Mittwoch, Juni 28, 2006

Flos Pflichtjahr im Fußballverein

Heute gibt's eine Premiere im Barmblog! Flo, mein Freund und fast-Bruder seit frühester Kindheit, hat einen wunderbar ausführlichen Kommentar zu meinem Pflichtjahr im Fußballverein hinterlassen. Leider gehen die Kommentare hier nach einiger Zeit etwas unter. Somit freue ich mich, den ersten Gastautor im Barmblog begrüßen zu dürfen. Vorhang auf, Flo!




Ich weiß noch wie wir stundenlang im Garten trainiert haben und an unseren Fähigkeiten gefeilt haben (eine schöne Erinnerung) um den LSV endlich dahin zubringen wo er unserer Ansicht nach mit uns hingehört.



Auch mein erstes Spiel für den LSV fand bei Sparta Bilk statt ! Was für ein Erlebnis (nein nicht weil Alexander so schlecht war oder ich so gut), sondern einfach weil ich meine besten Freund zum Auswärtsspiel begleiten durfte als Zuschauer!
In der Umkleidekabine (ja ich durfte hautnah bei der Mannschaft sein) stellte der "Trainer" fest, das er zuwenig Spieler mitgenommen hatte (ups, habe ich falsch gezählt?).



So kam es, dass der kleine Flo sich umziehen durfte um die Mannschaft zu komplettieren. Was für ein Gefühl ich war stolz wie Oskar! Bewusst kann ich mich leider an weitere Details des Spiels nicht mehr erinnern.



Auch ich bin nie der begnadete Fussballer gewesen oder geworden (warum eigentlich ich weiss es nicht) obwohl ich immer viel Sport getrieben habe (Tennis, Basketball usw.), aber Fussball???



Ich glaube die Alterklasse 6 bis 12 kann ich mit meinen Fähigkeiten wirklich beeindrucken, aber das war es auch schon (meine 15 Monate alte Tochter übrigens auch).



Der Ausflug nach Meschede hat bei mir bewirkt, dass ich erst im Gymnasium (9.Klasse) wieder in die Jugendherberge gefahren bin (sonst habe ich Disney World immer vorgezogen).



Am Schlimmsten fand ich beim Training immer das "Lustig wir stehen in einer Reihe hintereinander und laufen auf den Torwart zu und versuchen ein Tor zu schiessen!" Just in dem Moment in dem man los laufen wollte zieht einem ein Bully die Hose runter (hahahahahahahaha) was für ein Spaß.



Tja Ihr seht auch ich hatte viel Spaß im LSV.



Ich kann wohl berichten, das ich in der Saison 92/93 ein kurzes Comeback im Trikot des LSV hatte als ich Sonntagsmorgens in einem Spiel die A-Jugend (ich bin übrigens von 71) unterstützen durfte.



Das kam so L, P und N waren mit mir Samstags in der Altstadt, sowie damals eigentlich an jedem Wochenende an das ich mich noch erinnern kann, und meinten wir sind fürs Spiel morgen zuwenig Leute, worauf ich im Suff erwiderte "dann könnt Ihr mich ja morgen früh anrufen" (warum hab ich was gesagt) pünktlich um 09:00 klingelt das Telefon "Flo Du musst uns unterstützen" ! uuuaaaaaaaaaahhhhhhhh



Aber auch an diesem Tag hat es nur für 20 Minuten gereicht und ich hab es nie wieder getan (ich hab übrigens eine Gelbekarte bekommen weil ich bei der Einwechselung zu früh auf´s Spielfeld gegangen bin).



Danke für den Bericht! Mir waren einige Details (Hose runterziehen) nicht mehr präsent. Oh, the fun we've had! Du bist danach ja noch zum Bund gegangen, offenbar hat Dir die Zeit in der LSV-Kompanie nicht gereicht. Ich hätte mal veruschen sollen, mir bei der Kriegsdienstverweigerung meine Zeit beim LSV anrechnen zu lassen.

Sonntag, Juni 25, 2006

Hoch auf dem gelben Wagen

Gestern habe ich auf der Fuhlsbüttler Straße einen Briefmarkenautomaten gefunden. Praktisch. Noch praktischer wäre es, wenn direkt neben dem Automaten auch ein Briefkasten stände, sodass man die frisch frankierten Poststücke auch direkt einwerfen könnte. Doch dieser Briefkasten scheint den Sparmaßnahmen der Deutschen Post AG zum Opfer gefallen zu sein.



