Freitag, Dezember 29, 2006

Ausbruch aus der vin-Dynastie

Wie fast jedes Jahr in der Zeit nach Weihnachten habe ich heute einen Nachmittag mit meiner Freundin K. verbracht, die als Lehrerin an einer Schule in Solingen arbeitet. K. ist nicht die einzige Lehrerin im engeren Freundeskreis, auch in der Freien und Hansestadt kenne ich einige Leute, die diesem höchst achtenswerten und schwer herausfordernden Beruf nachgehen.


Was mir beim erstaunten Zuhören bei diesen Erzählungen immer wieder auffällt, ist die hohe Wahrscheinlichkeit, mit der die besonders rabaukenhaften oder schwierigen Kinder immer wiederkehrende Namen tragen, meistens solche, die auf -vin enden: Kevin, Marvin, Melvin. Variationen mit -Pascal hintendran oder Marius- davor gehören auch dazu.


Daher ein Aufruf an alle werdenden Eltern, die ihren Kindern etwas Gutes tun wollen: Verzichtet auf diese Namen. Wirklich. So ein Vorname kann ein verdammt schlechtes Image transportieren. Das kostet nichts, tut nicht weh und ist eine hervorragende Investition in die Zukunft des Kindes.


Spätestens bei der Anmeldung in der Schule kann sonst bei der Nennung des Vornamens die Schublade aufgehen und ehe man sich versieht ist das Kind einsortiert. Dazu muss der Lehrer nicht mal ein besonders intoleranter oder oberflächlicher Mensch sein, aber der Mensch urteilt halt normalerweise am ehesten nach eigenen Erfahrungen. Von dem, was ich aus meinem Freundeskreis mitnehme, sind diese Erfahrungen erstens reichlich und zweitens nicht automatisch die besten.

Donnerstag, Dezember 28, 2006

Bitte keine hidden tracks mehr, Ihr Künstler!

Im Hintergrund spielt mir iTunes das wunderschöne Album "Brich mir das Herz, dann brech ich Dir die Beine" vor, während ich Blogs lese und Mails schreibe. Auf einmal: Stille. Was ist passiert? ITunes kaputt? Warum ist die Musik auf einmal zu Ende, aber das nächste Album setzt nicht ein?


Was ich erlebe, ist ein klarer Anachronismus aus der Zeit, als man CDs von Anfang bis zum Ende anhörte, dann die CD wechselte und andere Musik hörte. Das Phänomen des hidden tracks, also eines Extra-Stücks oder Sound-Schnipsels, das "versteckt" am Ende der CD drauf wartet, dass eine mehrminütige Pause nach dem letzten Stück vorbeigeht, um schließlich doch noch gespielt zu werden. Nett und immer wieder eine kleine Überraschung -- warum sollen Künstler die 74 Minuten, die eine CD bietet, nicht auch ausnutzen? Dann ist das letzte Stück halt ein wenig länger, aber das macht ja nichts aus.


Doch. Macht es. Wenn man ins 21. Jahrhundert vorspult und sich in die Welt der Playlists, der MP3 Player, der Musikbibliotheken auf dem PC bewegt. Dann nervt es einfach nur, wenn die Musik diese mehrminütigen Zwangspausen einlegt, bevor das nächste Stück anfängt. Macht keinen Spaß, zumal die hidden tracks oft aus gutem Grund nicht auf das "normale" Album gelangt sind. Einem Musiksortierer mit Bibliothekarsattitüden wie mir geht sowas gehörig auf den Senkel.


Bleibt der Griff zu Audacity oder einem vergleichbaren Sound-Editor, um die ungewünschte Pause zu verkürzen oder den hidden track direkt wegzuschneiden.


Etwas gewiefter haben das 1994 die Stone Roses mit ihrem zu Unrecht vielgescholtenen Album "Second Coming" gemacht. Die haben eine ganze Menge Leertracks von wenigen Sekunden Länge zwischen das offizielle Ende des Albums und das Extralied gebrannt. Sieht zwar etwas komisch aus, wenn man die CD einlegt und sieht, dass sie 99 Tracks enthält, aber diese Platzhalter lassen sich leichter löschen.


Daher mein eindringlicher Appell an alle, die planen, eine CD zu produzieren: Spart Euch bitte die hidden Tracks. Einfach nur weglassen. Danke.

Aus meinem Reisealbum (nicht!)

Fröhliche Rikschafahrt in Durban


Politisch korrekter Tourismus ist diese "fröhliche Rikschafahrt in Durban" nicht, aber als dieser Südafrika-Reiseführer in den Sechziger Jahren erschienen ist, hat man sich um solche Details ja ohnehin noch keine großen Gedanken gemacht.


Habe die Traumschiff-Folge über Botswana dann doch nicht gesehen. Schade. Aber danke für die erleuchtenden Kommentare. Finde ich putzig, einen ca. dreistündigen Flug als einen Landausflug zu deklarieren.

Dienstag, Dezember 26, 2006

Traumschiff Botswana

Heute im ZDF, der "Tipp des Tages": Das Traumschiff. Reiseziel heute: Botswana. Die Familie und ich haben beim Frühstück überlegt, wie das gehen soll. Habe Probleme, mir vorzustellen, wie das Traumschiff dort anlegen möchte. Beim letzten Mal, als ich das überprüft habe, hatte Botswana keine Hafenstadt. Aber vielleicht hat das Zweite ja etwas besser hingeschaut.

Sonntag, Dezember 24, 2006

Heilignachmittag

Au weia, fühl ich mich obergärig heute.


Frohe Weihnachten allerseits! Over and out.

Samstag, Dezember 23, 2006

Immer wieder 23.12.

In der rheinischen Heimat angekommen lasse ich die ersten dreihundertpaarundfünfzig Tage des Jahres von mir abfallen und begebe mich in das Jahresendritual: Das inoffizielle Klassentreffen. Mal sehen, wer dieses Jahr kommt. Wir haben fünfzehnjähriges Abi-Jubiläum, da wird wohl hoffentlich ein wenig was los sein.


Außerdem lege ich am 23.12. meinen Weihnachtsohrwurm fest. Letztes Jahr das grandiose "Das hier ist Fußball" von Tomte, und dieses Jahr -- passend zu Blogging, Podacasting, podsafe music, wir alle als Time Magazines "Person of the Year" -- ein Stück, das ohne die Verbreitungsmöglichkeit der Blogosphäre vermutlich nicht an meine Ohren gelangt wäre, ach -- vermutlich wäre es gar nicht entstanden: Büro am Strand feat. MC Winkel mit "Immer wieder Sonntags".

Montag, Dezember 18, 2006

Franka Potente war mein Stalker

Die Holofernes hat ihren Schlagzeuger geheiratet, die Makatsch ist schwanger und von Franka Potente habe ich seit Ewigkeiten nichts mehr gehört.


Das war nicht immer so. Vor ein paar Jahren beschlich mich das Gefühl, dass Franka Potente dringlich Signale aussandte, die so klangen, als ob sie etwas von mir wollte. Das ist keine Einbildung (dazu stehe ich viel zu felsenfest im Leben), sondern anhand von Bildmaterial(!) eindeutig zu beweisen.


Angefangen hat das ganze im Jahr 1998, als ich zum Ende meines Studiums ein paar Monate im schönen Heidelberg wohnte. Ganz und gar unstudentisch wohnte ich bei einer älteren Dame in einer Villa direkt am Neckar. Mit Blick auf die Altstadt von meinem kleinen Balkon aus.


Ein Jahr später sitze ich im Kino und schaue den deutschen Teenie-Slasher Anatomie. Der Film spielt in Heidelberg, ich schwelge ein wenig in Erinnerungen, da zack! sehe ich vor mir, in Großaufnahme, das Haus, in dem ich gewohnt habe.


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(c) Deutsche Columbia TriStar Filmproduktion


Das Haus in der Mitte ist es (Neuenheimer Landstraße 48). Mit Efeu bewachsen, mein Küchenfenster ist das links vom oberen Balkon. Im Bus auf der Straße am Ufer sitzt Franka Potente auf dem Weg vom Bahnhof zur Uni. Ich war perplex, hielt es aber für einen Zufall.


Dann verging ein weiteres Jahr oder zwei. Ich sitze wieder im Kino und erfreue mich an Der Krieger und die Kaiserin. Der Film suggeriert zwar, dass er in Wuppertal spielt; man sieht auch viel Schwebebahn und reichlich sonstige Stadtaufnahmen. Doch auf einmal erwischt es mich wieder kalt. Das Krankenhaus, in dem Franka Potente arbeitet, ist nämlich keineswegs in Wuppertal, sondern das Diakonie Krankenhaus in Düsseldorf Kaiserswerth.


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(c) X Filme Creative Pool


Der Klinkerbau neben der Einfahrt, in die Franka gleich einbiegen wird, ist genau die Buchhandlung, in der ich als Grundschüler meine Bücher und Schreibwaren gekauft habe! Soviel Chuzpe muss man erstmal haben, Frau Potente!


Danach wandte sie sich aus irgendwelchen Gründen von mir ab. In Blow erwartete ich das nächste Signal, aber es blieb aus. Ist vielleicht auch besser so, ich fühle mich viel sicherer, seit ich weiß, dass ich nicht mehr verfolgt werde.

Samstag, Dezember 16, 2006

Stirb langsam, Benjamin Blümchen!

Kunden, die dieses Blog lesen, lesen auch Blogs von Joanne K. Rowling.


Oder so ähnlich klingen die Empfehlungen, die Amazon gegenüber den Kunden ausspricht. Berechnet werden solche Empfehlungen von der recommendation engine, einem Teil der Amazon Software, der nach geheimsten Regeln die Interessen des Kunden auslotet und dann Harry Potter empfiehlt.


Manchmal finde ich die Empfehlungen sinnvoll, häufig treffen sie auch zu, und sei es nur, weil sie mir zeigen, welche anderen Bücher sowieso schon bei mir stehen. Ich fasse diese Ausgaben also weniger als Empfehlungen sondern als Geschmackskonsistenzrückversicherer auf.


Seit ein paar Wochen bin ich Kunde bei der Online-Videothek Amango, mit denen ich ganz zufrieden bin. Auch Amango hat spricht Empfehlungen aus. Eben wurden mir einige Filme empfohlen, bei denen ich den Zusammenhang nicht unmittelbar erkennen konnte. Müssen die noch ein wenig an der Heuristik ihrer Empfehlungen arbeiten? Oder lässt sich zwischen den Empfehlungen zu Die Hard eine Erklärungskette aufbauen? Mal sehen.


recommendation-engine


Amango empfiehlt den Kunden, denen Die Hard gefallen hat, Bernhard und Bianca im Känguruland, Benjamin Blümchen/Das Geheimnis der Tempelkatze/Die Zirkuslöwen und Tom & Jerry - The Classic Collection 11.


Eine Verbindung von Die Hard zu Tom & Jerry ist offensichtlich: Zwei Typen jagen sich mit den wildesten Mitteln durch's Haus. Bruce Willis (klein, gewieft) ist die Maus, der Böse (groß, etwas weniger gewieft) der Kater. Die Empfehlung ist gewagt, aber nachvollziehbar.


Die Kurzbeschreibung zu Bernhard und Bianca lautet:


Sie sind wieder da! Die beiden weltberühmten Mäuse Bernard & Bianca folgen diesmal einem Hilferuf aus dem fernen Australien: „Der kleine Cody wurde entführt“!
Unsere beiden kleinen Detektive, Bernard & Bianca, zögern nicht lange und machen sich mit der Albatros-Fluglinie sofort auf die große Reise zum fünften Kontinent. Mit Hilfe von Jake, dem Buschmäuserich,...


Kleine Detektive? Bruce Willis ist nicht besonders groß, aber dass solche Parameter in die Filmempfehlungen eingehen -- Kompliment! Außerdem war er ja schon beim vorherigen Tipp die Maus. Sehr konsistent! Und die Albatros-Fluglinie? Zumindest in Die Hard II geht es um Luftfahrt, also muss da auch eine Verbindung bestehen. Exzellent recherchiert!


Bleibt Benjamin Blümchen. Ist auf den ersten Blick eine harte Nuss, aber auch die lässt sich ein bestimmt knacken. Aus der Filmbeschreibung zu Die Zirkuslöwen:


Benjamin und Otto verlieben sich sofort in die beiden Löwenbabys Hipp und Hopp, als sie plötzlich im Zoo auftauchen. Aber leider können die beiden Löwen nicht im Zoo bleiben, denn schließlich gehören sie dem Zirkus Leporello. Im Zirkus gibt es aber keinen Dompteur mehr, so dass keiner die Löwendressur vorführen kann. Doch Benjamin hat eine Idee! Da entführt der böse Dompteur die Löwenbabys. Kann der Zirkus noch gerettet werden? Und wer befreit die Löwenbabys?


