Donnerstag, Dezember 14, 2006

Buchhalterische Frage

Worüber ich immer noch in mich hineingrinse, wenn ich es höre, ist die Betonung des Wortes buchhalterisch. Mit der Betonung auf der vorletzten Silbe mit einem langen "eeeeee". Habe nicht den geringsten Anflug einer Ahnung, woher die Betonung kommt. Andere Adjektive auf -terisch haben die Betonung im Stamm des Wortes, nicht auf dem Adjektivssuffix: verräterisch, dichterisch, gestalterisch.


Warum aber legen die Buchhalter (und eben nicht die Buchhalteeeer) solch großen Wert darauf legen, ausgerechnet die Nachsilbe, dieses rein funktionale Morphem zu betonen?


Als mir diese Betonung das erste Mal unterkam, hörte ich sie von der Buchhalterin im Klamottenladen, in dem ich früher mal gearbeitet habe. Jung und frisch in die Welt entlassen, deutete ich das noch als eine persönliche Marotte von Frau D., schob es auf ihren ohnehin starken rheinischen Dialekt -- doch weit gefehlt. Jeder Buchhalter, der mir seitdem begegnete, betont das lange "e".


Ist es vielleicht ein Geheimcode in dieser Berufsgilde? Oder hat es etymologische Gründe? Kommt buchhalten etwa ursprünglich von einem anderen Wort, beispielsweise vom althochdeutschen buchhalteeren und federn?

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Antwort ist wahrscheinlich genauso simpel wie albern.

Um seinem Berufsstand ein wenig (noch mehr?) Exotik zu verleihen bedient sich "El Buchhalter" einer spanischen Aussprache.

Also grundsätzlich Betonung auf der vorletzten Silbe: buchhalteeeeerisch
Ausnahmen bei Endkonsonant 'r' und 'd': Buchhalteeeer

Zugegeben, letzteres ist noch nicht so verbreitet, wird aber unweigerlich kommen. Da kann man noch zu den Early Adaptors gehören!

Anonym hat gesagt…

vielleicht lässt sich die gesuchte Antwort tatsächlich in den psychologischen Tiefen der Selbstbilder einer Berufsgruppe ausmachen.

Bemüht, nicht als Buchstütze tituliert zu werden, liegt die Betonung beim Buchhalter eben auf dem "Buch" und nicht beim "Halten". Es lässt sich vortrefflich in zwei Silben aussprechen (Buuch-alter)
Wird hier aber das Adjektiv gebildet, bekommt das "Halten" wegen des Silbenverhältnisses von 3:1 (Buch-Hal-Te-Risch) ein dem Berufsgruppenempfinden unerträgliches Übergewicht.
Was tut also die findige Buchhaltergilde?:
Durch die Ergänzung um ein zwei EEs, wird das Wort dermaßen entstellt, dass die Verbindung zum "Halten" vollständig ausgermerzt ist ;-)

Alexander hat gesagt…

Hör mal, Herr Student: Ich freue mich ja über Kommentare hier, aber solltest Du nicht um 02:46 Uhr im seit vier Stunden im Bett sein, um am nächsten Morgen frisch und entspannt in der Vorlesung zu sitzen, damit Du mich an Weihnachten mit Deinem frisch erworbenen Wissen über die Hermeneutik der Heisenbergschen Unschärferelation beeindrucken kannst? Obwohl die ja eigentlich zum common sense gehört.

Georg hat gesagt…

:-)

Anonym hat gesagt…

commom sense. ich hör' immer common sense. weiss denn die ganze welt, dass ich morgen (samstag!) im Rahmen meines Rechtspopulismus Seminares ein Referat über "Common Sense und Alltagsverstand" halten muss?!
Hoch leben sollen die Herren Bourdieu, Geertz und Hannerz...
um erneuten Einwänden vorzubeugen:
mache mich gerade auf den weg in die Uni!

Alexander hat gesagt…

Bruder: Dann vergiss auf keinen Fall zu erwähnen, dass die Heisenbergsche Unschärferelation zum common sense gehört! Wichtig!

Hugo hat gesagt…

Wahnsinn.

Ich frage mich gerade ab der Blogeintrag oder die Kommentare mich mehr zum Erstaunen bringen.

Die Akribie mit denen der Blogeintrag und die Kommentare geschrieben werden, lassen mich ins grübeln bringen.

Habe ich irgendetwas in den Jahren 1 - 11 meiner Schulbildung verschlafen, oder wurde dies erst in den Klassen 12 - 13 gelehrt, die ich mir nicht mehr angetan habe. Wollte ja so gerne Bankkaufmann werden ( kaufe ich dem Namen nach dann eigentlich eine Bank ).