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Neuer Computer, neues Blog

Warum seit gestern auf meinem Schreibtisch ein neues MacBook steht und was ich beim Umstieg von Windows/Linux auf MacOS erlebe, könnt Ihr in meinem Switch Blog nachlesen.

Mittwoch, Juni 21, 2006

Meine WM-Austragungsorte

Als fernsehfreier Mensch stellt mich die Fußball WM vor harte logistische Probleme. Wo kann ich mir die Spiele am Besten anschauen? Bei vergangenen Turnieren lief das meistens auf Privatgucken bei Freunden hinaus. Die wahrlich nicht fußballbegeisterte Freundin C. kann ein Lied davon singen, seit ich zum Achtelfinale bei der WM 2002 Deutschland gegen Paraguay morgens um 8 mit Brötchen bei ihr vor der Tür stand. Wir hatten uns zum Frühstück verabredet und dabei das 1:0 angeschaut. Statt also Freunde zu Hause zu belästigen, gibt es bei der WM 2006 praktisch an jeder Ecke einen mehr oder weniger öffentlichen Fernseher, auf dem man die Spiele ansehen kann.



Meine persönlichen Austragungsorte




  • Meisenfrei (Eppendorfer Weg, Eimsbüttel): Kleine Kneipe mit mittelmäßig attraktivem Publikum, viele Stammgäste. Recht gute Projektion mit 16:9 Beamer über der Theke. Wenn alle Tische innen besetzt sind, kann man bei gutem Wetter auf der Terrasse sitzen und nach innen gucken. Ein Fernseher draußen dient bei der Tonwiedergabe, wird aber üblicherweise so von der Sonne geblendet, dass man kaum etwas erkennt.

    Stimmung ist gut, die Toleranz der Gäste gegenüber Pfeifen, Tröten und dem berüchtigten "Krach in Dosen" ist erstaunlich hoch. Mit hauseigenem Tippspiel. Die Preise sind moderat und die Toasts lecker. Bisher Austragungsort von fünf Spielen.


  • Bei Steti (Ecke Wasmannstr./Oldachstr., Barmbek): Kneipe im maritimen Stil (Netz mit Plastikfischen über dem Tresen), direkt bei mir um die Ecke. Habe ich schon vor Wochen als potentiellen WM Austragungsort erkannt, da ein Premiere Sports-Bar Schild im Fenster hängt.

    Bin zu Italien -- Ghana hingegangen. Innen: Gespenstische Stille, Fünf versteinert wirkende Gäste verschiedener Altersstufen starren gebannt auf einen 60cm Fernseher, der in die Holzverschalung der Wand eingelassen ist. Ein Barhocker ist noch frei. Einer der Stammgäste (das müssen Stammgäste sein, solche Läden haben außer mir keine Laufkundschaft) beginnt eine komplett nervtötende Diskussion, ob man denn nicht mal die schwarzen Balken aus dem Bild wegmachen könne. Gruselig.
    Warte ewig auf mein Bier, denn Steti hält sich an das deutsche Zapfgebot, dass ein gutes Pils sieben Minuten brauche. Schaue die erste Halbzeit und noch bevor die Spieler in der Kabine sind, bin ich wieder auf der Straße. Nicht wieder hingehen. Allerdings: 0,4 Holsten nur 1,70 Euro.


  • Taormina (Fuhlsbüttler Str., Barmbek): Brauchte nach dem Desaster bei Steti dringend einen Austragungsort für die zweite Halbzeit von Italien -- Ghana. Die neuen Besitzer haben technisch aufgerüstet: ein Beamer auf der Terrasse und einer im Restaurant. Stimmung beim Italien-Spiel war sehr gut. Innen eine ganze Wand als Projektionsfläche (ca. 15 qm). Gutes und preiswertes italienisches Essen. Austragungsort von bisher 0,5 Spielen. Sollte Italien nochmal abends spielen, gehe ich gerne wieder hin.