Halten wir nun die Beschreibung zu Die Hard dagegen:


Heiligabend in Los Angeles. Eine Gruppe schwer bewaffneter Männer stürmt ein Bürohochhaus. Die Gangster wollen 624 Mio. Dollar erbeuten, die als Wertpapiere in einem computergesicherten Safe lagern. Eine Partygesellschaft, die im obersten Stockwerk feiert, nehmen sie als Geiseln. Nur der New Yorker Polizist McClane kann entkommen. Doch alle Ausgänge sind blockiert, die Telefonverbindungen unterbrochen. Dann wird kaltblütig eine Geisel erschossen. McClane begreift, dass nur er eine Chance hat – völlig auf sich selbst gestellt nimmt er den bedingungslosen Kampf auf...


Mal von der weniger martialischen Sprache abgesehen, scheinen die beiden Geschichten doch das gleiche Muster aufzuweisen. In dem einen Film der Zoo, in dem anderen das Hochhaus. Hier das Löwenbaby, dort die Geiseln. Einerseits ein fröhlicher Elefant, auf der anderen Seite Bruce Willis. Das passt schon, aber man kann den Eindruck gewinnen, als ob die Amango recommendation engine nebenbei Spaß dran hat, gewisse Spitzen gegen Bruce Willis loszulassen: Mal Maus, mal Elefant. Launisches Ding, die Software. Aber sie gibt innovativere Tipps als die Schwester bei Amazon. Zu Potter I und Potter II noch Potter III und IV zu empfehlen, ist einfach. Aber als Ergänzung zu Die Hard eine DVD mit Benjamin Blümchen nahe zu legen, ist gewagt. Kommt sofort auf die Ausleihliste.

Donnerstag, Dezember 14, 2006

Buchhalterische Frage

Worüber ich immer noch in mich hineingrinse, wenn ich es höre, ist die Betonung des Wortes buchhalterisch. Mit der Betonung auf der vorletzten Silbe mit einem langen "eeeeee". Habe nicht den geringsten Anflug einer Ahnung, woher die Betonung kommt. Andere Adjektive auf -terisch haben die Betonung im Stamm des Wortes, nicht auf dem Adjektivssuffix: verräterisch, dichterisch, gestalterisch.


Warum aber legen die Buchhalter (und eben nicht die Buchhalteeeer) solch großen Wert darauf legen, ausgerechnet die Nachsilbe, dieses rein funktionale Morphem zu betonen?


Als mir diese Betonung das erste Mal unterkam, hörte ich sie von der Buchhalterin im Klamottenladen, in dem ich früher mal gearbeitet habe. Jung und frisch in die Welt entlassen, deutete ich das noch als eine persönliche Marotte von Frau D., schob es auf ihren ohnehin starken rheinischen Dialekt -- doch weit gefehlt. Jeder Buchhalter, der mir seitdem begegnete, betont das lange "e".


Ist es vielleicht ein Geheimcode in dieser Berufsgilde? Oder hat es etymologische Gründe? Kommt buchhalten etwa ursprünglich von einem anderen Wort, beispielsweise vom althochdeutschen buchhalteeren und federn?

Montag, Dezember 11, 2006

Ach, deshalb.

Hamburger Polizei berichtet von weiteren verstrahlten Personen


Mir fallen da spontan auch noch ein paar Leute ein.

Sonntag, Dezember 10, 2006

Eiswürfelersatz

Wenn man sich beim Abschmecken der Brühe für das Risotto die Zunge verbrennt und keine Eiswürfel im Haus hat, mit denen man die Zunge zur Linderung kühlen kann, kann man zur Not auch ein paar von den Tiefkühlerbsen in den Mund nehmen, die im Risotto mitgekocht werden sollen. Erbsen tauen aber schneller auf als Eiswürfel.

Faktor 100

Eine der skurrilsten Sachen, die mir in der letzten Zeit im Internet untergekommen sind, ist der Mitschnitt eines Telefonats von George Vaccaro mit dem Kundenservice des US-Telefonanbieters Verizon. Gleich mehrere Kundendienst-Mitarbeiter verstehen den Unterschied zwischen 0.002 Cent und 0.002 Dollar nicht.


Das knapp halbstündige Telefonat, in dem George mit einer Engelsgeduld mehreren Verizon-Mitarbeitern zu erklären versucht, was eigentlich jeder Zwölfjährige verstehen sollte, ist sehr lustig und sehr traurig zugleich.


Interessant ist es auch aus der Perspektive, welche Möglichkeiten man als Kunde hat, solche Dinge in die Öffentlichkeit zu bringen und dadurch Druck auf Unternehmen auszuüben.


Alles weitere ist in Georges Verizon Math Blog nachzulesen.


EDIT: Passt thematisch ganz gut: Noch ein schönes Beispiel, wie man kreativ mit Telemarketern umgehen kann. Die Seite braucht ein wenig Ladezeit, aber es ist sehr komisch.

Samstag, Dezember 09, 2006

Bad mit Blick auf Manhattan

Fernweh


Fernweh? Wer, ich?

Freitag, Dezember 08, 2006

Manuel, König der Portugiesen

Heute ist Freitag. Freitags ist Markt am Museum der Arbeit und normalerweise gehe ich dorthin, um einzukaufen. Heute nicht, denn heute ist auch Fußball und da lohnt es sich nicht, vorher nochmal nach Hause zu fahren. Doch ich schweife ab.


Ein besonderes Vergnügen beim Einkaufen auf dem Markt ist es, bei Manuel am Stand vorbeizuschlendern und die letzten beiden Croissants zu kaufen. Manuel ist Portugiese und hat einen kleinen Imbissstand, mit dem er auf verschiedenen Hamburger Wochenmärkten präsent ist. Dort verkauft er Backwaren, Pommes und Milchkaffee. Der Milchkaffee beim Portugiesen heißt ja galao, aber ich habe keine Ahnung, wo die Tilde auf das Wort kommt und deshalb nenne ich den galao Milchkaffee. Manuel wirkt ein wenig wuschig, was vielleicht daran liegt, dass er trotz geschätzter 30 Jahre in Deutschland noch nicht ganz fließend Deutsch spricht. Er erinnert mich immer an den Kellner aus Fawlty Towers, der nicht zuletzt auch Manuel hieß. Die beiden sind sich auch äußerlich ähnlich. "I know nothing, I'm from Barcelona."


Doch ich bin sicher, dass dies nur eine Fassade ist und dass Manuel wahrscheinlich der abgefeimteste und reichste Portugiese der Welt ist. Mit dem Erlös der ca. 54.000.000 verkauften Milchkaffees hat er vermutlich größere Teile der Algarve gekauft.


Besonders lustig ist es, bei Manuel Brötchen und Croissants vorzubestellen, wenn ich am Wochenende mal Gäste habe. Dazu gehe ich am Donnerstag vormittag zum Markt am Burchardplatz und versuche ihm klar zu machen, dass ich etwas vorbestellen möchte, was ich am nächsten Tag in Barmbek abholen möchte. Das klingt dann so:



Er: Haaallloooo


Ich: Hallo, ich möchte gerne etwas für morgen vorbestelle: 20 Brötchen und 8 Croissants.


Er (total ungläubiger Blick): Soviel habe ich nicht da.


Ich: Neinnein, nicht für jetzt, für morgen bestellen. 20 Brötchen, 8 Croissants. Ich hole das in Barmbek ab. (Oh bitte, lass ihn das Signalwort "Barmbek" verstanden haben.)


Er: Ah, ja, gut, morgen abholen!


Ich: (bitte, bitte, wiederhol die Zahlen für mich.)


Er: Das sind 20 Brötchen und...


Ich: (ja... ja...)


Er: 8 Croissants.


Ich: Ja. 20 und 8.(Ja! Er hat's verstanden!)


Ich: Wollen Sie eine Anzahlung haben? (was frag ich Vollidiot so komplizierte Dinge?)


Er : (leichte Verwirrung) Jaja, morgen abholen.


Ich: (Puh!) Ja, prima, bis morgen dann.



Am nächsten Tag drückt Manuel mir eine Riesentüte Brötchen in die Hand. Ich bin glücklich, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass alle Aspekte dieser komplexen Konversation richtig verstanden worden sind.


Hat sich aber gelohnt. Die Brötchen von Manuel sind Weltklasse und die Croissants so fluffig, dass ich mich am liebsten reinlegen würde.

Donnerstag, Dezember 07, 2006

Gnarz, gnarz, doppelseitiges Klebeband.

Seit kurz nach dem Umzug im April ärgere ich mich über die Werbung, wegen der häufig mein Briefkasten überquillt. Ich bekomme ja nicht so viel Post, aber garantiert an den beiden Tagen im Monat, an denen ich die Titanic oder die brand eins aus dem Kasten ziehe, steckt soviel Werbung drin, dass auch die Zeitschriften zerknickt sind. Jaja, weiß schon, spießig und es gibt schlimmeres auf der Welt als ein Eselsohr in einer Zeitschrift. Aber bei meinen Zeitschriften bestehe ich auf das Recht des ersten Eselsohrs.


Außerdem nervt es mich kolossal, die Werbung drei Stockwerke hoch in die Wohnung zu tragen und sie dort direkt ins Altpapier zu werfen. Einen Papierkorb für Werbung gibt's nicht im Haus und auch wenn die landläufige Meinung anderes behauptet: Der gemeine Barmbeker verbrennt kein Papier im Hausflur.


Bleibt noch die Möglichkeit, ein "Bitte keine Werbung" Schild an den Kasten zu hängen. Das hat zwar nur begrenzte Wirkung, da die Speisekartenasiaten sich einen Dreck um eine solche Bitte scheren, aber zumindest der Briefträger der samstags dieses eingeschweißte Werbebündel verteilt, hält sich dran.


Nun scheitert mein Vorhaben an einer kleinen Technikalität: Ich finde zum Verrecken kein doppelseitiges Klebeband. Nicht nur bei mir in der Wohnung nicht, auch die verschiedenen Drogeriebudnirossmannschleckers haben das nicht. Und ohne doppelseitiges Klebeband klebe ich keinen Zettel an den Briefkasten. Wenn ich den Zettel nur mit Tesafilm anklebe, reißt er bei nächster Gelegenheit ab. Oder ich bilde mir das ein, weil ich bislang in allen meinen Wohnungen dieses blöde doppelseitige Klebeband verwendet habe, um Zettel an meinen Briefkasten zu hängen. Da gewöhne ich mich doch nicht einfach um. Für mich sind die Konzepte "Briefkasten" und "Bitte-keine-Werbung-einwerfen" Zettel halt unlösbar durch doppelseitiges Klebeband miteinander verbunden.


Bevor ich das ändere, ärgere ich mich lieber nochmal vier Monate über die Werbung im Briefkasten und schiebe das alles auf die Unfähigkeit der Läden auf der Fuhle, sich ein vernünftiges Sortiment an Klebemitteln zuzulegen. Sind die doch selbst schuld, wenn ich das bei denen nicht kaufe.

Dienstag, Dezember 05, 2006

Wundermittel Polonium

Was mich an dieser ganzen "Russischer Ex-Agent stirbt radioaktiv vergiftet"-Geschichte irritiert, ist, dass der Mörder eine gewisse Subtilität und Effizienz vermissen lässt. Rekapitulieren wir:


  • Das Opfer ist nicht sofort tot, sondern siecht wochenlang dahin und hat die Möglichkeit, alles, aber auch alles auszuplaudern.
  • Die Mordwaffe hat nach Angaben der britischen Ärzte ca. 30.000.000 Dollar gekostet. Gibt's kein preiswerteres Gift?
  • Anstatt möglichst wenig Spuren zu hinterlassen, findet man quer über London verteilt Spuren von Polonium. 33.000 Fluggäste der British Airways sind in den Wochen nach dem Anschlag mit denselben Flugzeugen unterwegs gewesen wie Mörder/Opfer/wer auch immer. "Im Untergrund agieren" habe ich mir immer unauffälliger vorgestellt.

Wenn da wirklich der russsische Geheimdienst hinterstecken sollte, muss man schon die Frage stellen, ob deren operationelle Standards nicht seit dem Ende des kalten Krieges ganz, ganz massiv gesunken sind.

Sonntag, Dezember 03, 2006

Schwerkraft in Mannheim und Köln

Bitte stellen Sie die Tasse mit der Öffnung nach oben in den Kaffeeautomaten und drücken Sie bitte nur 1x pro Tasse.


steht auf dem Schild neben dem Kaffeeautomaten, das ich vor einiger Zeit in der DB Lounge am Kölner Hauptbahnhof gesehen habe. Es war Samstag abend, gegen 21 Uhr und die DB Mitarbeiterin wuselte um mich herum, als ich mir ein Getränk ziehen wollte.



Ich: Jetzt müssen Sie mir aber erklären, was es mit diesem Schild auf sich hat. Stellen Leute wirklich die Tasse falschrum da rein?


