geistiges Eigentum und Urheberrechtsschutz könnte eine sehr interessante Komponente dazugewinnen, falls Hartz die Bundesregierung gerichtlich zwingen sollte, die von ihm konzipierten Gesetze genau so umzusetzen, wie ursprünglich erdacht, da ansonsten seine Reputation schaden nehme. Dass das passiert ist, ist unbestritten. Der Mann hat seinen Ruf weg -- ganz unabhängig von der VW-Korruptionsaffäre.

Die Frage läuft darauf hinaus, was ein schützenswertes Gut ist. Unterscheidet sich der Bauplan für ein Bahnhofsgebäude von einem Gesetzentwurf? Beidem sind immense kreative und intellektuelle Prozesse vorangegangen, in beidem stecken viel Arbeit und beide Ergebnisse werden untrennbar mit den Namen ihrer Urheber verbunden. Das Landgericht Berlin urteilt, dass ein Bauplan (und das daraus resultierende Gebäude) ein Kunstwerk sei. Ist es ein Gesetzentwurf nicht auch?

Angenommen, Peter Hartz zöge vor Gericht und bekäme -- wie von Gerkan -- in erster Instanz recht. Was hätte das für Auswirkungen auf das Verständnis schützenswerter Werke?

Sonntag, Januar 21, 2007

Dat hat sisch jelohnt!

Beim Besuch bei den ehemaligen Barmbekern konnte ich gestern die heiß erwartete Lieferung rheinischer Krautspezialitäten in Empfang nehmen.


Zusammen mit den Gläsern, die ich schon zu Weihnachten von der Mutter geschenk bekam, habe ich bis mindestens in den Juni rein genug Vorräte. Hervorragend.


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Freitag, Januar 19, 2007

Italienische Reise (Teil 3 & Schluss)

Die erste Nacht, nachdem ich wieder zum vertrauten Reiseverbund dazugestoßen war, verbrachten wir in einem Olivenhain außerhalb von Messina. Am nächsten Tag wollten wir auf dem Weg nach Norden ein ganzes Stück Strecke hinter uns legen, um vor der endgültigen Rückkehr nach Innsbruck noch ein paar Tage in der Toskana zu verbringen. Nur noch ein paar Tage, dann sollte es geschafft sein, ich wäre wieder zu Hause und könnte diese Reise ad acta legen. Vor der Rückfahrt graute mir etwas. Warum ich mich nicht spätestens zu diesem Zeitpunkt am nächstbesten Bahnhof habe absetzen lassen, um die Gruppe, in der ich mittlerweile zum totalen Außenseiter geworden war und das Auto, das mit gutem Willen als rollende Zeitbombe zu bezeichnen war, hinter mir zu lassen, ist mir heute schleierhaft. Vielleicht waren es die letzten Fragmente eines rheinischen Katholizismus, die mir befohlen, all dies zu ertragen. Oder aber einfach meine tiefe Zuneigung zum Cousin M. und dass ich unsere langjährige Freundschaft nicht aufs Spiel setzen wollte.

Am Mittwoch, dem 14. August saß M. viel zu lang am Steuer: Von Reggio di Calabria bis ungefähr Neapel. Musste er auch, war er doch zu diesem Zeitpunkt der einzige von uns, der das Monster von Auto noch halbwegs unter Kontrolle halten konnte. Der Auspuff war mittlerweile ganz ab (mein schöner Hartschaltenkoffer hatte eine hitzebedingte Ausbeulung, weil er an der Stelle im Kofferraum lag, an der die heißen Abgase direkt auf den Fahrzeugboden wirkten) und -- was noch schlimmer war -- die Bändigung der Lenkung erforderte Konzentration und Feinfühligkeit, wie sie einem Löwenbändiger zur Ehre gereicht hätten. Doch irgendwann waren auch seine Kräfte erschöpft, M. bat um Ablösung am Steuer. Ich erklärte mich bereit und übernahm.