  • Raum 304 (bei meinem Arbeitgeber):

    Für den Fall, dass Sie neben den Deutschland-Spielen auch weitere Spiele sehen möchten, senden Sie dazu, spätestens am Tag vor dem Spiel, eine Email an Ihren örtlichen Betriebsrats-Postkorb. Ob Ihr gewünschtes Spiel übertragen wird, sehen Sie am Vortag ab 16 Uhr im Intranet auf Ihrer Betriebsratsseite.

    Für Ihre Verpflegung sorgen Sie bitte selbst.

    Grundsätzlich ist der Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten. Vergessen Sie daher bitte nicht, mit Ihrer Führungskraft Ihre Abwesenheit abzustimmen (und auszustechen!), da "Spielzeit" ja nicht gleich Arbeitszeit ist.


    Bisher Austragungsort von einem Spiel. Das war nett und ich finde es gut, dass so etwas überhaupt organisiert wird.



  • FIFA Fan-Fest (Heiligengeistfeld): Extrem skeptische Einstellung vor dem ersten Besuch dort. Bin normalerweise ein absoluter Vermeider von übermäßig großen Veranstaltungen. Kaum etwas ist mir ferner als Menschenmassen, die laut und nervig feiern, dass sie irgendwo sind. Anlass egal. Je nichtiger der Anlass, desto lauter, bunter und greller muss das Feiern werden. Meistens ist eine unvermeidliche Anzahl von Fress- und Nippesbuden dabei (Weihnachtsmarkt!). Wenn noch eine örtliche Format- oder Dudelradiostation das akustische Programm liefert, ist Reißaus nehmen oberste Bürgerpflicht (NDR 2, ich meine Dich!).

    Erstaunlicherweise berührt mich das Fan-Fest auf dem Heiligengeistfeld ganz anders. Klar ist es voll, klar sind auch viele Leute da, die sich nicht einen Deut für Fußball interessieren. Klar gibt es auch Fressbuden. Doch trotz allem ist die Stimmung gut und das Zusammentreffen vieler Nationen funktioniert besser als bei der Expo in Hannover. Gehe ich gerne wieder hin, wenn's nicht regnet. Bei Spielen der deutschen Mannschaft wird es aber doch ein wenig zu voll sein. Bisher Austragungsort von zwei Spielen.


  • FootieFox (http://www.footiefox.com): Für alle Spiele, die während der Arbeitszeit laufen und die ich nicht in Raum 304 sehe. Eine Firefox Erweiterung, die in der Statuszeile aktuelle Spielstände anzeigt und sich optisch und akustisch bemerkbar macht, wenn ein Tor fällt. Funktioniert nicht nur für die WM, sondern auch für unzählige internationale Ligen. Bisher Austragungsort für viele Spiele.



Beim Besuch weiterer Austragungsorte wird die Liste fortgesetzt.

Montag, Juni 19, 2006

Wenn ich nicht hier bin, bin ich auf dem Sonnendeck am Millerntor

Nun isses passiert. Seit Donnerstag bin ich stolzer Besitzer einer Dauerkarte für den FC St. Pauli. Stehplatz Gegengerade. Wow. Hätte mir das jemand vor einem Jahr gesagt, hätte ich mir dezent an die Stirn getippt und den jemand als ein wenig weich im Kopf erklärt.



Bei den alten Freunden im Rheinland werden sich vielleicht wieder Gerüchte entspinnen, ob eine (und wenn ja: welche) Frau dahinter steckt und ich werde wieder erklären müssen, dass das wirklich gar nicht der Grund für die plötzliche Fußballbegeisterung ist. Weiß auch nicht, woher das kommt, und ich wundere mich auch ein wenig über mich selbst. Über Jahre hinweg hat mich Fußball gar nicht interessiert -- klar, die gelegentliche WM oder EM habe ich schon miterlebt und auch ein wenig Bundesliga im Radio gehört -- aber ins Stadion gehen? Das war schon wegen der Lautstärke nicht drin.



Dann aber kam im August letzten Jahres die gute alte Fortuna zum HSV II, und der Kumpel H. mit der seltsamen Vorliebe für die holländische Nationalmannschaft hat mich mal mit zu St. Pauli genommen. Pokal-Achtelfinale gegen den VfL Bochum. 4:0 haben wir den Spitzenreiter der zweiten Liga vom Platz gefegt. Wenn man an einem Abend viermal den "Song 2" hört und die Atmosphäre am Millerntor unter dem Dach der Gegengerade auf hervorragenden Sitzplätzen mitbekommt, kann man sich schon als angefixt bezeichnen.



