Als Student hat man ja üblicherweise reichlich Flausen im Kopf. Tolle Ideen, grandiose Vorstellungen, die Welt kann mich nicht verstehen liegt einem zu Füßen. Aber man muss sich auch davor hüten, allzu altklug zu klingen. Sonst kann es passieren, dass man die Umstehenden mit einem Zitat nervt, wie ich es beim Nouvelle Vague Konzert im Dezember vor zwei Jahren hören konnte:
Die Teilnahme am politischen Diskurs sollte der moralische Imperativ sein.
sagte der ziegenbarttragende, neunmalkluge Drittsemestertyp hinter mir zu der Frau, die ihn anhimmelte. Dazu fiel mir nichts anderes ein als "Warum nicht einfach mal gepflegt eins auffe Fresse hauen?". Bin natürlich viel zu zivilisiert, um einem solchen Impuls nachzugeben, aber seinen Spitznamen für den Abend hatte der Typ sicher; spätestens zu dem Zeitpunkt, als er den gottgleichen Gesang der Sängerin bei "Guns of Brixton" mit dem Beweis seiner eigenen Textsicherheit übertönen musste.
1 Kommentar:
Was für eine wunderbare Anekdote. Ich musste sofort an einen Abend vor vier Jahren in meinem Lieblingsbiergarten im schönen (*hüstel*) Mittelhessen denken.
Neben unserem Tisch befand sich ein größeres Rudel von Psychologiestudenten, schätzungsweise 4. oder 6. Semester. Einer von ihnen war sehr dick, hatte etwa 15 Pfund blonde, struppige Haare auf dem Kopf (natürlich zu einem Pferdeschwanz gebunden) und mindestens 5 Pfund Haare im Gesicht. Dazu trug er eine kurze Latzhose und sah folglich eher aus wie der prototypische Informatikstudent.
Dieser junge Mann war plötzlich sehr erstaunt, sprang auf und polterte: "Die Heisenberg'sche Unschärfe-Relation gehört aber heutzutage doch wirklich zum common sense!" Darauf konnte man im Umkreis von 20 Metern Dutzende von Kinnladen vor Unglauben Richtung Boden fallen hören. Noch heute sehe ich diesen jungen Mann häufig in Gießen und noch immer ist dann mein erster Gedanke: "Herr Heisenberg ist also auch noch in der Stadt."
The horror, the horror.
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