Zu diesem Zeitpunkt war ich noch kein so erfahrener Autofahrer. Den Führerschein besaß ich seit fast zwei Jahren, bin auch viel gefahren in der Zeit, aber eine gewisse Coolness im Verkehr habe ich mir erst beim Essenausfahren während des Zivildiensts erarbeitet. Bis dahin sollte es noch einige Monate dauern. So fühlte ich mich etwas überfordert, als ich beim Überholversuch von einem dramatisch schnellen, wild lichthupenden und blinkenden Fahrer, der von hinten kam, abgedrängt wurde. Ich brach den Überholvorgang ab, zog das Steuer einen Tick zu schnell nach rechts und verlor die Kontrolle über den Wagen. Beim AUfprall auf die Leitplanke gab es einen Krach, das Auto wurde wild durchgeschüttelt. Als ich wieder klar denken konnte, standen wir auf dem rechten Seitenstreifen, das Auto war nun auch offiziell Schrott. Keinem der Insassen war etwas passiert, der Schock war aber groß.

Zuerst waren wir ratlos, was nun zu tun sei. Wir mussten zuerst runter von der Autobahn, aber der Fiat ließ sich beim besten Willen nicht mehr in Bewegung setzen. Die Frontpartie war doch ein wenig sehr eingedrückt. Selbst wenn wir es aus eigener Kraft noch von der Autobahn herunter geschafft hätten, wären wir mit dem Auto niemals mehr bis nach Österreich gekommen. Guter Rat war teuer -- doch irgendjemand kam auf den rettenden Gedanken: die Benzingutscheine. Waren wir durch den Besitz des Gutscheinhefts nicht quasi Mitglied im ACI, dem Automobile Club d'Italia? Aber klar. Da war doch eine Unfallversicherung drin. Also riefen wir den Abschleppwagen, der wenig später aus der nahe gelegenen Ortschaft San Cesareo, knapp 30 km von Rom entfernt, heranrollte. Der Fahrer lud uns auf den Wagen auf und schleppte uns zu seiner Werkstatt.

Der Fahrer war nicht besonders begeistert von unserem Notfall, er witterte Ärger, war aber doch hilfsbereit und gestattete uns, auf dem Grundstück neben seiner Werkstatt unser Lager für die Nacht aufzuschlagen. Wir wollten erstmal schlafen und uns am nächsten Tag in aller Ruhe um die weiteren Dinge kümmern: Wie kommen wir nun nach Hause? Was machen wir mit dem Schrottauto?

Am Morgen des 15.08. berieten wir, was nun zu tun sei. Wir fragten den Werkstattinhaber, ob er unseren Fiat Bronski verschrotten könne. Er machte uns jedoch sehr deutlich, dass er mit unserem Auto in diesem Zustand nichts anfangen könne. Er könne kein ausländisches Auto, das nach Italien eingeführt worden sei, einfach so verschrotten. Das wäre Steuerhinterziehung, weil er ja gar nicht beweisen könne, dass er das Auto nicht verkauft habe. Wir haben ja auch gar keine Eigentümerurkunde dabei. Ohne das könne er den Wagen unmöglich zur Schrottpresse bringen.

Erster Ansprechpartner in dieser unerfreulichen Situation war für uns die österreichische Botschaft in Rom, von der wir hofften zu erfahren, wie wir mit dem schrottreifen Auto verfahren sollten. Doch leider erreichten wir an diesem Donnerstagmorgen dort niemanden am Telefon. Niemanden. Auch bei der deutschen Botschaft erreichten wir kein Personal, lediglich der Hausmeister ging ans Telefon und erklärte uns, dass heute der 15.08. sei, Ferragosto, einer der höchsten Feiertage Italiens. Außerdem sei morgen Freitag; in Kombination mit dem Feiertag hätten keine Chance, vor Montag jemanden zu erreichen!

Ich war am Boden zerstört. 30 km von Rom entfernt, mit einem schrottreifen Auto im Gepäck, an einem Feiertag vor einem langen Wochenende. Und unser unfreiwilliger Gastgeber schien auf eine Lösung zu warten, auch gerne noch bevor er den Feiertag richtig begänne. Es war zum Heulen. Uns war klar, dass wir vor Montag nichts erreichen würden und verdammt waren, hier auf diesem Acker zu warten. Ich wollte nur noch nach Hause.

Die anderen aber ließen sich nicht so leicht unterkriegen. Schließlich hatten wir vor, noch ein paar Tage durch die Toskana zu fahren. Da könnte man das Wochenende noch nutzen. Ob es die A., die K. oder der M. war, der sich erinnerte, dass wir dank unserer Benzingutscheine eine Unfallversicherung hatten. Diese Versicherung sorgte nicht nur für das Abschleppen im Notfall, sondern auch dafür, dass wir einen Leihwagen für die Überbrückung kriegen sollten, maximal drei Tage. Also forderten wir vom Werkstattinhaber, dass er uns nun einen entsprechenden Wagen bereitstellen sollte, aber pronto!