Sie: Wissen se, seit dat Schild da seht, passiert dat nur noch fünfmal am Tach. Die stellen de Tass falschrum rein und drücken zweimal für Kaffee und ich kann dat alles wegwischen.


Ich: Und was sagen die Leute dann, wenn das passiert?


Sie: Die meisten sagen, dat dat in Mannheim aber andersrum funktioniert.


Ich (fassungslos): Und haben Sie mal gedacht, die Leute zu fragen, ob in Mannheim auch sonst die Schwerkraft andersrum funktioniert?


Sie: Nee, aber dat kann ich mal machen. Dat Schild hat auch schon einer fotografiert, dat ess jetz im Internet.


Ich: Und genau das werde ich jetzt auch machen.



db-lounge-koeln

Freitag, Dezember 01, 2006

Adventshorror

Sag mal Alexander, warum findest Du eigentlich Weihnachtsmärkte so furchtbar nervtötend?


Muss ich mehr Beispiele geben als dieses hier?


IMG_4303


Donnerstag, November 30, 2006

Gerüchteküche

Über die Jahre, in denen ich mich mit Computern beschäftige, habe ich schon verschiedenste Dinge ausprobiert. Vor allem hat über die Jahre ein bunter Strauß von Betriebssystemen meine Disketten und Festplatten bevölkert. Anfänge mit MS-DOS, Windows 3.0, dann die Abkehr vom Mainstream und der Umstieg auf OS/2 (ja! Version 2.1 bis 4.0, von 1993 bis 1998) und Linux, nun bin ich bei MacOS gelandet. Jedes dieser Systeme hat seinen eigenen Charme und seine eigene Community, deren Mitglieder mit einer teils missionarischen Hingabe versuchen, den Gospel unter die Leute zu bringen.


Selbst dem Außenstehenden bleibt nicht verborgen, dass die Apple-Community zu den eher stärkeren Vertretern ihrer Gattung gehört. Daher war mir beim Umstieg auf MacOS auch klar, dass ich nach der Linux-Welt mit ihrer eigenen Arroganz ("Wenn Du's nicht kannst, hast Du's nicht verdient") nun ein neuer Glaubensgrundsatz herrscht ("Steve").


Total überrascht war ich hingegen von der Gerüchteküche, die sich um "all things Apple" dreht. Auf den entsprechenden Websites wird jeder Furz, der in Cupertino gelassen wird, zu einem Ereignis von Weltrang hochsterilisiert. Die Kreativität der Community zu beobachten, mit der Screenshots von möglichen Produkten erstellt werden, ist zum Teil echte Zeitverschwendungatemberaubend.

Eben landete eben folgende Meldung in meinen RSS-Reader, die den Informationshunger der Apple-Community auf die Spitze treibt.:


geruechtekueche2


Whoha! Echte Neuigkeiten. Film um 11.

Samstag, November 25, 2006

Pimp my Stasiakte

Heute neu bei SPON: Stasi bespitzelte jahrelang Horst Köhler. Jedoch heißt es in dem Artikel: "Was in Köhlers Stasi-Akte steht, bleibt jedoch vorerst geheim." Ist vielleicht auch besser so. Es könnte möglicherweise das Image unseres Bundespräsidenten als verwegener Haudegen in Frage stellen, wenn Details aus seinem Leben als "Leiter des Ministerbüros und Leiter der Unterabteilung I A im Bundesministerium der Finanzen" ans Tageslicht kommen. Vielleicht ist in der Akte die eine oder andere Spur von Vandalismus (Dienstag, 12.08.1986: verbogene Büroklammern aus Ministeriumsbestand im Papierkorb Köhlers gefunden) oder Anarchie (Freitag, 22.11.1985: blauen Anzug getragen) zu finden, doch insgesamt stelle ich mir die Veröffentlichung nicht als das am meisten erwartete Literaturereignis seit Harry Potter vor.


Wenn es die Stasi 1993 noch gegeben hätte, wäre man dort vielleicht von selbst drauf gekommen, die Observierung des mittlerweile zum Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes aufgestiegenen Köhlers aufzugeben, weil man soviel Langeweile selbst dem gestandensten I.M. nicht zumuten konnte. Sogar in der DDR nicht.

Freitag, November 24, 2006

Mal Ordnung in den Laden bringen

Am Donnerstag stand ich vor einem argen logistischen Problem: Es waren keine sauberen Socken mehr in der Schublade. Zumindest keine mehr, die ich zur Arbeit anziehen kann und keine, die ich um diese Jahreszeit anziehen will. Diese Situation erkennend machte ich mich in Frankfurt nach einem Termin noch auf die Suche nach einem Kaufhaus. Auf der Zeil fand ich auch schnell die örtliche Filiale meines favorisierten Kleidungskaufhauses, deren Sockenmehrfachpacks nicht nur preiswert, sondern auch bequem sind.


Leider gab es die richtige Größe nicht mehr in dem großen Wühltisch (heißen die Dinger nicht "Schütte"?), nur noch hunderte von Paaren in der zu großen Größe, bei der ich sicher sein konnte, dass die Ferse auf der Wade hängt. Die erste Verkäuferin konnte mir nicht helfen, da sie aus einer anderen Abteilung war, der zweite Verkäufer in der Hemdenabteilung, dann aber schon. Er öffnete die Schublade unter dem Wühltisch und reichte mir den letzten Sockendreierpack (schwarz, Größe 39-42).


"Den letzten?" fragte ich mich ungläubig. Das kann doch nicht sein, da muss man doch dem Laden ein wenig unter die Arme greifen. Wofür bin ich denn schließlich mit dem Mann zusammen aufgewachsen, der im zentralen Einkauf dieser Kette diese Artikelgruppe betreut. Schnell ans Telefon!



Ich: Du, ich stehe hier gerade vor Eurem Haus auf der Zeil in Frankfurt und wollte nur schnell Bescheid sagen, dass ich den letzten Dreierpack Socken in schwarz, Größe 39-42 gekauft habe. Vielleicht schickst Du mal welche hin. Nicht 43-46, davon sind noch reichlich da.


Er: Ich betreue die Socken zwar erst ab Dezember, aber ich sag der Kollegin Bescheid. Wenn Du möchtest, rufe ich auch sofort den Abteilungsleiter an und schicke ihn zu Dir. Bist Du noch im Haus?



Ich mag es, im Einzelhandel zuvorkommend bedient zu werden. Doch den Abteilungsleiter brauchte ich doch nicht zu sprechen. Ich bin sicher, dass mein Kontakt im zentralen Einkauf sich die Gelegenheit nicht nehmen ließ, den Mann auf den Topf zu setzen, wie er denn diesen überlebenswichtigen Standardartikel (schwarz, 39-42, 5,90 Euro) so vernachlässigen konnte.

Montag, November 20, 2006

Wann ist "nächsten Dienstag"?

Heute ist Montag und ich versuche, mich per Mail mit H. zum Essen zu verabreden:



Ich: Wann gehen wir eigentlich mal wieder essen? Nächsten Dienstag?


H.: di in 8 tagen?




Jawohl nächste Woche Dienstag. Und ich muss endlich verinnerlichen, dass bei Wochentagen die Formulierung "nächsten x" nur im Rheinland automatisch auf "übernächsten x" abgebildet wird, wenn heute x-1 ist.


Das gilt allerdings auch für Wochenenden: Angenommen, heute ist Donnerstag und ich sage "nächstes Wochenende" -- damit meine ich das Wochenende, das die folgende Woche abschließt. Was aber, wenn heute erst Montag ist? Dann wäre "nächstes Wochenende" zumindest so mehrdeutig, dass ich nachfragen würde.


Kurze Verifikation mit dem Kollegen, der in Münster aufgewachsen ist:



Ich: Wenn heute Donnerstag wäre und ich sage, dass wir uns nächstes Wochenende treffen. Welches Wochenende meine ich dann?


Er: Ich würde sagen, das Wochenende drauf.



Das macht es nicht einfacher. Aber es hat auch niemand gesagt, dass die Welt für einen Linguisten ein besonders einfacher Ort ist.

Sonntag, November 19, 2006

Shabbat Shalom, motherfuckers!

Wo wir gerade bei witzigen Filmen sind: Habe mich gestern abend halb totgelacht über The Hebrew Hammer, eine jüdische Parodie auf Shaft und verwandte Filme. Bestimmt sind mir zwei Drittel der Witze entgangen, da ich die gängigen Klischees über amerikanische Juden dann doch nicht so gut kenne, aber das verbleibende Drittel war schon prima. Mit solchen Details wie dem Subway-Schild kriegt man mich garantiert rum.


The Hebrew Hammer

(c) 2003 ContentFilm & Jericho Entertainment

Borat nun doch nicht so schlimm

Nun hat es sogar der Kasache selbst eingesehen. Die offizielle Website inform.kz zitiert aus einer kasachischen Boulevardzeitung:


"Cultural Learnings is certainly not an anti-Kazakh, anti-Romanian or anti-Semitic ... It is a cruelly anti-American movie," the newspaper said. "It is amazingly funny and sad at the same time."

Und diese Einschätzung deckt sich ziemlich genau mit meiner. Bin sehr gespannt drauf, was der Schwager in spe von seinem mehrwöchigen Aufenthalt in Kasachstan erzählt, wenn er morgen zurück kommt.

Samstag, November 18, 2006

Musste gerade ziemlich über den Namen des RSS-Feeds der Titanic-Website lachen:


http://www.titanic-magazin.de/ich.war.bei.der.waffen.rss

Dienstag, November 14, 2006

Alarm?

Im Nebenbüro steht ein großer, schwarzer Rollkoffer mit einem kleinen, goldenen Schleifchen am Griff. Keiner von den Kollegen weiß, wem der Koffer gehört. Ich gehe davon aus, dass es sich um eine Kofferbombe handelt (obwohl der Koffer zu leicht ist für so etwas -- aber was weiß ich schon von Bombengewichten?). Was tun? Den freundlichen Kollegen vom Service-Management benachrichten, um eine kontrollierte Sprengung herbeizuführen? Direkt beim Kampfmittelräumdienst anrufen?


Viel besser: Wir stellen den Koffer in den Paternoster und spielen russisches Roulette!

Sonntag, November 12, 2006

Zurück vom Fußball

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Klar ist es für den gebürtigen Düsseldorfer, der letztlich doch zum FC St. Pauli konvertiert ist, ein Pflichtermin, wenn Pauli in Düsseldorf spielt. Gründe gibt's genug: Die in der Heimat gebliebenen und dorthin zurückgekehrten Freunde und das neue Stadion die neue Multifunktionsarena, in der ich auch noch nie war. Habe ja viel drüber über gehört, über das Erwinodrom die LTU-Arena. Um es kurz zu machen: Der Termin war Pflichttermin im Kalender, seit klar war, dass weder Fortuna noch St. Pauli in der letzten Saison die Drittklassigkeit überwinden würden und noch mindestens ein weiteres Jahr in derselben Liga spielen würden.


Treffpunkt war Samstag um 13 Uhr im U-Bahnhof am Hauptbahnhof. Wir waren zu sechst, aber längst nicht allein auf dem Bahnsteig. Der quoll schon über vor Leuten, ein Meer aus rot-weiß, aber auch der vereinzelte Totenkopf oder Akzente von braun-weiß waren zu sehen. Was nicht zu sehen war, waren die extralangen Züge der Linie U78, die um diese Zeit die ca. 20.000 Besucher im 3-Minuten-Takt zum Stadion fahren sollten. Nach zwanzig Minuten wurde das Gedränge doch ein wenig viel und die Vermutung, dass die Rheinbahn nicht mitbekommen hat, dass für das Spiel ca. 17.000 Karten im Vorverkauf weggegangen sind, drohte sich zu bewarheiten.


Die Ansage gab Gewissheit: Schaden eines Stromabnehmers, derzeit kein Zugverkehr. Dann ging das Wettrennen um die Taxen los. Mit dem Taxi zum Stadion? Sowas gibt es ja eigentlich gar nicht, aber wir waren nicht die einzigen, die diese Idee hatten. Zum Glück steht hinter dem Hauptbahnhof ein nimmer versiegendes Füllhorn an Taxen, ganz anders als an den anderen Haltestellen der Bahn, die wir auf dem Weg in den Düsseldorfer Norden passierten. Dort standen hilflos den vorbeifahrenden Taxen hinterherwinkende Trauben von Menschen. Uns blieb nicht viel übrig als außer freundlich zurückzuwinken.


Am Stadion war es unglaublich voll. Das Sicherheitspersonal hatte an den Personenkontrollen alle Hände voll zu tun. Besonders in solchen Fällen, bei denen der Besucher versuchte, eine eigene Digitalkamera ins Stadion zu schmuggeln, um von Block 156 im Oberrang aus das eine oder andere Erinnerungsfoto zu machen. Dann muss man nämlich dem vollkommen fassungslosen Besucher klarmachen, dass er sich jetzt gegen den Strom durch die Menschenmenge zurückdrängen muss, um bei dem blauen Container dahinten die Kamera in die Sicherheit des Stadionpersonals zu übergeben. Dadurch macht man sich nicht besonders beliebt bei den Gästen. Man muss dann auch etwas von Stadionordnung faseln und von "wenn einer die Kamera an den Kopf bekommt, wenn sie geworfen wird".


