Klar ist es für den gebürtigen Düsseldorfer, der letztlich doch zum FC St. Pauli konvertiert ist, ein Pflichtermin, wenn Pauli in Düsseldorf spielt. Gründe gibt's genug: Die in der Heimat gebliebenen und dorthin zurückgekehrten Freunde und das neue Stadion die neue Multifunktionsarena, in der ich auch noch nie war. Habe ja viel drüber über gehört, über das Erwinodrom die LTU-Arena. Um es kurz zu machen: Der Termin war Pflichttermin im Kalender, seit klar war, dass weder Fortuna noch St. Pauli in der letzten Saison die Drittklassigkeit überwinden würden und noch mindestens ein weiteres Jahr in derselben Liga spielen würden.
Treffpunkt war Samstag um 13 Uhr im U-Bahnhof am Hauptbahnhof. Wir waren zu sechst, aber längst nicht allein auf dem Bahnsteig. Der quoll schon über vor Leuten, ein Meer aus rot-weiß, aber auch der vereinzelte Totenkopf oder Akzente von braun-weiß waren zu sehen. Was nicht zu sehen war, waren die extralangen Züge der Linie U78, die um diese Zeit die ca. 20.000 Besucher im 3-Minuten-Takt zum Stadion fahren sollten. Nach zwanzig Minuten wurde das Gedränge doch ein wenig viel und die Vermutung, dass die Rheinbahn nicht mitbekommen hat, dass für das Spiel ca. 17.000 Karten im Vorverkauf weggegangen sind, drohte sich zu bewarheiten.
Die Ansage gab Gewissheit: Schaden eines Stromabnehmers, derzeit kein Zugverkehr. Dann ging das Wettrennen um die Taxen los. Mit dem Taxi zum Stadion? Sowas gibt es ja eigentlich gar nicht, aber wir waren nicht die einzigen, die diese Idee hatten. Zum Glück steht hinter dem Hauptbahnhof ein nimmer versiegendes Füllhorn an Taxen, ganz anders als an den anderen Haltestellen der Bahn, die wir auf dem Weg in den Düsseldorfer Norden passierten. Dort standen hilflos den vorbeifahrenden Taxen hinterherwinkende Trauben von Menschen. Uns blieb nicht viel übrig als außer freundlich zurückzuwinken.
Am Stadion war es unglaublich voll. Das Sicherheitspersonal hatte an den Personenkontrollen alle Hände voll zu tun. Besonders in solchen Fällen, bei denen der Besucher versuchte, eine eigene Digitalkamera ins Stadion zu schmuggeln, um von Block 156 im Oberrang aus das eine oder andere Erinnerungsfoto zu machen. Dann muss man nämlich dem vollkommen fassungslosen Besucher klarmachen, dass er sich jetzt gegen den Strom durch die Menschenmenge zurückdrängen muss, um bei dem blauen Container dahinten die Kamera in die Sicherheit des Stadionpersonals zu übergeben. Dadurch macht man sich nicht besonders beliebt bei den Gästen. Man muss dann auch etwas von Stadionordnung faseln und von "wenn einer die Kamera an den Kopf bekommt, wenn sie geworfen wird".
Am blauen Container treffen sich mehrere ungehaltene Leute, denen ins Gesicht geschrieben steht, dass sie unautorisierte, nicht vom Rechteinhaber DFB lizenzierte Bilder des Regionalligaspiels machen wollen. Was für eine Schikane! Einer der Momente, in denen ich mich frage, in was für einer Welt wir eigentlich leben. Vor allem, weil nur die Leute die Kameras abgeben mussten, die beim Abtasten so kooperativ waren, zu sagen, dass sich in der Jackentasche ein Fotoapparat befinde. Alle anderen Kameras und Mobiltelefone dürfen selbstverständlich mit ins Stadion.
Mal abgesehen von den prinzipiellen Erwägungen wäre es schon angemessen gewesen, die Besucher mit Hilfe von Schildern auf das Verbot von Bildaufzeichnungen im Stadion hinzuweisen. Hätte einigen Ärger erspart, wäre aber wahrscheinlich nicht praktikabel gewesen, weil das Stadionpersonal sich sonst damit konfrontiert gesehen hätte, auf mehrere zehntausend Telefone und Kameras aufpassen zu müssen.
Zum Glück hat das Spiel eine halbe Stunde später angefangen als ursprünglich angesetzt. Es waren immer noch tausende Besucher unterwegs und ich glaube, dass auch eine ganze Menge Besucher das 1:0 durch Palikuca nicht live gesehen haben, weil sie zu diesem Zeitpunkt noch versuchten, ins Stadion zu kommen. Der Rest des Spiels ist auch St. Pauli Sicht auch nicht erwähnenswert. Der Treffer von Lechner war sehr schön, ging aber leider ins falsche Tor. Danach lief gar nichts mehr. Schade, dass St. Pauli sich danach durch ein eher ruppiges als elegantes Spiel hervortaten.
Immerhin hatten die Düsseldorfer einen gelungenen Karnevalsauftakt an diesem 11.11. und ich weiß ja, dass wir diese Niederlage am 12. Mai 2007 wieder gutmachen werden. Dann müssen die Freunde auch mit mir in die Gegengerade, daran gibt es kein Vorbeikommen.
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