Er habe keinen Leihwagen, er sei nur eine kleine Werkstatt, was wir denn erwarten würden? Wir antworteten, dass er ja schließlich eine Plakette des Automobilclubs hätte, also Vertragspartner sei. Wir seien durch die Benzingutscheine ebenfalls Mitglied und nun hätten wir gerne den Leihwagen, da gebe es nichts zu rütteln. Er sah wohl ein, dass unsere Argumente stichhaltig waren und telefonierte mit einer anderen ACI-Werkstatt am Ort. Dort gebe es einen Wagen, den man uns leihen wolle, er könne uns hinfahren. Gesagt, getan.

Wobei eine kleine Anmerkung hier angebracht war: Ich war ganz und gar nicht mehr in der Stimmung, noch mit den drei anderen ein paar weitere Tage zu verbringen. Ich wollte nur noch nach Haus und den Mantel des Vergessens über diese Tage hüllen. Ich stellte mir in kühnen Fantasien vor, wie es wohl wäre, einfach in Rom in den Zug zu steigen und bis nach Düsseldorf durchzufahren. Herrliche Vorstellung, doch soweit kam es nicht.

Ehe wir uns versahen, hatten wir einen Leihwagen. Pläne waren schnell geschmiedet: Etwas nördlich von Rom hatten wir auf der Karte den Lago di Vico ausgemacht, an dessen Ufer wir noch zwei Tage verbringen wollten, bevor wir den Leihwagen zurückgeben und mit dem Zug nach Hause fahren. Das Problem mit dem Schrottauto wollten wir kreativ und spontan lösen. Mir war alles egal, ich begann die Stunden zu zählen, die mich noch von dem Zug in die Heimat trennten.

Man darf sich diesen Leihwagen jedoch nicht vorstellen wie einen scheckheftgepflegten Avis- oder Hertz-Leihwagen, mit gerade mal 5.000 km auf dem Tacho. Dieser Wagen war nur marginal weniger Schrott als der, dem ich auf der Autobahn das Leben ausgehaucht hatte. Doch das merkten wir erst, als wir losgefahren waren. Die Scheinwerfer waren kaputt, ebenso einer der Blinker, und die Scheibenwischer funktionierten auch nicht mehr. Aber wofür braucht man schon Scheibenwischer im August in Italien? Wenn es regnet, natürlich. Wie genau an diesem Tag. Sehr schnell sahen wir nichts mehr durch die Windschutzscheibe.

Wir steuerten eine weitere ACI-Werkstatt an: Kaum, dass wir auf den Hof fuhren, kam der Inhaber wütend auf uns zugerannt und beschimpfte uns, wir sollten sofort den Hof verlassen. Er habe zu und es sei Feiertag. Aber wir haben doch ein Problem mit unserem Auto! Das sei ihm egal, selbst wenn wir der Papst wären, würde er uns heute nicht helfen. Sobald er einem half, wäre sofort der ganze Hof voll und er könne seinen Feiertag vergessen. Der Mann hatte recht: Es dauerte nur wenige Minuten -- während wir mit ihm diskutierten --, bis ein weiteres Auto kam, dessen Insassen glücklich waren, eine offene Werkstatt gefunden zu haben. Doch die hatten weniger Glück als wir: Ihnen wollte er nun wirklich nicht helfen. Unseren Argumenten, er sei eine ACI Werkstatt und das hier sei ein defekter ACI Leihwagen und das sei viel mehr sein Problem als unseres, konnte er nicht standhalten und machte sich grummelnd daran, Blinker, Scheinwerfer und Scheibenwischer zu flicken, zumindest so, dass es halbwegs halten würde. Die Kosten dafür trug unsere Reisekasse. Auch nicht das, was man sich von einem Leihwagen erhoffte, aber immerhin hatten wir einen.

Mit dem provisorisch reparierten Wagen ging es nach Norden, zum Lago di Vico und dem Ort San Martino al Cimino, der dort in der Nähe lag. Wir suchten uns einen ungestörten Platz am Ufer des Sees und schlugen mal wieder unser Lager auf.