Am blauen Container treffen sich mehrere ungehaltene Leute, denen ins Gesicht geschrieben steht, dass sie unautorisierte, nicht vom Rechteinhaber DFB lizenzierte Bilder des Regionalligaspiels machen wollen. Was für eine Schikane! Einer der Momente, in denen ich mich frage, in was für einer Welt wir eigentlich leben. Vor allem, weil nur die Leute die Kameras abgeben mussten, die beim Abtasten so kooperativ waren, zu sagen, dass sich in der Jackentasche ein Fotoapparat befinde. Alle anderen Kameras und Mobiltelefone dürfen selbstverständlich mit ins Stadion.


Mal abgesehen von den prinzipiellen Erwägungen wäre es schon angemessen gewesen, die Besucher mit Hilfe von Schildern auf das Verbot von Bildaufzeichnungen im Stadion hinzuweisen. Hätte einigen Ärger erspart, wäre aber wahrscheinlich nicht praktikabel gewesen, weil das Stadionpersonal sich sonst damit konfrontiert gesehen hätte, auf mehrere zehntausend Telefone und Kameras aufpassen zu müssen.


Zum Glück hat das Spiel eine halbe Stunde später angefangen als ursprünglich angesetzt. Es waren immer noch tausende Besucher unterwegs und ich glaube, dass auch eine ganze Menge Besucher das 1:0 durch Palikuca nicht live gesehen haben, weil sie zu diesem Zeitpunkt noch versuchten, ins Stadion zu kommen. Der Rest des Spiels ist auch St. Pauli Sicht auch nicht erwähnenswert. Der Treffer von Lechner war sehr schön, ging aber leider ins falsche Tor. Danach lief gar nichts mehr. Schade, dass St. Pauli sich danach durch ein eher ruppiges als elegantes Spiel hervortaten.


Immerhin hatten die Düsseldorfer einen gelungenen Karnevalsauftakt an diesem 11.11. und ich weiß ja, dass wir diese Niederlage am 12. Mai 2007 wieder gutmachen werden. Dann müssen die Freunde auch mit mir in die Gegengerade, daran gibt es kein Vorbeikommen.

Hier mal etwas Ungewöhnliches (man soll ja nicht nur alltägliches bloggen): Mein Zug heute war bei der Abfahrt aus Düsseldorf pünktlich und kam nur vier Minuten nach Plan in Hamburg an.

Samstag, November 11, 2006

Ein Hinweis an alle, die noch nie in ihrem Leben Zug gefahren sind: Auf den Reservierungsschildern im InterCity steht "ggf. freigeben" und nicht "ggf. freigegeben" -- auch wenn Ihr alle die zweite Variante lest und ungläubig fragt, was das denn schon wieder heißen möge. Ach, wo wir gerade beim Thema Platzreservierungen sind: Komisch, dass es eine Relation gibt zwischen der Poltrigkeit, mit der man einen angeblich reservierten Platz einfordert und der Wahrscheinlichkeit, dass man sich im falschen Wagen befindet.

Freitag, November 10, 2006

Heute mittag, kurz vor dem Aussteigen aus dem InterCity, als ich etwas hektisch meine Sachen aufsammelte, lag das Buch, das ich zurzeit lese, auf dem Sitz. Philipp Roths "The Plot Against America" ist ein sehr spannender Roman. Es sieht jedoch zugegebenermaßen ein wenig reißerisch aus. Der Titel prangt in Versalien auf dem Cover, das zentrale Bildmotiv ist eine durch Prägung hervorgehobene Briefmarke. Auf die faksimilierte 1 Cent Marke mit einer Flusslandschaft aus dem Yosemite Park ist, und das lässt das Buch auffallen, ein fettes Hakenkreuz gedruckt.


Die Jurastudentin aus Osnabrück, die neben mir saß, guckt sehr offensichtlich auf das Buch, doch bei ihrem Blick bin ich nicht sicher, ob sie den Titel interessant findet, oder sich fragt, ob der kurzhaarige(!!!) Typ neben ihr einen außergewöhnlich zweifelhaften Literaturgeschmack hat.


Das Buch ist nicht ganz so übel, wie es aussieht.

versuche ich die Situation zu retten. Warum kann es mir in solchen Situationen nicht mal egal sein, was andere von mir denken? Warum muss ich meine Literaturauswahl vor wildfremden Menschen rechtfertigen?


Berechtigte Frage, ist aber leicht zu beantworten, indem ich kurz von einem traumatischen Erlebnis berichte, das ich ca. 1990 in der Stadtbücherei in Düsseldorf hatte. Ich stand an der Ausleihe und legte dem Bibliotheksmädchen das Buch hin, das ich gedachte auszuleihen: Frederik Forsyths "The Odessa File". Ob das "ss" in Odessa als SS-Runen gesetzt war, weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall zierte diesen Buchdeckel ebenfalls ein Hakenkreuz.


Dann fielen die Worte, die sich in mein Hirn eingebrannt haben, die ich mein Lebtag nicht vergessen werde, die mich auch heute noch darauf achten lassen, im richtigen Moment das richtige Buch dabei zu haben. Denn -- das habe ich in diesem Moment mit der Härte eines 16-Tonnen-Gewichts gelernt -- man wird nicht zuletzt aufgrund seines Literaturgeschmacks mit Sympathien versehen


Mit dem Ton echter Enttäuschung sagte die junge Frau:


Na immerhin ist es auf Englisch.

Donnerstag, November 09, 2006

Liberales Singapur

SPON berichtet, dass das Strafrecht in Singapur in Bezug auf verschiedene Sexualpraktiken liberalisiert werde, allerdings mit einer Einschränkung:


"Homosexualität ist in Singapur weder akzeptiert noch wird sie toleriert", zitiert die regierungsnahe Zeitung "Straits Times"

Und die sind sicher, dass sie sich beim Namen der Zeitung nicht verschrieben haben? Sollte die nicht eher "Straight Times" heißen?

Sonntag, November 05, 2006

Campusradio

Als Student hat man ja üblicherweise reichlich Flausen im Kopf. Tolle Ideen, grandiose Vorstellungen, die Welt kann mich nicht verstehen liegt einem zu Füßen. Aber man muss sich auch davor hüten, allzu altklug zu klingen. Sonst kann es passieren, dass man die Umstehenden mit einem Zitat nervt, wie ich es beim Nouvelle Vague Konzert im Dezember vor zwei Jahren hören konnte:


Die Teilnahme am politischen Diskurs sollte der moralische Imperativ sein.

sagte der ziegenbarttragende, neunmalkluge Drittsemestertyp hinter mir zu der Frau, die ihn anhimmelte. Dazu fiel mir nichts anderes ein als "Warum nicht einfach mal gepflegt eins auffe Fresse hauen?". Bin natürlich viel zu zivilisiert, um einem solchen Impuls nachzugeben, aber seinen Spitznamen für den Abend hatte der Typ sicher; spätestens zu dem Zeitpunkt, als er den gottgleichen Gesang der Sängerin bei "Guns of Brixton" mit dem Beweis seiner eigenen Textsicherheit übertönen musste.

Samstag, November 04, 2006

Wort gesucht!

Gestern abend haben R. und ich zum zweiten Mal ein Videotelefonat geführt. Habe ja schon vor einigen Tagen berichtet, wie gut das mit iChat funktioniert. Doch eine Sache fehlt mir: ein Verb.


Die bisher verwendeten Ausdrücke gefallen mir nicht. Hier eine kleine Auswahl: "Bildtelefonieren" klingt ziemlich nach den Achtziger Jahren. Wer "videochatten" sagt, benutzt in Wörtern mit Internet-Bezug bestimmt auch ein "@" für ein "a". "Videofonieren" habe ich noch nicht in freier Wildbahn gehört, fällt aber ebenfalls durch. "Videokonferenz abhalten" erinnert mich fatal an meine Arbeit, das möchte ich im Gespräch mit Freunden vermeiden.


Ist also ein Problem. Vielleicht können sich die Sprachpfleger vom Verein Deutsche Sprache oder von der Aktion Lebendiges Deutsch dieses Problems annehmen. Oder aber Ihr, liebe Leser. Hat jemand eine gute Idee, wie diese lexikalische Lücke zu schließen ist?

Donnerstag, November 02, 2006

Und ob sisch dat lohnt!

Heute erwähnte die hochgeschätzte Elle in einem Text, dass der zukünftige Gatte ihr gleich zwei Töpfe Rübenkraut gekauft habe. Für die, die Rübenkraut nicht kennen (und das werden außerhalb des Rheinlands schätzungsweise nicht wenige sein), sei erstens auf die Wikipedia verwiesen und zweitens gesagt, dass es sich um einen der großartigsten Exportartikel des Niederrheins handelt.


Bekannt ist vor allem das Produkt der Firma Grafschafter in seinem markanten, gelben Pappbecher. Doch es gibt auch andere Hersteller. Meine Mutter wurde bei einer Tour durch den Niederrhein auf eine kleine Krautmanufaktur aufmerksam, bei der sie ein paar Gläser direkt vom Hersteller erstand. Eins dieser Gläser landete bei mir, schmeckte sehr und war viel zu schnell leer.


Auf der Suche nach Nachschub rief ich beim Hersteller, der Krautfabrik Spelten, in Wegberg an. Ich sprach mit Frau M., deren breiter rheinischer Dialekt sofort heimische Gefühle in mir weckte. Ob ich denn den leckeren Brotaufstrich auch in Hamburg kaufen könne?


Näää, allso, dat ess so ne regionale Sache, datt kriegense in Hamburg nit. Da müssen se mal vorbeikommen, wenn se in der Gegend sind.

Schade, aber gibt es nicht vielleicht doch eine Möglichkeit?


Watt wer mache könne, ess datt isch ihne ein paar Gläser schicke, Aber wissen se, dat is teuer, dat lohnt sisch eigentlich nit.

Mein Interesse war geweckt: Doch, doch, Frau M., sagen sie mal, was haben Sie denn für Produkte?


Wir ham dat Rübenkraut, Apfelkraut, Apfelkraut ungesüßt, Birnenkraut, Birnenkraut ungesüßt und Pflaumenmus.

Klingt aber sehr interessant. Und was würde das Porto kosten?


Allso, bis fünf Killo kost dat soundso viel, bis zehn Killo isset etwas preiswerter. Aber wissen se, eigentlisch lohnt sisch dat nit.

Ich konnte Frau M. dann doch noch davon überzeugen, dass ich gerne Kunde werden würde, habe die Freundin S. -- ebenfalls ein expatriate des Rheinlands -- für eine Sammelbestellung gewinnen können und schließlich bei Frau M. ein großes Paket bestellt.


Ein paar Tage später hatten meine Nachbarn ein Paket für mich entgegengenommen. Ganz vertrauenserweckend sah das nicht aus.


speltenpaket

So gut die Brotaufstriche der Firma Spelten auch schmecken, an ihren Versandverpackungen müssen sie noch ein wenig arbeiten. Der extra-weiche Karten (Inhalt: immerhin 10kg Marmelade) war wenig formstabil, gefüllt mit Styroporchips und gut 15 wild durcheinandergewürfelten Gläsern. Eins davon war kaputt -- zum Glück kein Rübenkraut, sondern das extrem dickflüssige ungesüßte Apfelkraut, das durch schiere Eigenklebekraft das zerbrochene Glas zusammenhielt.


img_2082

Bis auf diesen Verlust war die Freude groß. Frau M. schrieb mir das kaputte Glas gut ("Wissen se, ihnen Ersatz zu schicken, dat lohnt sisch nit.") und über Monate hinweg hatte ich genug Krautaufstrich, um mir die Frühstücke zu versüßen.


Nun sind die Vorräte aber schon seit einiger Zeit aufgebraucht und ich hätte gerne Nachschub. Wie groß ist die Rheinland--Fraktion hier? S.? Elle? Sammelbestellung irgendjemand?

Mittwoch, November 01, 2006

Judith? Bist Du es?

Seit fast einer Stunde warte ich hier auf den Elektriker, der um 8 Uhr da sein wollte. Doch dafür, dass die Zeit nicht zu lang wird, sorgt ein Telekommunikationsunternehmen, das mich mit einer vorgelesenen SMS belästigt.


Als mir die Stimme zum ersten Mal ihr


Wir haben eine SMS-Kurznachricht für Sie.

ins Ohr schepperte, war ich wie von Sinnen, sprang vom Stuhl und holte in Hoffnung, dass Judith nun doch zurückkomme, den Vorschlaghammer raus.


