Bin schon ein wenig länger raus aus dem HipHop Geschäft. Nicht auf der aktiven Seite, auf einer Bühne stand ich nie (wobei: der Grieche und ich hatten in den Achtziger Jahren eine kick ass Kurtis Blow Imitation drauf: I was walking down the avenue the other day when I heard this crazy sound...), aber gehört habe ich viel HipHop. Anfang der Neunziger Jahre entdeckte ich die Beastie Boys abseits vom Partygegröhle und versank in Cypress Hill, House of Pain, Public Enemy und den anderen Bands, die damals viel gespielt wurden. Doch die Faszination am amerikanischen HipHop wich immer mehr dem Interesse an deutschem HipHop. Irgendwann war ich ganz raus und entdeckte andere Dinge. Wenn ich heute HipHop höre, ist es meistens, wenn irgendwelche Pseudo Ghetto-Kids mit plärrenden Mobiltelefonen in der U-Bahn ihre Gangsta Attitüde raushängen lassen. Das macht nicht viel Lust auf diese Musik.
Daher war ich ein wenig skeptisch, als mir die R. und der kleine Bruder unabhängig voneinander den Film Dave Chapelle's Block Party ans Herz legten. Am Samstag abend war es soweit: Amango hatte mir den Film dankenswerterweise schon kurz nach dem Erscheinen der DVD zugeschickt.
Der Komiker Dave Chapelle muss sich mit diesem Projekt einen Lebenstraum verwirklicht haben: Einen Tag lang die Crème de la Crème des HipHop in einer Seitenstraße in Bedford-Stuyvesant in Brooklyn zu versammeln und ein ganz fettes Konzert mit ungefähr 5000 Leuten zu veranstalten. Der Film dokumentiert die Vorbereitungen des Konzerts, holt die Bewohner des Viertels dazu, fängt die Stimmung hinter der Bühne ein und begleitet verschiedenste Leute aus Chapelles Heimatstadt Dayton, die er einlädt, nach New York zu kommen und dabei zu sein. Immer wieder eingesprenkelt werden kurze Comedy Nummern des Gastgebers.
So tauche ich per DVD in einen Tag in Bed Stuy ein; eine Gegend, die mir immer wieder auffällt, seit ich 1989 das erste Mal Spike Lees "Do the Right Thing" gesehen habe.
Funktioniert das? Was soll ich sagen: Genau so soll ein Konzert Film sein. Genau so soll eine Dokumentation sein. Genau so soll ein mit Musik unterlegter Comedy Film sein.
Und natürlich: Musik, Musik, Musik vom feinsten, weit abseits von einfachen Beatbox-und-Dicke-Eier-Gehabe: HipHop, Funk, Soul -- von allem soviel, das man einen Eindruck bekommt, ohne dass es eintönig oder zuviel wird. Das wird unterstützt vom intelligenten Schnitt, der auf Chronologie verzichtet, um neben der Musik auch immer wieder die Leute rund um das Konzert zu präsentieren: Musiker, Zuschauer, Nachbarn.
Die Party kulminiert in einer Wiedervereinigung der Fugees. Eine Überraschung für die Partygäste, denen das bemerkenswerte Ereignis als "alternative Lösung einer technischen Schwierigkeit" angekündigt wird. Da Lauryn Hills Plattenfirma die Rechte für die Stücke nicht geben wollte, hat sie kurzerhand die Band das erste Mal nach sieben Jahren auf der Bühne zusammengebracht. Die Begeisterung des Publikums sorgt sogar bei Leuten wie mir, die mit der Musik nicht mehr viel zu tun haben, für einen kalten Schauer über den Rücken. Nun freue ich mich auf die eben bestelle Mos Def CD und bin gespannt, ob ich mich noch ein zweites Mal für den HipHop begeistern kann.
3 Kommentare:
ach lieber bruder,
genau so ist es! großes kino!
auf dieser bühne sind alle versammelt, die dafür gesorgt haben, dass ich immer noch hip hop liebe. (nachdem meine liebe aus deinem cd regal mit rund dmc begonnen hat!)
Kannst dir direkt alle alben von mos def bestellen. "black on both sides" und "true magic" sind großartige platten!!! "the new danger" mit abstrichen (sehr rockig!). die "block party" gibt es auch als album.
wo wir gerade bei hip hop filmen sind, empfehle ich "rize" (http://imdb.com/title/tt0436724/)
ebenfalls von dave chapelle, ebenfalls eine dokumentation,
aber über das tanzen zu hip hop in den strassen der ghettos von los angeles. tommy the clown und seine geschichte.
Danke, Brüderchen. Als nächstes lernst Du von mir genau soviel HTML, um hier aus einer URL einen Link zu machen. :-)
Habe mir übrigens die "The New Danger" bestellt.
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