Dort kam mein persönlicher Tiefpunkt der Reise. Bis dahin war die Stimmung in der Gruppe noch ganz friedlich gewesen, aber hier machte die A. aus ihrem Herzen keine Mördergrube und machte mir harte Vorwürfe, wie unverantwortlich doch mein Verhalten gewesen sei, das Steuer zu übernehmen, wenn ich nicht sicher im Straßenverkehr sei. Ich habe unser aller Leben aufs Spiel gesetzt, sei vollkommen verantwortungslos, und so weiter und so fort. Ich konnte nicht mehr. M. und ich fuhren in den kleinen Ort nördlich des Sees und setzten uns nach dem Einkaufen in ein Café, wo alles aus mir herausbrach. Ich konnte nur noch heulen über die ganze Situation. Ich war noch nie so sehr am Ende meiner psychischen Kräfte wie an diesem Tag. Zum Glück brachte M. viel Verständnis auf, versuchte mich zu beruhigen und sagte, dass wir ja morgen nach Hause fahren würden.

Doch vor der Abfahrt hatten wir noch einige Punkte zu erledigen: Erstens Fahrkarten für die Rückfahrt besorgen, zweitens den Leihwagen zurückgeben und drittens irgendwie an die Nummernschilder des alten Wagens kommen, damit M. sein Auto daheim in Innsbruck abmelden konnte.

Was folgte, war eine der härtesten Nächte meines Lebens.

Wir hatten telefonisch herausgefunden, dass die preiswerteste Rückfahrkarte ein Jugendticket war, das aber ausschließlich von einer einzigen Verkaufsstelle an der Stazione Termini verkauft wurde. Unser Zug nach Innsbruck und für mich weiter bis München fuhr morgens um 07:35 Uhr. Um diese Zeit hatte das Wasteels-Reisebüro aber noch nicht geöffnet, also mussten wir die Karten am Vorabend kaufen. Wir hatten bis 20:00 Uhr Zeit, dann schloss das Reisebüro. Ich erinnere mich nicht mehr an die Details der Autofahrt nach Rom hinein, aber ich weiß noch ziemlich genau, dass wir erst gegen kurz nach acht am Bahnhof waren, doch in einem unerwarteten Anfall von Pragmatismus verkaufte man uns noch einen Satz Fahrkarten für den Eurocity über die Alpen.

Nun sah der Plan für den Rest des Abends wie folgt aus: Wir geben unser Gepäck (besonders meinen Koffer!) am Bahnhof in die Aufbewahrung, vertreiben uns bis ca. 01:00 Uhr die Zeit in Rom, fahren dann mit dem Leihwagen nach San Cesareo. Wir brechen in die Werkstatt ein, in der unser Schrottauto stand, klauen die Nummernschilder, stellen dann dem Leihwagenverleiher den Wagen vor die Tür (Schlüssel steckt), laufen zur Bushaltestelle, wo früh morgens der Bus in Richtung Rom fuhr, fahren mit dem Bus zur Endhaltestelle der U-Bahn, von dort aus zur Stazione Termini, lösen meinen Koffer und die Rucksäcke aus, nehmen um 07:35 den Zug und sind am Nachmittag über alle Berge.

Der Abend in Rom war nett. Wir schlenderten von der Stazione Termini zum Kolosseum, setzten uns in einen Park (von dem mir Jahre später berichtet werden sollte, dass es der gefährlichste Park Roms sei), verfassten einen Brief an den Werkstattbesitzer, mit dem wir ihn höflich baten (so höflich, wie es das rudimentäre Italienisch der A. hergab) unser Auto unter der Hand zu verschrotten. Wir sähen keine andere Möglichkeit. Danke. Außerdem wollten wir eine Flasche Wein im Auto deponieren, um uns ein wenig erkenntlich zu zeigen und zu beweisen, dass wir keine Halunken waren.