Doch nichts dergleichen. Stattdessen hörte ich die vom Computer genuschelte Nachricht:


Wir sind jetzt fast zu Hause. Vielen Dank für die Bleibe und die vollpensionäre Verpflegung.

Nett, aber ich hatte keinen Besuch. Dafür durfte ich die Nachricht aber in der folgenden Viertelstunde ungefähr fünfzehnmal anhören. Das Telefon klingelte mit der berüchtigten 19310-Nummer im Display und noch während ich dran ging, klingelte es -- ISDN sei Dank -- auf dem zweiten Kanal gleich nochmal.


Nun ist Ruhe, der Elektriker war da und ich mache mich auf den Weg ins Büro.

Dienstag, Oktober 31, 2006

Im Büro ist keine Konzentration notwendig

Bei Putzmitteln bin ich ein großer Freund des Konzentrats. Die Idee, Produkte soweit einzudampfen, dass sie deutlich weniger Platz wegnehmen, finde ich ganz, ganz praktisch. Gut, dass ich angefangen habe, meine Wäsche selbst zu waschen, als es schon Waschmittelkonzentrate gab und ich nicht in die Verlegenheit gekommen bin, diese unmäßig großen Waschmitteltonnen durch die Gegend zu schleppen -- geschweige denn, diese auch noch in meiner Studentenwohnung unterzubringen. Der einzige Zweck dieser Tonnen war wohl, meinen Geschwistern und mir als Aufbewahrungsort für Bauklötze zu dienen. Dafür waren sie tatsächlich ganz gut geeignet, wenn auch die Restentleerung einer solchen Tonne nicht einfach war: Ich erinnere mich an einen leichten Waschmittelduft an den Bauklötzen, doch ich schweife ab.


Zurück zum Konzentrat: Also, im allgemeinen eine exzellente Sache. Nur in einem Anwendungsbereich halte ich Konzentrat für vollkommen fehl am Platz: in unserer Büroküche. Mehrere zig Kollegen kommen ein bis mehrere Male am Tag mit ihrem Kaffeebecher in die Küche und spülen den Becher durch. Dafür wird -- selbstverständlich -- auch immer ein wenig Spülmittel verwendet, allerdings tendenziell eher mehr als nur ein wenig. Muss ja sauber werden, der Becher, und viel hilft viel. Also wird die Spülmittelflasche einmal draufgehalten, bis sich ein ordentlicher Klecks im Becher gebildet hat. Dann Wasser drauf und reichlich Schaum produzieren, der dann auch wieder abgespült werden muss.


Der Spülmittelingenieur steht im Geiste daneben und schüttelt den Kopf: Jahre hat er darauf verwendet, dass mit nur einer stecknadelkopfgroßen Menge seines Spülmittels das Geschirr einer ganzen Kompanie gereinigt werden kann, und was machen die Banausen? Benehmen sich so, als ob es seit 1992 keine Innovationen im Bereich Reinigungsmittel gegeben habe.


Mein Vorschlag: Speziell für solche Einzelspüloasen wie Büroküchen sollte man kein konzentriertes, sondern im Gegenteil verdünntes Spülmittel anbieten. Davon darf's ruhig auch mal ein bisschen mehr sein, ohne dass die Hamburger Wasserwerke einen C-Alarm ausrufen müssen.


Der Wasserverbrauch wäre niedriger, die Belastung des Abwassers mit Tensiden ebenfalls und dem Hygienebedürfnis der Nutzer wäre Genüge getan. Lediglich die Hersteller würden in die Röhre (den Abfluss?) schauen, weil dieser Retro-Schritt die Verkaufsargumente für ihre Produkte (noch stärker, noch fettlösender) untergraben würde.


Als Alternative könnte ich auch in Guerilla-Manier die sich leerende Flasche immer wieder mit Wasser auffüllen und somit die Nutzungsdauer des Spülmittels drastisch erhöhen.

Sonntag, Oktober 29, 2006

Polyphonie jetzt!

Eine Anregung für die Ingenieure im Publikum: Könnt Ihr nicht bitte mal ein wenig der Energie, die Ihr sonst dafür aufwendet, stumme Alltagsgeräte in fiepende, wimmernde und dudelnde Alltagsgeräte zu verwandeln, darauf investieren, einen Eierkocher zu bauen, der nicht klingt wie die Sirene auf dem Dach der Schulaula? Ich will keine Klingeltöne aufspielen oder ähnlichen Zeitvertreib -- bloß nicht mehr tot vom Stuhl zu fallen vor Schreck, wenn das Frühstücksei fertig ist, wäre schon ein riesiger Fortschritt.

Donnerstag, Oktober 26, 2006

Die Zukunft hat mal wieder begonnen

Gerade eben war einer der Momente, in denen ich das Gefühl hatte, dass für mich eine neue Ära anbricht: Mein erstes privates Videotelefonat. Da die Freundin in Kanada nun auch einen Computer mit Kamera und einen Breitbandanschluss hat, konnten wir mal ausprobieren, ob iChat wirklich so nett funktioniert wie bei den Apple Stevenotes. Tut es. Ganz eindeutig. Noch ist die Bildqualität weit weg von High Definition, der Ton klingt wie bei einer Mobilfunkverbindung aus dem Jahr 1999, aber: es geht! Sogar sehr einfach. Bin begeistert.

Mittwoch, Oktober 25, 2006

Leben mit Strom

Wer in meinen Terminkalender für die nächste Woche guckt, könnte den Eindruck gewinnen, dass ich ein Strom-Junkie bin. Ist aber nicht so, ist reiner Zufall.


kalendereintrag


Aber, hmmm, wenn ich den Elektriker am Mittwoch etwas zweckentfremde und ihn nicht nur nach dem defekten Lichtschalter schauen lasse, kann ich mir vielleicht die folgenden Sitzungen beim Orthopäden sparen -- Strom ist schließlich Strom, und der Elektriker wird ja hoffentlich gelernt haben, wie man mit dem Zeug umgeht.

Dienstag, Oktober 24, 2006

Jörg Geiger, der Außerirdische

Die heutige "Sprachblüte des Tages bei SPON" wird präsentiert von Jörg Geiger im Interview zu Windows Vista:


In den Lizenzbestimmungen steht auch explizit, dass das System ab und zu nach Hause telefoniert.

Damit kann ich mein kleines Lexikon aktualisieren, in dem ich Redewendungen auf Personen abbilde:


  • nach Hause telefonieren: E.T., Jörg Geiger

  • zu Hause anrufen: alle anderen

Montag, Oktober 23, 2006

Die Apostroph-Mafia schlägt wieder zu

Ist zwar mittlerweile ein wenig altbacken, sich über die neuen Variationen der Apostroph-Verwendung zu mokieren, aber bei dem Beispiel, das mich heute in einer Mail erreichte, hatte ich Tränen in den Augen.

Krawatten in 50 verschiedenen Farben und Design´s
(Paketangebot: 3 kaufen und 4´te geschenkt)

Sonntag, Oktober 22, 2006

Kleinstkunst am Freitagabend

Schon nach wenigen Minuten nach Beginn der Show in Alma Hoppes Lustspielhaus war klar, dass ich die Veranstaltung früher verlassen würde. Eigentlich schade drum, denn ich hatte mich auf den Abend mit den Kollegen gefreut: Zuerst essen gehen, dann ins Theater. War zwar noch nie ein besonders großer Freund des Kabaretts, aber das Leben ist ja auch mal für eine positive Überraschung gut. Für mich leider nicht in diesem Fall.


Auf dem Programm standen "Die Glücksforscher", oder -- um mit dem Programm des Hauses zu sprechen:


Dieses Programm montiert die aktuelle Politik zu einer Kabarett-Fiction der gemeinen Art: die beteiligten Akteure in Politik, Wirtschaft und Medien werden konsequent durchbeleidigt, dass es eine Freude ist. Und die Unbeteiligten werden ebenfalls in löwenscharfen Senf getaucht. Wenn die Zukunft schon im Halbdunkel liegt, sollte der Humor rabenpechschwarz sein.

Au weia. Gut, dass ich das nicht vorher gelesen habe. Was ich in der ersten Hälfte der Show sah, war ein par force Ritt durch alle gängigen Klischees: Politikerbeleidigungen, das Rumhacken auf Managern, das Nachäffen von Maklern, und die Zurschaustellung grenzdebiler Hotelbedienungstürken im all-inclusive Ambiente.


Wer jedoch großflächig ausgespart wurde, war der bärbeißige, mittvierzigjährige, linksliberale, lederwesten- und schnauztragende Angestellte und Beamte im mittleren Dienst. Wäre ja auch ein wenig viel verlangt gewesen, die eigene Klientel mit den gleichen Platitüden zu versehen, wie "Diedaoben". Bis auf den einen Zuschauer auf dem Opfersitz in der ersten Reihe -- aber wer sich bei Kleinkunst in die erste Reihe setzt, schreit ja geradezu danach, in die Deppenrolle gedrängt zu werden. Der und alle anderen, die sich gesellschaftlich ausreichend weit von den Besuchern des Theaters entfernt befinden, wurden mit einer fies riechenden Soße aus Mittelmäßigkeit übergossen.


Es tut auch niemandem weh, wenn man über Roland Koch die unglaublich innovative Feststellung trifft, dass er aussehe wie ein Schwein. Nee, was haben wir gelacht darüber. Doch Innovativität war eh nicht die Stärke des Duos Petersen/Loenicker. Hätten sie ein wenig künstlerischen Anstand, wäre es ihnen vielleicht albern vorgekommen, einen monologisierenden Zeitungsverkäufer zu verkörpern, der mit schnoddrigem Hamburger Dialekt die Schlagzeilen der tagesaktuellen Boulevardpresse kommentiert. Sowas gibt's schon, hat sogar 2005 einen Grimme-Preis in Gold gewonnen. Oder ist die Aufmerksamkeitsspanne der Zielgruppe so kurz, dass man annahm, Dittsche sei schon vergessen?


Die einzige blatante Kopie? Beileibe nicht: Zu dem Satz "Geld allein macht nicht glücklich." dichteten Kettcar schon im Jahr 2002 "Aber irgendwie doch besser im Taxi zu weinen als im HVV-Bus, oder nicht?" Heute heißt es bei Petersen/Loenicker dazu in etwa "Besser in der eigenen Limousine zu weinen, als im vollbesetzten Bus".


Das ganze findet unter der Regie von Henning "Sesamstraße" Venske statt, der sich vor vielen Jahren mit dem Kinderhörspiel "Als die Autos rückwärts fuhren" tief in mein Herz geschrieben hat. Diese Schallplatte war und ist ein prima Beispiel für anarchischen Humor, der subtil an Autoritäten wie Eltern und Lehrern kratzt. Doch leider war von dieser Spritzigkeit an diesem Abend nicht mehr viel zu sehen.


Die Pause kam und erlöste mich. Mit meinen Kollegen war es zum Abschied noch vergnüglich, danach spielte mir auf dem Weg zur Bushaltestelle am Winterhuder Markt mein iPod die 1:40 lange Antwort von Tocotronic auf solche Kleinstkünstler vor:


Ich will nicht schlecht über Euch reden / Ist ja doch bloß primitiv. / Ich verachte euch wegen / Eurer Kleinkunst zutiefst.

Donnerstag, Oktober 19, 2006

Selbstzensur: Bitte um Teilnahme.

Polnische Zöllner feuern Warnschüsse auf deutschen Dampfer

titelte SPON heute morgen um 07:22. Seitdem beiße ich mir auf die Zunge und überlege, ob mein spontaner Kommentar dazu nicht wegen Geschmacklosigkeit der Selbstzensur zum Opfer fallen muss.


Ich kann ja mal versuchen, eine Andeutung zu machen, und Ihr sagt mir, ob das noch zu rechtfertigen ist: 05:45 Uhr!

Dienstag, Oktober 17, 2006

ebay: ein Nervenkrimi

Innerhalb der letzten 45 Sekunden ging der Preis meines alten Bettes von 1 Euro auf 28 Euro hoch. Yay! Wer in Zeiten von ebay noch Sachen zum Sperrmüll schleppt, ist selbst schuld.

Was macht eigentlich...

Admiral Ackbar?


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Nach dem Sieg über das Imperium und seiner ehrenvollen Entlassung aus den Streitkräften der Neuen Republik verbringt er seine alten Tage als Glitzerfisch im Biodome in Montreal. Aber aufpassen: Der Fisch sieht nur freundlich aus, es ist in Wahrheit ein Piranha. It's a trap!


Und als kleines Goodie: Ein Ausflug ins Web Design der späten Neunziger Jahre.

Montag, Oktober 16, 2006

Québec: Je me souviens

Bin wieder da! So lang der Tag auf dem Hinflug nach New York war, so kurz war die Nacht mit dem Rückflug aus Montreal. Aus sechs mach zwölf Stunden, und obwohl ich den Tag über einigermaßen wach war, schlägt jetzt, am frühen Abend, die Müdigkeit der Zeitverschiebung zu.