Dann ging's schnell: Fortuna in Berlin gesehen, mit St. Pauli zum Auswärtsspiel in die AOL Arena gefahren und dann das Pokalspiel gegen Hertha. Kann mich nicht an ein so spannendes Fußballspiel erinnern. Danach ging's schnell: Rückrundendauerkarte mit Pokalvorkaufsrecht, Bremen, Bayern und einige Meisterschaftsspiele.



Nun der Sprung von der Nordkurve in die Gegengerade. Bin sehr gespannt auf die nächste Saison.

Sonntag, Juni 18, 2006

Kurzes Fernseh-Intermezzo

Vorgestern hat fast eine neue Ära bei mir begonnen. Ausgelöst durch die WM-Begeisterung regte sich der Wunsch in mir, auch Spiele zu Hause schauen zu können. Die "Public Viewings" in Kneipen oder auf dem Heiligengeistfeld sind ja immer sehr nett, aber ich will ja auch mal ein wenig Zeit zu Hause verbringen.



Was sollen die Dogmen? Nur weil ich seit 1993 keinen Fernseher mehr habe, heißt das nicht, dass es auf ewig so weitergehen muss. Fernsehen heißt ja heute nicht notwendigerweise, auch einen Fernseher in der Wohnung herumstehen haben zu müssen. Der Monitor tut's ja auch. Doch so schnell löst man sich ja nicht von Prinzipien. Bin eine knappe Woche in der Computerabteilung bei Saturn um die DVB-T Empfänger für den PC herumgeschlichen. Sind ja nicht richtig preiswert, diese Dinger. Aber nach der WM kann ich ihn ja wieder verkaufen, denn schließlich will ich gar keinen Fernseher haben.



Ohne Glotze zu leben, entrückt einen schon von sehr vielem. Die Phrase "So wie in der Werbung" lässt mich außen vor. Auch die ganze B und C-Prominenz der letzten Jahre ist weitestgehen an mir vorübergegangen. Wenn man diese Prominenten nicht aus dem Fernsehen kennt, kennt man sie nicht. Außerhalb des Mediums spielen sie keine große Rolle, was ihre Prominenz in einem sehr fahlen Licht erscheinen lässt.



Vorbereitet darauf, einen Kulturschock sondergleichen zu erleben, erstand ich am Freitag einen Fernsehempfänger als USB-Stick getarnt und packte ihn zu Hause aus.



Der erste Eindruck nach dem Sendersuchlauf war ernüchternd: Das Spiel Niederlande gegen Elfenbeinküste sah aus wie eine Stop-Motion Verfilmung eines Fußballspiels. Ungefähr so hat man früher die Bravo Foto-Love-Stories fotografiert. Ist eine interessante Art Fußbal zu sehen: Der Ton war makellos, aber man sah nur zwei Bilder pro Sekunde. Das lässt viel Spielraum für die Fantasie, denn man kann sich grob ausmalen, was in der Zwischenzeit passiert. Das Erlebnis glich eher bildunterstütztem Radio als Fußball. Das hatte ich mir anders vorgestellt, das waren nicht die Roboter, die ich gesucht habe.



Alle anderen Kanäle funktionierten ganz ordentlich. Lediglich die anamorph ausgestrahlten Fußballbilder wurden zerhackt dargestellt. Der schuldige ist eher meine schwer betagte Grafikkarte als der schlechte Empfang über die kleine Stabantenne.



Wenn's also nicht sein soll, bringe ich das Ding zurück. Man kann über Saturn sagen, was man will -- sie sind extrem kulant, was Retouren angeht. Das Gerät war ja einwandfrei, ich habe es benutzt und trotzdem bekomme ich ohne doofe Fragen den Kaufbetrag ausgezahlt. Kein Gutschein, kein Abwimmeln.