In der Nacht die Rückfahrt in den Vorort. Der Plan ging auf: Wir lokalisierten zuerst die Bushaltestelle. Dann fuhren wir zur Werkstatt, M. und A. kletterten über das mannshohe Gittertor auf den Hof, besänftigten die Hunde und kamen ein paar Minuten später mit zwei Nummernschildern zurück. Die K. und ich waren außer uns vor Angst. Dann setzten M. und ich die beiden Frauen an der Bushaltestelle ab, brachten den Leihwagen weg und liefen zu Fuß zurück zu den beiden Begleiterinnen. Nun war es essentiell, am nächsten Morgen nicht den Bus zu verpassen. Wir durften auf keinen Fall den Bus verpassen, der gegen 05:30 losfuhr. Ansonsten würden wir den Zug nicht kriegen und wären einen weiteren Tag in Italien gefangen. Wir hatten allerdings keinen Wecker, also musste jemand wach bleiben. Ich opferte mich. Eine gruselige Nacht. Das leere Feld, das wir in der Nähe der Bushaltestelle ausgemacht hatten, entpuppte sich als wilde Müllkippe. Außerdem erregte unsere Anwesenheit die Aufmerksamkeit sämtlicher Hunde in der Nachbarschaft, und davon gab es viele. Sobald ich mich ein paar Meter auf der Straße bewegte, gab es ein Höllengebell von allen Grundstücken der Straße.

Irgendwie habe ich es geschafft, wach zu bleiben. Wir kriegten den Bus, fuhren mit der U-Bahn zum Bahnhof, erreichten um Haaresbreite den Zug, der zum Glück ein paar Minuten zu spät abfuhr und waren bald über alle Berge.

Als wir über den Brenner waren, gab es ein kollektives Aufatmen. Wir waren den Klauen der italienischen Justiz entronnen! In Innsbruck verließen mich meine Mitreisenden. Sie waren am Ziel, ich hatte noch eine längere Tour vor mir. Ich hatte keine Ahnung, ob ich in München noch einen Zug in Richtung Rheinland kriegen würde, oder ob mir noch eine Nacht auf dem Bahnhof drohte.

Gegen 18 Uhr war ich in München und erreichte knapp und ausgehungert den letzten IC in Richtung Norden. Ich muss furchtbar ausgesehen haben, als ich den Speisewagen aufsuchte, um die erste Mahlzeit seit knapp 24 Stunden einzunehmen. Der Speisewagen hatte zwar schon geschlossen, doch als der freundliche Mitropa-Mitarbeiter mich sah, drückte er mir verängstigt seine letzten trockenen Brötchen in die Hand: "Nimm die (aber lass mich leben)" muss er sich gedacht haben.

Ankunft zu Hause am 18.08., morgens um 02:42 Uhr. Meinen Eltern war die Ankunft des verlorenen Sohnes telefonisch avisiert worden und sie holten mich vom Zug ab. Ganz lieb.

"Was machst Du?", fragte meine Mutter kopfschüttelnd, als ich ihr um den Hals fiel.

Epilog:
Die K. und die A. habe ich nie wieder gesehen. Cousin M. und ich waren nach dieser Tour so dick befreundet wie vorher, allerdings hat es bis 2006 gedauert, dass wir wieder gemeinsam in Urlaub gefahren sind. Übrigens wieder nach Italien, für mich auch das erste Mal seit 1991. M. konnte sein Auto abmelden und niemand hat je wieder etwas aus Italien gehört. Kurz darauf wurden die Benzingutscheine abgeschafft. Ich kann mir denken, warum.

Donnerstag, Januar 18, 2007

Prokrastination

Ich geh nicht in den Keller, ich will überhaupt nicht wissen, wie es in meinem Keller aussieht, während draußen der Regen mit voller Wucht gegen die Hauswand drückt. Ob ich jetzt schon feststelle, dass er voll Wasser ist, oder erst morgen das Unheil sehe, ist auch egal. Warum sollte ich mir den Abend verderben? Wenn ich den Keller jetzt trocken wische, wird er sowieso wieder nass. Ich habe eben noch alles, was nicht niet- und nagelfest ist, vom Boden weggenommen und hoch gestellt. Mehr kann ich jetzt eh nicht tun, also brauche ich gar nicht in den Keller zu gehen.

Nachrichtenkanal gesucht

OK, SPON, Ihr habt es geschafft. Jahrelang hielt ich Euch die Treue, jahrelang wart Ihr meine wichtigste Nachrichtenquelle. Ich habe mich damit abgefunden, dass Ihr nicht umhin könnt, immer das worst case Szenario anzunehmen und aus allen Nachrichten das Schlimmste herauszuholen. Ich kann damit leben, dass Ihr häufig schlampig korrigiert und sich echte Stilblüten bei Euch häufen. Doch heute habt Ihr Euch überboten: Unter dem Titel "Durchblickologe oder Vollsocke?" bietet Ihr ein Jugendsprachquiz an. Ihr entblödet Euch nicht, das auch noch mit dem Vortext