Worauf blicke ich zurück? Zwei ganz tolle Wochen in sehr unterschiedlichen Städten mit vielen wunderbaren Leuten, die mich sehr herzlich aufgenommen haben. Nach der Woche in New York bin ich nach Montreal weitergereist und habe dort intensivst Familienleben mitbekommen. Ist ja nicht gerade so, als ob es im Freundeskreis gar keine Familien mit Kindern gebe, aber eine ganze Woche am Stück in eine Familie eingebettet zu sein, hatte ich schon lange nicht mehr. War sehr, sehr schön bei Euch! Ich erinnere mich gerne an die Zeit mit Euch vieren.


Montreal ist eine sehr interessante Stadt: Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die Stadt ihre große Zeit irgendwann in den Sechziger und Siebziger Jahre hatte. Ein enormer Bauboom hat die Stadt mit Beton zugeschüttet, was heute furchtbar altmodisch und bedrückend wirkt. Dafür hat sich aber an anderen Stellen eine unglaublich lebendige Szene entwickelt, was sich punktuell in Unmengen höchst einladender Cafés niederschlägt. Passend dazu gibt's viele junge Leute, die alle ausgesprochen freundlich und gutaussehend waren. Klingt schmalzig, ist aber so.


Dazu kommt, dass ich die beste Jahreszeit für einen Besuch in Québec getroffen habe: Schon ausreichend kalt für eine ausgeprägte Laubfärbung, aber noch warm genug, um halbwegs leicht bekleidet auf die Straße geheen zu können. Zumindest an den ersten Tagen, danach habe ich mir eine dicke Erkältung eingefangen.


Bei Gelegenheit gibt's noch ein paar Fotos, jetzt muss ich zur Besichtigung der neuen Wohnung des nicht mehr ganz so treuen Lesers an der Fuhle, der seit drei Tagen nicht mehr an der Fuhle wohnt.

Donnerstag, Oktober 12, 2006

Vieux Montréal

Montreal ist für nordamerikanische Verhältnisse eine sehr alte Stadt. Die Altstadt "vieux Montréal" ist einer der touristischen Anziehungspunkte. Bin mir aber nicht so sicher, ob sich die Autoren dieses historischen Hinweises nicht nur einen Scherz erlaubt haben:



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Nur weil Kopfsteinpflaster hier sehr ungewöhnlich ist, muss das noch lange keine Römerstraße sein, die schon im Jahr 50 gebaut wurde.

Aufklärung eines Missverständnisses

Kurzer Hinweis an die Frauen: Wenn wir Männer sagen, dass wir Stiefel total geil finden, meinen wir damit enge, hohe Lederstiefel, bevorzugt mit einem kurzen Rock und evtl. einer Strumpfhose getragen. Wir meinen damit explizit nicht diese komischen Stulpenstiefel, in die man die labbrige Jeans reinsteckt. Das ist ein Missverständnis und wir versprechen, uns demnächst klarer auszudrücken.



Daher eine Bitte: In Zukunft wieder enge Stiefel tragen, ja? Danke.

Montag, Oktober 09, 2006

Mein neuer Freund Claude und ein bemitleidenswertes Stadion

Als touristische Attraktion für heute stand ein Besuch des Olympiastadions auf dem Programm. Bin, was Olympiastadien angeht, schon fast ein kleiner Groundhopper geworden: München und Sydney habe ich besucht, in Innsbruck bin ich zumindest schonmal am Bergisel vorbeigefahren und heute ist Montreal dran. Das markante Stadion mit dem eigenwilligen schiefen Turm liegt nicht weit von der Wohnung meiner Gastgeber im Plateau entfernt, eine kurze Fahrt mit dem 97er Bus soll mich zum Stadion bringen. Bin gespannt, denn Georg hat mich mit seinen Bildern und Berichten neugierig gemacht.



Busfahren in anderen Städten ist immer eine aufregende Sache. Wie kauft man die Fahrkarten? Welche Karten gibt es? Wie entwertet man die Karten? Fragen 1 und 2 hat mir R. schon beantwortet (ad 1: Beim freundlichen Lebensmittelladen "Dépanneur", ad 2: im Sechserpack), für Frage 3 habe ich mich an einen Herrn an der Haltestelle gewandt. War mir dann die nächsten zwanzig Minuten nicht sicher, ob das nicht ein törichter Fehler gewesen ist. Der Mann entsprach nicht gerade der Kategorie "Im Bus möglichst weit entfernt hinsetzen", sondern wirkte äußerlich halbwegs vernünftig. Bevor jetzt einer kommt und behauptet, ich möge die Mitmenschen nicht nach dem Aussehen beurteilen: Blödsinn. Muss man machen. Ist eine Überlebensgrundlage für ÖPNV-Benutzer (Nebenbemerkung: Ich erkenne mittlerweile schon beim Einfahren der U-Bahn, ob ein bestimmter Wagen oder ein Teil davon benutzbar ist oder nicht. Dazu muss ich nicht erst eingestiegen sein.) Ein besonderes Zeichen für hohe ökologische Angepasstheit ist, auch in fremden Städten/Ländern schnell einen Sinn dafür zu entwickeln, wie hier die Spinner aussehen.



In radebrechendem Englisch (das ungefähr die Qualität meines Französisch hat) versuchte der Mann mir zu erklären, dass ich die Fahrkarte in einen Kasten werfen muss und mir der Fahrer dafür einen Schnipsel in die Hand drückt, der mir beim Umsteigen als nächste Fahrkarte dient. Danke sehr. Mir hätte das als Konversation gereicht (mein Spinner-Sensor schlug doch ein wenig an), aber mein neuer Freund deutete mir an, dass er mit mir "Mein linker, linker Platz ist frei" spielen wollte. Na, OK, ist ja keine ewig lange Fahrt. In den zwanzig Minuten bis zum Olympiastadion haben wir ein paar grundlegende Dinge geklärt (Ich bin Tourist aus Deutschland, Hitler war keiner guter Mensch, in Deutschland regieren keine Faschisten, Montréal hat teure Mieten, dieses Gebäude dort wird bald abgerissen, der botanische Garten ist zu empfehlen, das da drüben ist eine Kirche, Benzin ist teuer). Wir haben uns einander vorgestellt und Claude sagte mir, dass ich sehr wenig Deutsch wirke ("You are so gentle."). Ich war aber doch recht froh, dass er mir nicht angeboten hat, auch noch den Rest des Tages miteinander zu verbringen.




Nächste Etappe: Stadion. Habe mich für das volle Paket entschieden. Besichtigung der Aussichtsplattform in knapp 200m Höhe und geführte Tour durch das Stadion. Die Frau an der Kasse wies zwar noch darauf hin, dass das Stadion etwas unaufgeräumt sei. Gestern habe ein Rave stattgefunden und die Party sei erst vor einer halben Stunde zu Ende gegangen. Wenn mich die Aufräumarbeiten nicht stören, könne ich die Tour gerne mitmachen.




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Um's kurz zu machen: So spannend das Stadion aus der Entfernung auch aussieht mit seinem geneigten Turm und der von Stahlseilen gehaltenen Dachkonstruktion, es ist eine totale Investitionsuine und völlig deprimierend. Zu einer Zeit gebaut, in der unverschalter Beton das Maß aller Dinge war, wirkt die Anlage heute nur noch bedrückend. Allen Retro-Trends zu Trotz ist der Charme der Siebziger Jahre nur etwas für ausgemachte Connoisseure. Andere schüttelt es nur ob dieser in Stein gegossenen Deprimiertheit.



Die Aussichtsplattform wurde erst im Jahr 1987 -- elf Jahre nach den Spielen -- fertig gestellt und eröffnet. In der Zeit dazwischen wird man sie auch kaum vermisst haben. Selten war ich auf einer Plattform, von der man so wenig sehen konnte. Es gibt kein Rundum-Panorama, man kommt nur auf 1m Entfernung an die Fenster heran. Es gibt einen deprimierenden Kiosk, zwei Getränkeautomaten und eine Inneneinrichtung, die sehr authentisch den Geschmack des Jahres 1987 widerspiegelt. C'est tout. Nach nicht einmal einer halben Stunde bin ich wieder unten; die Hälfte der Zeit davon habe ich im Reiseführer geblättert.



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Ein paar Minuten später geht die Stadionführung los. Henri sammelt meine beiden Mitstreiter und mich am Treffpunkt ein und beginnt seine Tour. Erste Station ist die große Schwimmhalle, die derzeit nicht benutzbar ist, weil ein neuer Pool für die Synchronschwimmer gebaut wird. Die Halle ist riesig, sie bietet Platz für 3.000 Gäste. 1976, bei den Spielen, fanden 9.000 Zuschauer Platz. Glaubt mir, die Halle ist verdammt groß. Heute wird sie als Trainingsbecken für den kanadischen Leistungssport verwendet. Aber Moment, war nicht 2005 die Schwimm-WM in Montreal? Naja, gibt Henri zu, aber dafür hat man ein neues Stadion auf einer Insel im Fluss gebaut, dies hier sei nicht passend gewesen.



Durch eine kleine Durchgangstür erreichen wir das Stadion. Die Aufräumarbeiten sind im vollen Gang, und das ist auch bitter nötig. Der Rave hat reichlich Müll hinterlassen. Außerdem müsste man mal ein Fenster aufmachen: Die ganze Kuppel des Stadions ist verhangen von letzten Schwaden des Trockeneisnebels der Nacht. Leider ist die Kuppel des Stadions fest fixiert und nicht mehr zu öffnen, wie es die ursprüngliche Planung vorgesehen hat.



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Henri erzählt von der Geschichte dieses Stadions: Nach den Spielen wurde das Dach fertig gebaut (zweimal -- die erste Dachkonstruktion aus Kevlar war ein Schuss in den Ofen), der Rasen und die Tartanbahn rausgerissen und nach einem Nachnutzungskonzeot gesucht. Seit den Achtziger Jahren gastierten hier eine Fußballmannschaft (die Liga wurde aufgelöst), Baseball (die Mannschaft ist umgezogen), Autoshows (Yay!), Konzerte (furchtbare Akustik, eine neue Halle wurde in der Innensadt gebaut) und der Papst (war danach nie wieder in Kanada). Beim Rave gestern abend kamen statt der erwarteten 12.000 nur 7.000 Gäste. Henri beschriebt das als Erfolg und klingt dabei ein wenig wie Friedbert Pflüger nach der verlorenen Landtagswahl in Berlin.



Mittlerweile kann ich verstehen, dass das IOC bei der Vergabe von olympischen Spielen sehr auf ein schlüssiges und wirtschaftlich tragbares Nachnutzungskonzept achtet. Hochachtung an die Leute in Sydney, dort konnte ich ein Stadion besichtigen, wo alles richtig aufgeht. Hier läuft gar nichts, und die Kredite für den Bau des Stadions werden auch erst im November 2006 abbezahlt sein.



Note to self: Dringend nochmal Reiseerfahrung mit Georg vergleichen, wenn ich wieder zurück bin.

Sonntag, Oktober 08, 2006

Der Indian Summer und eine lange Zugfahrt

Das war die längste Regionalbahnfahrt meines Lebens. Ca. 550 km von New York nach Montréal im Amtrak Zug Nr. 69. Sehr bequeme Fahrt, großzügige Sessel, eine Steckdose pro Platz -- aber für lumpige 550 km über elf Stunden im Zug zu sitzen, so etwas hatte ich noch nie.



Das GPS hat's angezeigt: Wir sind nie schneller als 80 km/h gefahren. Es gab aber auch einige Langsamfahrstellen, die wir nur mit 30 km/h passieren konnten. Dazu eine lausig laute Gruppe US-Touristen (die benehmen sich auch im eigenen Land so klischeehaft, wie man es von amerikanischen Touristen erwartet), alles Vorzeichen für eine Fahrt, die einen Tiefpunkt meiner Zugfahrerkarriere darstellen könnte.



Doch weit gefehlt. Das Zauberwort heißt "Indian Summer". War das schön! Mannmannmann! Schon viel drüber gehört und gelesen, aber die Farbenpracht der Landschaft lässt sich auf Fotos gar nicht angemessen wiedergeben. Überhaupt ist der Bundesstaat New York landschaftlich irre schön: Die Fahrt am Hudson River entlang, durch die Hügel und an den Seen entlang bis kurz vor der kanadischen Grenze -- grandios!



Vielleicht doch ein paar Versuche, aus dem fahrenden Zug heraus die Laubfärbung zu fotografieren:


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Dann noch eineinhalb Stunden an der Grenzkontrolle warten und die letzten fünfzig Meilen nach Montreal. Schnell ins Taxi und zu R. und M. gefahren, die freundlicherweise mit dem Abendessen gewartet haben. Die nächste Etappe dieser Reise hat begonnen, eine neue Stadt wartet daraufm kennengelernt zu werden.

