Am Sonntag morgen ist Paul Spiegel gestorben. Er wohnte in Düsseldorf auf derselben Straße wie mein Vater, nur ein paar Häuser weiter. Seit Herr Spiegel Zentralratsvorsitzender wurde, steht Tag und Nacht vor seinem Haus ein besetzter Polizeiwagen, der diese ruhige Wohnstraße in Düsseldorf Oberkassel zur vermutlich einbruchsichersten Straße der Stadt gemacht hat. Wahrscheinlich kann man dort sogar sein Fahrrad unabgeschlossen auf der Straße stehen lassen.
Die Beamten habe ich oft bemitleidet, wenn sie bei Wind und Wetter in ihrem Wagen sitzen oder vor der Haustür stehen. Sie wissen, dass sie ihre Arbeit gut gemacht haben, wenn nichts passiert ist. Was für ein langweiliger Arbeitsalltag.
Mein erster Gedanke, als ich im Radio vom Tod Spiegels hörte, galt den Polizisten. Bildhaft habe ich mir vorgestellt, wie sie -- über Radio oder den Polizeifunk von dem Ereignis hörend -- den Motor anlassen und einfach wegfahren. Oder zumindest glücklich gucken, weil dieser bodenlos langweilige Einsatz nun wohl wegfällt. Dass dies nicht so einfach geht, ist klar. Muss daran denken, meinen Vater zu bitten, mir Bescheid zu sagen, wann der Objektschutz auf seiner Straße eingestellt wird. Und in Zukunft das Fahrrad wieder anschließen.
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