Die 80 Euro habe ich direkt in vertraute Medien wie DVDs und CDs umgesetzt. Damit kann ich umgehen. Und so habe ich die Episode "Fernsehen" nach nicht mal 24 Stunden wieder beendet. Zwar gibt's in Zukunft auch keinen Fußbal bei mir zu Hause, aber dafür auch keinen Kulturschock. Die Bohlens, Kerners und Christiansens dieser Welt erhalten nach wie vor keinen Zugang zu meinem Leben.



Gleich gehe ich los zum Fanfest, da schaue ich mir dann live und in Farbe Brasilien gegen Japan an. Und die stinkende GEZ kann mir nach wie vor den Buckel runterutschen.

Mittwoch, Juni 14, 2006

Im Dutzend billiger

Es muss ein sehr früher Morgen gewesen sein in der Spiegel Online Redaktion, als ein kaum ausgeschlafener Redakteur folgende Bildunterschrift publizierte:



A380-Schauflug in Singapur: Der 250-Millionen-Dollar-pro-Stück-Flieger kommt später


Sind die noch zu retten? Ist es im schönen Hochhaus an der Brandstwiete auch den Redakteuren des 3-Euro-oder-so-pro-Ausgabe-Magazins ein wenig zu warm im Kopf geworden?



Was besonders erschreckend ist: Die A380 Front scheint zu bröckeln. Wenn sogar Spiegel Online (a.k.a. "das inoffizielle deutsche A380 Fanboy-Magazin") so negtive Töne anschlägt, muss es um das Spitzenprodukt europäischer Ingenieurskunst übel bestellt sein.

Sonntag, Juni 11, 2006

Zwischenstand nach zwei Spieltagen

Fußball WM im eigenen Land. Dem Rausch kann man sich kaum entziehen. Zwar habe ich keine Deutschlandfahne am Fenster befestigt und hätte ich ein Auto, hätte es sich keine Flaggen oder Wimpel an den Seitenfenstern, mit denen jeder blöde Opel aussieht wie aus dem Fuhrpark des Auswärtigen Amtes entliehen. Doch die Begeisterung hat gereicht, dass ich mich in höchst geselliger Runde am Freitag abend mit verschiedenen Perücken, einer Blumengirlande und einem Filzhut geschmückt auf der Terrasse des Meisenfrei in Eimsbüttel aufhielt. Das war die Bewährungsprobe, ob ich nächstes Jahr den Karneval aushalte.



Die WM wurde eröffnet vom freundlichen Sparkassenverbandspräsidenten a.D. Herbert Köhler, der mit salbungsvoller Stimme die Welt zu Gast bei Freunden willkommen hieß. Schwäbelte er weniger, könnte man denken, dass es der Papst war, der den Weg aus Rom nach München gefunden hat, der Tonfall war sehr ähnlich.



In einer der WM Städte zu wohnen, ist schon ein tolles Gefühl. Man sitzt in der Kneipe und schaut sich Argentinien gegen Elfenbeinküste an und weiß, dass das Spiel nur ein paar Kilometer entfernt statt findet. Eine halbe Stunde nach Spielende übernimmt eine aus dem Stadion kommende Gruppe Argentinier das Regime im Laden. Große Stimmung.



Ich gebe ja zu, dass sich meine Begeisterung im Vorfeld der WM in Grenzen gehalten hat. Der ganze Kommerz und die feudalistische FIFA gingen mir schwerst auf die Nerven. Doch nun, da die Spiele laufen und die ausländischen Gäste tatsächlich im Land sind, weht eine ganz besondere Stimmung durch die Stadt. Hoffentlich hält das länger an als nur die ersten beiden Tage; hoffentlich ist die Begeisterung auch noch so groß, falls Deutschland ausscheiden sollte.

Samstag, Juni 10, 2006

Bssssssss, tock, bsssssssssssssssss, tock

Diese dicken schwarzen Fliegen, die immer innen an meinen Fensterscheiben mit viel Gebrumme entlangfliegen, wollen gar nicht raus ins Freie, oder?



Immer, wenn ich das vertraute "Bssssssssssssssssssss, tock, bsssssssss, tock" höre, öffne ich höflich das Fenster, um dem Insekt den Weg in die Freiheit zu ebnen. Interessiert es aber gar nicht. Die Fliege fliegt weiter innen, kommt nicht drauf, mal unter dem offenen Fensterflügel durchzufliegen. OK, nächster Schritt: Ich nehme ein Blatt Papier und versuche, der Fliege damit eine kleine Hilfestellung zu geben. Oha, da setzt Panik ein: Bsssssss, tock, bssss, tock, bssssss, tock.