Donnerstag, Oktober 05, 2006

Zwischenbericht: Leaving New York Never Easy

Mein rechts Knie tut sehr weh. Kommt vielleicht vom vielen Gehen. Gegangen bin ich reichlich in den letzten paar Tagen. Ist meine Lieblingsbeschäftigung hier in der Stadt: Mehr oder weniger ziellos umherlaufen, Geschäfte angucken, Leute betrachten und versuchen, den enorm hohen Geräuschpegel auszublenden.



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Ich werde hier nicht detailliert aufschreiben, wann und wo ich unterwegs war. Habe aber einige Orte angesteuert, die ich bei meinen letzten Besuchen in der Stadt gesehen habe. Greenwich Village ist immer faszinierend, Alphabet City kannte ich noch nicht. Das MoMA und das New York City Transit Museum sind umgebaut worden, im American Museum of Natural History kann man Tage verbringen, Statue of Liberty ist nicht halb so interessant wie das Einwanderermuseum Ellis Island, der Blick vom Rockefeller Center ist besser als der vom Empire State Building und der Sonnenuntergang über Lower Manhattan von der Brooklyn Bridge aus gesehen ist zum Dahinschmelzen.



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Das Zählspiel "Fette gegen Obdachlose" haben die Fetten gewonnen, habe nach einem Tag aufgehört zu zählen.



Und einige sehr nette Leute wiedergertroffen: Die alte Freundin meiner Mutter, ihre Kinder, sowie der Studienfreund WT haben mir eine großartige Zeit ermöglicht. Vielen Dank an sie alle.



Morgen geht es weiter mit dem Zug nach Montréal. Knapp zehn Stunden wird die Fahrt dauern. Ich hoffe es gibt Steckdosen im Zug. Wenn R schon den Breitbandanschluss geordert hat, kann ich von dort vielleicht auch ein wenig bloggen. Ansonsten gibt's hier Funkstille bis zu meiner Rückkehr. Good Night.

Freitag, September 29, 2006

Noch ein langer Tag (und er ist noch nicht vorbei)

Heute ist ein richtig langer Tag. Bin heute morgen um 3:45 Uhr in Hamburg aufgestanden, sass um 6 im Flugzeug nach Amsterdam und bin um 11:45 in Newark angekommen. Der Flug war OK, ich habe mich ein wenig mit der Niederlaenderin unterhalten, die exzellent Deutsch sprach. Charmant: Ihr recht angenehmer niederlaendischer Akzent war mit einer gehoerigen Portion Schwaebisch durchsetzt.



Erstaunlicherweise ging die Immigration am Liberty Airport ("Welcome to Liberty Airport. You may not use your cell phone." war die erste Durchsage) sehr schnell: In nur zwanzig Minuten vom Verlassen des Flugzeugs bis zum Verlassen des Terminalgebaeudes. Dann mit dem Bus nach Manhattan und bei der Greyhound Gepaeckaufbewahrung im Port Authority Terminal den schweren Rucksack abgegeben.



Bis zu meinem Treffen mit der Freundin, bei der ich die erste Nacht unterkomme, waren noch ein paar Stunden Zeit. Habe mich direkt ins Getuemmel gestuerzt: Eine 7-Tage-Metrocard gekauft und in die naechstbeste Subway gesetzt. Losfahren, am Washington Square aussteigen und viele altbekannte Orte wiedererkennen. Ich war seit sieben Jahren nicht mehr in New York, aber es gibt wenig Staedte, die mir so schnell so vertraut sind. Schoen, mal wieder hier zu sein.



Um nicht nach der Rueckkehr nach Hamburg aus allen Wolken zu fallen, wenn mir E PLUS die erste Telefonrechnung mit den Roaming-Gebuehren schickt, habe ich mir eine Prepaid Karte gekauft. Interessantes Preisgefuege: T-Mobile will $50 fuer das reine Starter-Paket haben (Karte und Startguthaben), bei Cingular habe ich fuer $30 eine Karte, ein Startguthaben und ein Telefon gekauft. Der freundliche Verkaeufer bei Radio Shack hat es gleich aktiviert und vergessen mir die Nummer zu sagen. Die habe ich dann von einem Typen in einem Cafe erfahren, den ich nach seiner Nummer gefragt habe, um ihn kurz anzurufen. Wer will, kriegt mich in der naechsten Woche unter +13474491861. Hoffentlich funktioniert die Karte auch in Kanada



Dann das Gepaeck wieder abgeholt, nach Queens gefahren und an der mir immer noch sehr vertrauten Ecke Union Turnpike/Springfield Blvd die Freundin Gudi getroffen. Nun sitze ich bei ihr, blogge ein paar Eindruecke und gleich gehen wir essen. Und dann gehe ich vielleicht irgendwann mal ins Bett. Bislang war der Tag 22 Stunden lang. Und es ist erst zwanzig nach sechs.

Donnerstag, September 28, 2006

Geänderte Öffnungszeiten

Sollten die neuen Beiträge hier demnächst zu ungewöhnlichen Tageszeiten erscheinen, liegt das nicht an plötzlicher Schlaflosigkeit meinerseits, sondern daran, dass ich mich die nächsten zwei Wochen sechs Zeitzonen weiter westlich befinden werde.



Falls in dieser Zeit hier eher weniger zu lesen sein wird, liegt's dran, dass ich im Urlaub nicht zum Bloggen komme. Seht's mir nach. Schaut doch zur Abwechslung mal bei Merlix, Maunamea, Elle, Kiki, Matt Wagner, Schwadroneuse oder Herrn Paulsen vorbei. Auch schön dort.

Mittwoch, September 27, 2006

Gordischer Zahnseideknoten

Die Produkte der Firma GABA aus Lörrach sind schon seit langer Zeit Teil meiner täglichen Hygieneverrichtungen. Aronal, Elmex, Elmex Gelée und die Zahnseide Multi Floss, die bei uns Brückenträgern besonders beliebt ist, stehen brav auf dem kleinen Glasregal beim Waschbecken im Bad.



Was mich an dieser Zahnseide nur immens stört, ist die bescheuerte Papp-Verpackung. Jede andere Zahnseide wird auf einer Rolle in einer robusten Plastikverpackung verkauft, die auch eine Reise in einem Kulturbeutel überlebt. Nur eben das Produkt, das ich benutze, gibt es ausschließlich in einer höchst fragilen Pappschachtel. Das Aufdrücken der transparenten Folienfront, durch die man die einzelnen Fäden entnehmen soll, gelingt eher schlecht als recht, denn die Fäden verhaken sich gerne ineinander. Spätestens dann ähnelt die Zahnseide einem gordischen Knoten.



Früher oder später muss man die Packung doch an der oberen oder unteren Seite öffnen, obwohl das nicht so gedacht ist. Spätestens aber nach der ersten Reise, wenn die Packung etwas beengt im Kulturbeutel mitgereist ist, erledigt sich das Thema, da die Schachtel dann geplatzt ist, von selbst. Das sieht dann ungefähr so aus:



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Na klasse. Nun ist nicht nur die Packung hinüber. Auch das Entnehmen der Zahnseidefäden wird zu einer Übung, die mich überlegen lässt, ob das Produkt nicht besser Zen-Seide heißen sollte. Verdammtes Drecksnknäuel. Unnötig zu sagen, dass es in dem Zustand sowieso nicht mehr mit auf Reisen gehen kann.



Ein supergroßes Dankeschön und ein noch zu überlegender Preis an denjenigen, der mir den besten Vorschlag macht, wie ich das Problem umgehen kann!

Montag, September 25, 2006

Barmbek Vista Social Club

Gestern, auf dem Rückweg von Kaffee.Satz.Lesen, am S-Bahnhof Alte Wöhr: H. (die Schwester meines Cousins, die aber nicht meine Cousine ist) und ich gehen den Bahnsteig entlang zur Treppe. Schon in größerer Entfernung werden wir Zeugen eines heftigen Wortgefechts zwischen einer Frau Ende 20 und einem etwa gleich alten Mann. Sie schreit wirres Zeug, ist vollkommen hysterisch. So, wie sie Ihre Bierflasche hält, ist dies nicht die erste, die sie an diesem Tag in der Hand hat. Ach, was soll das Gerede: Sie war voll bis Oberkante Unterlippe. Er schreit zurück, ist ebenfalls hysterisch, aber nicht ganz so abgedreht wie sie.



Ist also eine Sitaution, wie man sie dutzendfach am Tag in einer Großstadt erleben kann. H. und ich folgen unserem Instinkt, diese Szene möglichst teilnahmslos an uns vorüber gehen zu lassen, oder aktiv formuliert: möglichst teilnahmslos an dieser Szene vorbeizugehen.



Das wird jedoch schwer, denn wir sind nur wenige Meter von den beiden entfernt, als er ausholt und der Frau mit der flachen Hand auf die Wange schlägt. Sie schreit auf, lässt die Flasche fallen und geht zu Boden. Sie ist nun vollkommen unter Schock, schreit, hält sich das Gesicht und reagiert nicht, als ich mich herunterbeuge, ihr die Hand hinhalte, um ihr wieder auf die Beine zu helfen.



Nun bin ich involviert und kann nicht einfach sagen, "OK, die will keine Hilfe, lass uns weitergehen." Stattdessen evaluiere ich eine Schrecksekunde lang meine Chancen, drehe mich zu dem Mann um, der etwa einen halben Kopf größer ist als ich und auch sonst bulliger wirkt, und sage mit todernster Stimme:



Du schlägst sie jetzt nicht nochmal, oder?


Er, völlig verdattert und wahrscheinlich von sich selbst überrascht, nimmt dies glücklicherweise nicht als Einladung, stattdessen mir eine zu langen, sondern schreit:



Ich hab' die noch nie vorher geschlagen, aber Du glaubst doch nicht, dass ihr das wirklich weh tut, das ist doch nur Show!


Inzwischen hat sich die Frau ein wenig aufgerappelt und schleppt sich immer noch schreiend die Treppe hinunter. Unten versucht ein anderer Passant mit Bierflasche (was soll das? Ist heute Barmbeker Biertag?) sie zu beruhigen, von oben brüllt der Mann: "Deine Scheiß-Sachen stehen hier oben, kannst Du Dir holen!". H. und ich sind der Meinung, die Situation ist entschärft und verlassen ein paar Meter hinter der immer noch schreienden und weinenden Frau das Bahngebäude.



H. gibt zu, dass das ja nicht so aussah, als ob es wirklich so sehr wehgetan hätte. Hm, was soll man da sagen? Ich gebe ja zu, dass der schwer rationale Teil meines Gehirns nach der klatschenden Ohrfeige versucht hat, die Schwere des Schlags einzuordnen. Ergebnis: Die war wohl schon nicht mehr so fest auf den Beinen, wenn sie das umgehauen hat. Aber solche Maßstäbe darf man ja nicht ansetzen, wenn so'n Typ mitten in der Öffentlichkeit eine Frau schlägt.



Zumindest ist sie abgedreht genug, dem Mann -- der sie mittlerweile links liegen gelassen hat -- etwas hinterzurufen, was ich von der anderen Straßenseite nicht mehr ganz verstehe, woraufhin er sich umdreht und zurückbrüllt: "Ich? Ein Feigling? Ich?"



Och nöö, Alte, nicht auch noch einen draufsetzen, ist mein Gedanke, als H. und ich in die Tischbeinstraße einbiegen.

Sonntag, September 24, 2006

Ist die Verrückte wieder in mein Leben getreten?

Beunruhigendes spielt sich im Treppenhaus ab. Über die letzten fünfeinhalb Monate wähnte ich mich sicher vor dem Einfluss der Verrückten, deren exzentrisches Verhalten den Auslöser dafür lieferte, mir nach sechs Jahren im selben Haus eine neue Wohnung zu suchen.



Zur Erinnerung: Erstes Anzeichen des exzentrischen Verhaltens war damals, dass sie begann, das Treppenhaus anzuhübschen, also an alle möglichen Stellen kleine Applikationen wie Kerzen, Figürchen oder Hartmut Engler-CDs zu postieren. Brrrrr, allein die Erinnerung lässt mir eine Gänsehaut über den Rücken kriechen.



Nun hat irgendjemand vor einiger Zeit auf den Treppenabsatz unterhalb meiner Wohnung einen Zwergbaum gestellt. Das ist OK, er macht sich gut dort und so eine Pflanze ist ein durchaus normales Ding, das in einem normalen Treppenhaus auch nicht als besonders exzentrisch auffällt. Seit ein paar Tagen jedoch steht direkt neben dem Zwergbaum ein Wasserkessel:



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Was macht der da? Hat er eine Funktion (als Gieskanne für den Baum vielleicht?) oder ist er ein aus ästhetischen Gründen dort platziertes Objekt? Ich hoffe nicht, dass hier im Haus jemand mit einer ähnlichen Neigung lebt wie meine vorherige Nachbarin. Ich werde die Augen offen halten und an dieser Stelle berichten.