Voll depriletto drauf, weil abgeaxtet? Achselkaffee auf dem Shirt? Wer solche Sätze nicht rallt, ist ein Hirschkopf, schließlich ist das offiziell Jugendsprache.


anzukündigen. Nun bin ich raus. Ich kann Euch nicht mehr ernst nehmen. Ich würde ja noch annehmen, dass es sich um einen Witz handelt, aber das Wörtchen "offiziell" zeigt, dass Ihr Euren Scheiß auch noch ernst nehmt. Die einzigen Leute, die das Wort "offiziell" noch in den Wort nehmen, schicken mir Mail mit dem Subejct "Volksbank: Die offizielle Mitteilung".


Aus diesem Grund erfolgt hier eine weltweite Ausschreibung. Zu besetzen ist der oberste Platz auf meiner Liste von Nachrichtensites. Wer sich darum bewerben möchte, schreibe bitte eine kurze Nachricht in die Kommentare. Auswahkriterien sind Aktualität, breite Themenauswahl und vor allem ein Schreibstil, bei dem ich nicht das kalte Grausen kriege. Schon jetzt vielen Dank für Eure Anregungen.

Mittwoch, Januar 17, 2007

Italienische Reise (Teil 2)

Am Abend des 4. August, nach dreieinhalb Tagen Reise seit dem Aufbruch in Innsbruck, erreichten wir Tropea, einen Ferienort an der Küste der kleinen Ausbuchtung auf der Fußoberseite des italienischen Stiefels. Hier wollten wir hin. Nun konnte die Suche nach einer Ferienwohnung beginnen. Ich sehnte mich nach einer Dusche, einem Bett und der Erholung, die ich mir von diesem Urlaub erhofft hatte.

Doch zweierlei hielt mich von diesem Ziel ab: Erstens warteten mitten im August kein einziger Vermieter mit freien Apartments auf eine Handvoll Urlauber, man war flächendeckend ausgebucht. Außerdem hatte M. den beiden anderen keineswegs etwas von Ferienwohnung, ausspannen etc. erzählt. Die A. und die K. waren von vornherein davon ausgegangen, dass es sich um eine Reise mit genau einem Ziel handelte: Dem Weg. Möglichst weit kommen. Keinesfalls Geld für Übernachtungen ausgeben; das Geld viel lieber in Restaurants lassen, die eher über dem sonstigen Niveau unserer Reise lagen. Ich war, nicht zum ersten Mal in diesen Tagen, überstimmt. Kein Wunder, dass die drei so über meinen Koffer amüsiert gewesen waren. Nicht gerade das ideale Gepäck für einen solchen Urlaub.

Aus Rache über die verwehrte Herberge hinterließen wir den Einwohnern und Gästen von Tropea eine Menge Lärm. Größere Teile unseres Auspuffs hingen nur noch zur Zierde unter dem Wagen; unser kleiner Fiat Bronski machte mittlerweile Krach wie ein ganz Großer, auch wurde es auf der Rückbank recht warm.

Ich fand mich mit meinem Schicksal ab und beschloss, wenn wir schon weiter nach Süden fahren wollten, mein Vorhaben in die Tat umzusetzen und mich bei Gelegenheit von der Gruppe abzusetzen und mich in die Obhut meiner Freundin D. und ihrer Tante zu begeben. Dort ein paar Tage zu verbringen und später gemeinsam mit den anderen wieder nach Österreich zurück zu fahren.

Die Nacht verbrachten wir am Meer. In einer abgeschirmten Bucht, die man nur über einen steilen Fußweg erreichen konnte, der an einigen verlassenen Bungalows entlangführte. Das Auto ließen wir oben an der Straße stehen. In der Bucht, die von steil aufragenden Felsen eingefasst war,schlugen wir unser Lager auf. Um nicht dem Wind ausgesetzt zu sein, legten wir uns hinter eine Reihe größerer Felsen. Es hätte eine ruhige und beschauliche Nacht werden können. Doch daraus wurde nichts. Des Nachts wachte ich von Geräuschen auf. Ich lugte über die Felsen auf den Strand und sah dort eine Gruppe von Menschen stehen. Das Geräusch, das mich geweckt hatte, stammte von einem Motorboot, das sich dem Strand näherte.