Weißt Du was, Du doofe Fliege? Leck mich doch! Flieg doch weiter innen an meinem Fenster entlang, bis Du vor Erschöpfung zusammenbrichst. Wenn Du demnächst, wie alle Deine Brüder und Schwestern bisher auch, tot auf meiner Fensterbank liegst, habe ich nicht einen Funken Mitleid und werde Dich vollkommen ungerührt in den Müll werfen.

Donnerstag, Juni 08, 2006

Iran soll Uran anreichern dürfen?

Bin ich eigentlich der einzige, der es unglaublich komisch findet, dass ausgerechnet Iran und Uran ein Minimalpaar bilden?

Mittwoch, Juni 07, 2006

Politisch nicht ganz korrekte Höflichkeitsfloskel

Auf der Rückfahrt aus dem Rheinland in Dortmund in den InterCity umgestiegen. Das Einsteigen war hektisch, der Zug war schon nicht mehr ganz pünktlich. Die DB-Mitarbeiterin war auch etwas in Eile, ansonsten hätte sie gemerkt, dass es für die Rollstuhlfahrerin, die sie über die herbeigeschaffte Hebebühne in den Zug bugsiert hatte, unmöglich würde, durch den vollen Waggon zu ihrem designierten Rollstuhlplatz zu fahren. So staute es sich im Waggon, der ohnehin keine freien Sitzplätze mehr bot. Der Rollstuhl stand im Weg und der Zug war voll. Die Rollstuhfahrerin zeterte ein wenig, dass man als Gehbehinderter so schikaniert werde und ich fürchtete, die nächsten Stunden einer Gezeterquelle ausgesetzt zu sein. Ob der junge Mann, der neben ihr stand und als erster den Zorn abbekam, den Satz



Na, immerhin haben Sie einen Sitzplatz.


sagte, um sie zu beruhigen, oder um sie noch ein wenig anzustacheln, blieb mir verborgen, als ich mich in meinen persönlichen, iPod-induzierten, akustischen Mikrokosmos verabschiedete.

Ein Wort zur Entschuldigung

Tut mir leid, dass ich ich in der letzten Woche so säumig war mit dem Verfassen neuer Beiträge zu diesem Blog. Ich möchte mich dafür entschuldigen.



Der letzte Satz ist Schwachsinn. Einerseits muss ich mich bei niemandem dafür rechtfertigen, wann und wieviel ich hier schreibe. Andererseits kann ich mich dafür nicht entschuldigen. Die einzigen, die mich entschuldigen können, sind meine werten Leserinnen und Leser.



Entschuldigen kann nicht reflexiv sein. Greifen wir zur Illustration ein beliebiges Beispiel heraus. Am 11.05. war bei SPON zu lesen:



Vor Gericht entschuldigte sich der Angeklagte unter Tränen und bekam eine recht milde Strafe.


Um so schlimmer. Er bekommt nur eine milde Strafe dafür, dass er beschließt, nun nicht mehr schuldig zu sein? Ha. Die Härte des Urteils möge ihn ob dieser Frechheit treffen. Die angemessene Antwort des Richters wäre gewesen: "Bürschchen, solange die Angehörigen der Opfer des Brandes Dich nicht entschuldigen, musst Du in die Schäm-Ecke. Und zwar pronto."



Wie wäre es also in Zukunft mit um Entschuldigung bitten. Wenn keine Zeit für ausführliche Satzkonstruktionen wie "Ich möchte Sie um Entschuldigung bitten" bleibt -- beispielsweise, wenn man in der U-Bahn jemandem auf den Fuß getreten hat und die Gelegenheit nicht nutzen möchte, eine Freundschaft für's Leben zu beginnen --, ist ein "Entschuldigen Sie bitte" immer noch besser als ein gemurmeltes "Schulligung", was lediglich eine Äußerung dafür ist, dass man selbst gemerkt hat, dem anderen zu nahe gekommen zu sein. "Tut mir leid" ist auch hübsch, man sollte es aber so meinen.