Totale Selbsterkenntnis beim Chatten mit Georg


me: Habe nun ca. 95% meiner MP3s in iTunes mit Covern hinterlegt (bescheuertes Ehrgeiz-Bibliothekarsattitüde-Projekt).


Georg: (auch ein Weg, seine Zeit rumzubringen)


Samstag, September 23, 2006

Lieblingsjahreszeit

Erwähnte ich bereits, dass der Spätsommer im September sich in den letzten Jahren klammheimlich zu meiner Lieblingsjahreszeit entwickelt hat?



Das Wetter ist üblicherweise stabil und schön. Man gibt sich nicht mehr so erwartungsvoll "Nun haben wir uns den Sommer aber verdient", wie es im Mai der Fall ist, sondern ist dankbar für jeden weiteren schönen Tag, bevor die tristen Jahreszeiten wieder Einzug halten. Die Farben der Natur sind nicht mehr so frisch und bunt wie vor dem Sommer, aber dafür viel reicher in den Texturen. Die Sonne im Spätsommer hat eine besondere Qualität, die sich immer dann zeigt, wenn sie so niedrig steht, dass sogar die Brotkrümel auf dem Küchentisch kleine Schatten werfen.



Die Leute sind nach den Ferien entspannt und schwelgen noch in einer Sommerstimmung. Es herrscht Aufbruchstimmung, weil vieles neu beginnt: das Schuljahr, das akademische Jahr, die Spielzeiten der Sportarten, die über den Sommer pausiert haben. Mir ist aufgefallen, dass im Spätsommer viele Künstler auf Tournee gehen und die ganzen "Lange Nacht der ..." Veranstaltungen kann man kaum noch zählen.



Ich mag den Spätsommer. Wenn dazu noch ein so gelungener Ausflug kommt, wie der heutige mit den Kollegen in den Hochseilgarten in Geesthacht, kann mir der launische Frühling gestohlen bleiben.

Donnerstag, September 21, 2006

Honestly, British Airways!

Habe heute eine Mail von British Airways erhalten, die mich viel zu oft mit Werbemails zu besonderen Aktionen nerven. Dieses Mal geht's um Halloween und dass das eine gute Gelegenheit sei, London zu besuchen, wegen der vielen lustigen Halloween Events.



Eins der Events, die sie bewerben, finde ich ein wenig unsensibel. Doch seht selbst!





In Zusammenarbeit mit dem Al Qaeda Ortsverein Westminster? Also ehrlich.

Dienstag, September 19, 2006

Ahoy, me hearties!


Piratenkapitän: Arrrrrrrrrrrr! Dann lass die Landratte mal Kiel holen gehen!


Pirat: Aye, Aye, Käpt'n.


Alle: Jo-ho-ho... Und ne Buddel voll Rum!






Heute ist Talk Like A Pirate Day. Alle mitmachen! Arrrrrggghhhh!

Sonntag, September 17, 2006

Lecker lecker Fu Fu!

Oh Mist, schon wieder vergessen, rechtzeitig einzukaufen. Was soll ich denn das ganze Wochenende ohne Fu Fu Flocken machen?



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Samstag, September 16, 2006

Kenne Dein Viertel! Kenne Barmbek!

E. und S. überraschten mich eben auf dem Weg die Fuhle hoch nach dem gemeinsamen Besuch des Kultur-Flohmarkts am Museum der Arbeit mit einer ungewöhnlichen Frage:



Was meinst Du, wieviele Möglichkeiten es gibt, auf der Fuhlsbüttler Straße zwischen dem Bahnhof und unserem Haus einen Döner zu essen?


Ich kam ins Schwitzen: Da ist der CK Pommes im Bahnhof (Nr. 1), die schmierige Bude direkt beim Rauskommen (Nr. 2), die andere schmierige Bude in der Außenwand des Karstadt (Nr. 3), dann eine kurz vor dem Weg durch die Grünanlage (Nr. 4). An der Ecke Hellbroockstraße sind einer oder zwei, ich war mir unsicher (ist nur einer: "Lezzet", Nr. 5). Dann das "Klimit" (Nr. 6) neben der Metzgerei Durst und wenige Meter weiter der "Patara Grill 2" (Nr. 7). Unter der U-Bahnbrücke durch kommt noch "Kebab Collection" (Nr. 8), das war's. Acht. Ich hatte neun getippt, aber der Laden an der Ecke Hellbroock ist nur einer, auch wenn er aussieht wie zwei.



Ungeahnte kulinarische Vielfalt.



Sollte es von Jauchs Gewinnshow mal eine Hamburger Lokalausgabe geben, könnte ich mir folgende Frage für die erste Ausscheidungsrunde vorstellen:



Ordnen Sie die Ladenlokale folgender Branchen nach der Häufigkeit auf der Fuhlsbüttler Straße zwischen S-Bahnhof und Wasmannstraße:

  • Dönerläden

  • Bäckereien

  • Haspa-Filialen

  • Gemüsetürken




Wenn's genug Vorschläge in den Kommentaren gibt, gehe ich mal los und zähle das durch.

Freitag, September 15, 2006

Noch zwanzig Minuten bevor ich losgehe, um am Millerntor zu sehen, wie der Tabellenletzte Bayer Leverkusen II auseinander genommen wird. Hoffe ich doch. Hey, FC St. Pauli, das wäre doch mal was: So ein richtig entspannter 3:0 Sieg. Ein frühes Tor, eins kurz vor der Halbzeit und ein schöner Treffer in der 75. So ganz ohne Hängen und Würgen, ohne Zittern und Bibbern. Keine gelbe Karte für Meggle, ein souveräner Torwart und endlich mal mindestens ein Luz-Tor, das ich auch sehe. Forza!



Später: 2:0 Arbeitssieg. Aber so richtig soverän war das nicht...

Meine neue Osteopathin (seufz)

Gestern habe ich etwas Neues ausprobiert: Die Behandlung bei einer Osteopathin. Ich habe keine Lust mehr auf meine ständig verspannten Schultern und die regelmäßig daraus resultierenden Kopfschmerzen. Bevor jetzt einer mit Hinweisen wie "Sport treiben hilft" kommt, sei gesagt, dass ich mich sehr wohl sportlich betätige. Trotzdem sitze ich viel zu viel an diversen Schreibtischen und das wirkt sich nicht positiv auf Skelett und Muskulatur aus.



Beeindruckt durch die Erfahrung des Verlobten der kleinen Schwester habe ich mich auf die Suche nach einem Osteopathen in Hamburg gemacht. Eine geeignete Auswahl war schnell zusammengegooglet und eine Website sprach mich besonders an: Gefälliges Design, informative Texte und auch mein Esoterik-Detektor bewegte sich tief im grünen Bereich. Außerdem war das Foto der Heilpraktikerin rattenscharfsehr ansprechend. Schnell anrufen und einen Termin vereinbaren, bevor die unmittelbare Energie des Aktionismus wieder verfliegt.



Ich saß im Vorraum der Praxis, als auf einmal ein absolut engelsgleiches Wesen die Tür aufmachte, auf mich zukam und mir die Hand entgegenstreckte:




Sie: Sie müssen Alexander sein.


Ich: Örks..argl...dummdidumm... Ja.


Sie: Warten Sie doch noch, bis die Patientin aus dem Raum kommt, dann können Sie schonmal reingehen.


Ich: Örks..argl...dummdidumm... Ja.




Ab diesem Moment Moment war ich beseelt von einem einzigen Gedanken: Wie zum Teufel soll ich es schaffen, nur in Unterhose bekleidet vor dieser Frau zu stehen, ohne sie merken zu lassen, welchen Effekt sie auf mich hat?



Was bei der Untersuchung noch ganz gut ging (da wird ja nur aus sicherer Entfernung betrachtet), war bei der anschließenden Behandlung, ein derber Test meiner Willenskraft. Dank des Käfers an der Decke, auf den ich mich während der Behandlung voll konzentrieren konnte (Da ist ein Käfer an der Decke, da ist ein Käfer an der Decke, da ist ein Käfer an der Decke, da ist ein Käfer an der Decke...), gelang es, meine Aufmerksamkeit von den Händen, die meine Schultern und meinen Rücken durchkneteten, wegzulenken. Und auch das gelegentliche Entlangstreifen meines Arms ("Es ist wichtig, dass Sie diesen Arm passiv halten.") an ihrem weit fallenden Polohemd habe ich gut überstanden. Immerhin war da ja dieser dicke, schwarze Käfer an der Decke.



Die Behandlung dauerte etwa eine halbe Stunde. Wow, hat das gutgetan. Die oberen Halswirbel bewegen sich langsam wieder auf ihre Soll-Stellung zu und ich habe die Hoffnung, dass sich dadurch die Verspannung in meiner Schulter löst.



Sie machte mich noch darauf aufmerksam, dass ich an den nächsten beiden Tagen so etwas wie Muskelkater, der aber keiner ist, erwarten könne (Notiz von heute: check!) und dass sie mir empfiehlt, weitere sechs bis acht Behandlungen zu machen.



Wir sehen uns nächste Woche wieder. Hoffentlich ist dann der Käfer noch da.

Donnerstag, September 14, 2006

Casual Day Has Gone Too Far

Ich werde alt und spießig. Dachte ich mir jedenfalls, als ich gestern beim Verlassen der Broterwerbsstelle im Treppenhaus eine junge Kollegin sah, auf deren schwarzem T-Shirt der Slogan I need a kiss prangte. Jaja, ich weiß, it's a free world, aber als ich das sah, formte sich in meinem Kopf sofort das Wort "unangemessen".

Mittwoch, September 13, 2006

You've got spam!

Aua, aua, aua macht mein Kopf, weil ich ihn dreimal auf die Oberfläche meines Schreibtischs haue. Das macht mir keinen Spaß, aber vielleicht hilft der Schmerz, die Dummheit der Welt zu vergessen.



Auslöser war eine Mail, die Torsten von unserem firmeninternen Spam-Filter erhalten hat. Kann ich Euch nicht vorenthalten:




Von: POSTMASTER@xxxxxxxxxx.de [mailto:POSTMASTER@xxxxxxxxxx.de]

Gesendet: Mittwoch, 13. September 2006 15:57

An: Torsten

Betreff: A spam mail to you was blocked.



Sehr geehrte Anwenderin,

sehr geehrter Anwender,



eine Nachricht wurde von dem Acitve Spam Filter geblockt.

Falls Sie die Nachricht trotzdem erhalten möchten,

wenden Sie sich bitte an das Postfach

DezentraleITPlattformen@xxxxxxxxxx.de.



Mal davon abgesehen, dass dieser Spamfilter weitgehend nutzlos ist, weil auch die offensichtlichsten VI8GrA-Nachrichten durchkommen, tauscht unsere hochheilige Security-Truppe also externen Spam gegen internen aus.



Und jetzt alle zusammen: Aua, aua, aua.

Sonntag, September 10, 2006

Sind wir Papst?

Ein kurzer Gedanke, der mir vor einiger Zeit mal in den Kopf flog und der anlässlich des Papstbesuchs eine gewisse Aktualität hat: Haben wir wirklich einen deutschen Papst? Oder noch prägnanter: Ist der Papst wirklich Deutscher?



IANAL, aber ist es nicht so, dass es im deutschen Rechtssystem keine doppelte Staatsbürgerschaft gibt? Wenn das so ist, dann müsste man doch mal schauen, wie der Vatikan das handhabt. Der Papst ist Staatoberhaupt des Vatikans, folglich wird er höchstwahrscheinlich die vatikanische Staatsbürgerschaft haben (Wenn ich Staat wäre, würde ich es schon zur Bedingung machen, dass mein Staatsoberhaupt auch meine Staatsbürgerschaft hat.). Da ist das Dilemma: Es gibt für Deutsche keine doppelte Staatsbürgerschaft (außer bei manchen durch Geburt), und wenn der ehemalige Herr Ratzinger Präsident des Vatikans ist, kann er -- nach meinem laienhaften Verständnis -- auch keine deutsche Staatsbürgerschaft haben.



[Etwas später] Habe gerade die Verfassung des Vatikans ausgegraben und festgestellt, dass dort keine Aussagen getroffen werden, die meiner Überlegung dienlich sind. Die Verfassung sagt nichts aus über die Staatsbürgerschaft des Papstes. Interessant ist aber Artikel 1, Absatz 1:



Der Papst besitzt als Oberhaupt des Vatikanstaates die Fülle der gesetzgebenden, ausführenden und richterlichen Gewalt.


Gewaltenteilung irgendjemand? Mir war schon klar, dass die katholische Kirche keine basisdemokratische Veranstaltung ist. Ansonsten hätte ich mich mit dem Austritt auch etwas schwerer getan. Aber nach einer Verfassung wie dieser würde sich jeder Diktator und Despot die Finger lecken. Sogar Weißrussland gibt sich da -- auf dem Papier -- demokratischer.