Ich habe bis heute keine Ahnung, was das für eine Transaktion war, die dort, wenige Meter von unserem Schlafplatz entfernt statt fand, aber es kann nichts Einwandfreies gewesen sein, was dort übergeben wurde, bevor sich das Boot wieder entfernte und die die anderen Gestalten über den Fußweg vom Strand verschwanden. Die anderen haben durchgeschlafen, und um möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen, habe ich sie auch nicht geweckt. Selten hatte ich in meinem Leben soviel Angst wie in dieser Nacht.

Schnell weg. Weit weg. Am nächsten Morgen über Reggio di Calabria nach Villa San Giovanni, mit der Fähre nach Messina und von dort aus schnell weiter nach Milazzo. Wir wollten von dort aus weiter zu den Äolischen Inseln, genauer gesagt nach Stromboli. Auf der Vulkaninsel wollten wir es uns ein paar Tage gut gehen lassen: Nicht mehr soviel fahren, das Auto war mittlerweile eher schwer zu beherrschen und nach den vielen Kilometern von Tirol bis zur Südspitze Italiens brauchten wir alle mal ein paar Tage ohne den Fiat.

Wir übernachteten in der Nähe von Milazzo an einem Strand mit Blick auf die beleuchtete Stadt. Entflammt von dieser romantischen Szenerie versuchte ich, mich um meine designierte Partnerin A. zu kümmern. Wir hatten uns bislang ja ganz gut verstanden und da M. und K. schon heftigst miteinander turtelten, sah ich keinen Grund, dass dieser romantische Funken nicht auch zwischen A. und mir überspringen sollte. Doch sie sah das offenbar anders und verwehrte meinen Avancen den Erfolg. Ich sah meine Chancen, entjungfert aus Italien zurückzukehren, schwinden. Verdammt.

Vor der Abfahrt mit der Fähre in Richtung der Insel Lipari und von dort aus weiter in Richtung Stromboli sahen wir uns mit einem logistischen Problem konfrontiert, in dessen Zentrum -- mal wieder -- mein Koffer stand. Mein Plan war, nach wenigen Tagen von Stromboli zu verschwinden und den lang ersehnten Besuch bei der Freundin D. zu beginnen -- sozusagen Urlaub vom Urlaub zu machen. Dazu passte mein Reisegepäck gar nicht, den Koffer konnte ich unmöglich mit auf die Insel nehmen, da wir auch dort nicht in einem Zimmer, einer Pension, einem Hotel oder einer Ferienwohnung übernachten wollten, sondern am Strand. Was könnte schließlich romantischer sein? Wobei ja meine romantischen Ambitionen mit der Nichterwiderung durch die A. weitgehend zum Erliegen gekommen waren. Die K. war zwar scharf, aber besetzt. Der M. ließ keinen Zweifel aufkommen, dass er seine Jungfräulichkeit in Italien zu verlieren gedachte. Da blieb nicht viel übrig.

Doch zurück zu dem Koffer-Problem: Wir lösten es so, dass ich meinen Daypack für einen mehrtägigen Aufenthalt packte, der Koffer blieb im Auto. Wir verabredeten, dass ich bei der Rückkehr nach Milazzo den Koffer aus dem Auto nehmen und den mir übergebenen Autoschlüssel (wir hatten nur einen einzigen) an einer geheimen Stelle verstecken sollte: Im Auspuffrohr, das dadurch wenigstens wieder einen Zweck erhielt. Die anderen finden wiederum bei Ihrer Rückkehr einige Tage später den Schlüssel an der geheimen Stelle vor, sofern das vorher noch kein anderer getan hat. In diesem Fall würden sie weder Schlüssel noch Auto vorfinden, falls sich jemand dieser Schrottkarre erbarmen sollte.

Am Nachmittag des 6. August erreichten wir Stromboli. Die Sonne stand schon angenehm tief, als wir uns nach einem feinen Essen in einem Restaurant am Strand auf die Suche nach einem Schlafplatz machten. Wir gingen immer weiter vom Ort weg über den schwarzen Sand des Strandes, bis wir eine einsame schöne Ecke gefunden haben: am Ende einer Bucht, die Felsen hundert Meter entfernt luden zum Klettern ein. Das Wasser war klar und der vulkanische Sand war angenehm warm. Hier schlugen wir unser Lager auf.

Der nächste Tag wartete mit einigen Überraschungen auf: Erstens haben wir uns genau an dem Stück Strand niedergelassen, das uns am Tag vorher vom Kapitän der Fähre als "Höhö, sehen Sie mal da auf den Strand, da rennen die Nackedeis rum" gezeigt wurde. Ein Nudistenstrand. Seufz, dann auch das. Ich bin kein Fan von Freikörperkultur, aber die Leute um einen herum schauen schon ein wenig seltsam, wenn man sich dem nicht anschließt. Also runter mit den Klamotten. Zweitens gab es einen Grund dafür, dass der Sand des Strandes noch bis in den kühlen Abend hinein so angenehme Wärme abgab. Er wurde tagsüber einfach unerträglich heiß und speicherte diese Wärme. Ist ja auch klar: schwarzer Sand, viel Sonne: heiß. Sehr heiß. So heiß, dass es nicht viel Spaß macht, sich von seinem Handtuch wegzubewegen. Autsch.

Am späten Nachmittag erkundete ich die Felsen am Ende des Strandes. Ich kletterte ein wenig herum und fand tatsächlich eine schöne Stelle, an der ich mich zum Lesen niederließ. Dem Meer zugewandt war ich zum Strand hin durch einen Felsen optisch abgeschirmt. Etwas später kam ein Pärchen an den Strand, das sich in einiger Entfernung zu unserem Camp in der Nähe meines Felsens niederließ. Die beiden wähnten sich abgeschieden. Ausreichend entfernt von den Touristen fingen sie an zu fummeln; allen Regeln des guten Anstands folgend vertiefte ich mich weiter in mein Buch und bemühte mich, nicht hinter meinem Felsen hervorzuschauen. Bis ich zum Essen gerufen wurde. Ich versuchte, in möglichst großen Abstand und gemessenen Schrittes an den beiden vorbeizugehen, ohne hinzuschauen, was die beiden da machten. Wem war das unangenehmer: dem poppenden Pärchen am Strand oder mir? Wenn Blicke töten könnten, hätte ich heute keine Gelegenheit, das alles aufzuschreiben.

8. August. Eine Woche ungeduscht und unrasiert. Der Tag des vorläufigen Abschieds war gekommen. Ich packte meine Sachen zusammen, verabschiedete mich für die nächsten fünf Tage und ging in Richtung Fähre. Die Fahrt im Tragflächenboot zurück nach Milazzo fühlte sich an wie eine Reise im Orient-Express. Schierer Luxus. Ein bequemer Sessel. Toll.

In Milazzo dann folgende Szene: Junger Mann geht geht mit einem Rucksack und einer Kameratasche zu einem abgestellten Auto, öffnet den Kofferraum, entnimmt einen Koffer, legt etwas ins Auspuffrohr und entfernt sich vom Auto. Ob sich jemand darüber gewundert hat? Sah bestimmt komisch aus. Die Reiseverbindung mit dem Zug hatte ich schon vorher rausgesucht: Umsteigen in Messina, aber das würde ich auch noch hinkriegen.

Ab dann begannen fünf wunderbare Tage. Die liebe D. holte mich in Catania vom Bahnhof ab, nahm mich mit ins Haus ihrer Tante nach Mascalucia und nach einer Woche unterwegs unter hygienisch nicht ganz einwandfreien Bedingungen konnte ich unter dem Dreck und der Gesichtsbehaarung jemanden hervorholen, der mir einigermaßen ähnlich sah. In einem Bett zu schlafen kann so himmlisch sein.

Den genauen Verlauf dieser Tage will ich hier gar nicht im Detail wiedergeben. Wäre auch nicht so spannend, es war ein hervorragender Urlaub an der Ostküste Siziliens, mit allem, was man sich dort so anschaut: Catania, Taormina, Gole dell'Alcantara und einer Zugfahrt mit einer Bimmelbahn rund um den Ätna.

Fünf Tage später, am 13. August kam die Reisegruppe, um mich abzuholen. Der Abschied war schwer, nicht nur, weil ich D. bis zum nächsten Sommer nicht mehr sehen sollte, sondern auch, weil ich kaum Lust hatte, eine weitere knappe Woche auf dem Rückweg nach Innsbruck mit den drei anderen und dem kaputten Auto zu verbringen. Zumal alles, was ich auf dieser Tour bisher erlebt habe, erst das Vorspiel für den letzten Akt gewesen sein sollte.

(Teil 3)